Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators
...“
„Und meinte Michael auch, dein Ruf zählte nicht das Geringste?“
„Mein Ruf?“ Helena flocht sich das Haar und stieg ins Bett. „Der ist schon zerstört, seit ich aus der Schule ausgerissen bin. Miss Madeira erklärte, ich würde niemals einen ordentlichen Mann finden. Ich glaube, sie hat mich mit einem Fluch belegt.“ Sie zog sich die Bettdecke über die Knie. „Gottlob.“
Abigail setzte sich ans Fußende des Bettes und bemühte sich, ihren Zorn zu zügeln. Helena hatte sie gezwungen, Leutnant Butlers Werben zu unterstützen, und dennoch dachte sie sich nichts dabei, sich mit Professor Rowan zu amüsieren!
„Wie dem auch sei, meine sorglosen Zeiten sind ja fast vorüber“, fuhr Helena fort. „Papa wird sehr glücklich sein, wenn ich endlich getraut werde mit... mit...“ Sie musste nachdenken. „Leutnant Butler war es doch, oder?“
Es durchlief Abigail kalt. Wie konnte ihre Schwester sich nur von dem einen Mann umwerben lassen, während sie mit dem anderen herumtollte? Falls der Leutnant das herausbekäme, wäre er am Boden zerstört! Abigail nahm sich erneut fest vor, ihn vor Helenas Leichtsinn zu beschützen.
„Tatsächlich gibt es auch nur einen einzigen Aspekt der Ehe, der mich wirklich interessiert“, erklärte Helena. „Und jetzt“ - sie gähnte, räkelte sich und kuschelte sich unter die Decke - „habe ich entdeckt, dass dieses Interesse auch ohne die Ehe zu befriedigen ' ^ « ist.
Abigail kniete sich auf die Matratze. „Großer Gott! Damit meinst du doch nicht etwa ...?“
Helena lachte vor Freude.
„Also doch“, flüsterte Abigail. „Du ... du hast doch nicht ...?“ Sie fand einfach keine Worte. „Mit Professor Rowan?“
„Seit er in die Dumbarton Street gezogen ist, hat er so getan, als nähme er mich überhaupt nicht zur Kenntnis, also beschloss ich, daran etwas zu ändern. Jemanden zu verführen ist bemerkenswert einfach. Du solltest es auch einmal probieren.“
Abigail starrte ihre Schwester an, die verträumt an die Zimmerdecke blickte, als befände sie sich in einer anderen Welt. Helena sah doch nicht anders aus als sonst, oder? „Du könntest schwanger werden“, flüsterte Abigail. „Hast du das jemals bedacht?“
„Falls das passiert, werde ich eben ganz schnell heiraten.“ Abigail konnte nicht anders; sie musste die nächste Frage einfach stellen. „Wird dies deine Einstellung zu Leutnant Butler ändern?“
„Papa würde es niemals verzeihen, wenn ich den Sohn des Vizepräsidenten zurückweise. Außerdem will Michael mich gar nicht heiraten. Ich glaube, er liebt mich nicht einmal.“ Helena lachte. „Du starrst mich an, als würde mir ein Geweih wachsen.“
Abigail überlegte, ob sie ihre Schwester schelten sollte, doch das würde ohnehin nichts nützen. „War deine ,Entdeckung' nun das Opfer deiner Jungfräulichkeit wert?“
„Jungfräulichkeit wird nur von denen gepriesen, die keine Ahnung haben, wozu eine Ehefrau sonst noch gut ist.“ Helena lächelte. „Und die Antwort auf deine Frage lautet: Ja. Absolut und eindeutig. Ja, es war es wert.“ Helena umarmte ihr Kopfkissen. „Es war die wunderbarste Sache der Welt, Abigail! Man will nicht, dass junge Frauen es herausfinden, doch es ist wahrhaftig wundervoll.“ Sie schenkte ihrer Schwester noch ein letztes leuchtendes Lächeln. „Das ist wie fliegen ...“ Damit schloss sie die Augen.
15. KAPITEL
„ D a soll mich doch gleich - sie haben es getan, ja?“ frag te Jamie am nächsten Tag, als sie zu Albions Zuchtfarm aufbrachen. Er deutete auf Helena und Professor Rowan, die nebeneinander gingen, sich hin und wieder an den Händen berührten und so taten, als hörten sie Jeffries, dem Zuchtmeister, zu, der von den Blutlinien reinrassiger Rösser sprach.
Abigail zwang sich dazu, den kleinen Mann anzuschauen und seinen ernsthaften Ausführungen zu lauschen. „Ich habe keine Ahnung, wovon hier die Rede ist“, gestand sie.
Jamie lachte leise, und es klang beinahe wie Liebesgeflüster. Der warme Geruch von Hafer und Pferden zog durch die Stallungen, während Jeff ries die Besucher durch einen langen, von Boxen flankierten Mittelgang führte.
„Dann will ich etwas deutlicher werden.“ Jamie beugte sich herunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Obgleich Abigail Derartiges noch nie gehört hatte, hatte sie keine Zweifel daran, was es bedeutete.
„Hören Sie auf!“ Sie stieß ihn von sich fort. „Sie sind unglaublich grob.“
„Das kann man wohl sagen. Ich bin tatsächlich
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