Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators
Ihnen gehören?“
„Schon möglich. Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.“
Seine Gleichgültigkeit erregte Abigails Neugier. „Lieben Sie denn Ihr Zuhause nicht?“
„Ein Zuhause ist da, wo man hingehört. Seit vielen Jahren lebe ich nicht mehr hier. Meine Unterkunft in der Dumbarton Street ist mir so lange recht, bis mich meine Reisen anderswohin führen.“ „Und wohin?“
„Wer weiß - Mexiko? Kalifornien? China? Würde Ihnen das Reisen ebenfalls Spaß machen? Vielleicht nach Kalifornien?“
Nachdenklich kaute Abigail ihren Apfel und schaute dabei zum Mars hinauf, den ein zart rosa Schein umgab. „Durchaus“, antwortete sie. „Eines Tages möchte ich gern weitere Reisen unternehmen. Ich würde furchtbar gern das Observatorium im Vatikan besuchen oder mir die Sterne von einem hohen Berg aus ansehen.“
„Weite Reisen würden Ihnen nichts ausmachen?“
Sie legte den Apfelrest aus der Hand und deutete zum Himmel hinauf. „Selbstverständlich nicht. Ich träume von Dingen, die ungezählte Welten entfernt sind. Im Vergleich dazu liegt Kalifornien gleich um die Ecke. Und wie steht es mit Ihnen? Sehnen Sie sich auch nach langen Reisen, um die große Welt zu sehen?“
„Die habe ich bereits gesehen, oder doch zumindest das meiste davon. Vielleicht auch zu viel. Ich blieb ... sehr lange fort.“
Seiner Stimme hörte Abigail an, dass ihm bei seinen Abenteuern irgendetwas zugestoßen sein musste, doch sie wusste nicht, wie sie ihn am taktvollsten danach fragen sollte. „Erzählen Sie mir von
Ihren Reisen“, bat sie, denn sie spürte, dass er mit seiner scheinbaren Unbekümmertheit einen unsichtbaren Umhang um sich zog, hinter dem er sich verbarg.
„Heute Abend nicht. Jeder einzelne Stern am Himmel schaut auf Sie herunter.“
Abigail bedrängte ihn nicht weiter. „Sie haben Ihren Eltern eine große Freude bereitet, als Sie in den Kongress gingen.“
„Woher wollen Sie wissen, dass sie sich darüber freuten?“
„Ihre Mutter erwähnte das. Sie meinte, Sie seien aus dem Ausland heimgekehrt und hätten sofort große Verantwortung übernommen. Ihr Leben sei also genau so verlaufen wie geplant.“
Jamie lachte. „Glauben Sie das?“
„Es scheint doch so.“
„Meine Liebe, wäre mein Leben genau so verlaufen wie geplant, würde ich jetzt mit einer blonden Debütantin aus Richmond verheiratet sein und inzwischen bereits sechs Kinder haben.“ „Vielleicht werden Sie ja ...“
„Eines Tages heiraten? Das werde ich nicht. Nie!“ Er hatte so heftig gesprochen, dass es sie ersc hreckte. Weshalb hatte Mr. Cal houn nur eine so schlechte Meinung von der Ehe?
Lange herrschte Schweigen zwischen ihnen. Der Mond ging auf und vertrieb die Dunkelheit des Himmels. Bläuliches Licht fiel auf die Felder und die stille Bucht.
Abigail fühlte mit einem Mal, dass er sanft über ihre Hand und ihre Schulter strich. Erschrocken zuckte sie zurück. „Was machen Sie denn da?“
„Ich fahre mit unserem Plan fort, oder haben Sie den vergessen? Wenn Boyd Butler Sie besuchen kommt, müssen Sie auf seine Werbung vorbereitet sein, und dazu gehört schließlich auch, dass Sie wissen müssen, wie Sie sich verhalten, wenn ein Mann Sie berührt.“ „Ein Gentleman tut das nicht.“
„Das ist ein Trugschluss, den Frauen verbreiten, die es nicht mögen, wenn man sie berührt. Zu denen gehören Sie doch nicht, oder?“
„Ich ... ich weiß nicht.“
Er legte die Fingerspitzen auf ihren Handrücken und lächelte, als sie wieder zurückzuckte. „Das ist keine Giftspinne.“ Trotzdem zog er seine Hand gleich zurück.
„Sind Sie sicher, dass das nötig ist?“
„Glauben Sie mir, es ist nötig. Mit einer Berührung Zuneigung zu zeigen ist das Natürlichste der Welt. Es zu genießen ist ebenfalls natürlich. Verführung ist etwas Herrliches, doch es bedarf der Übung.“
Im Licht des Mondes sah sie seine Zähne blitzen, während er lächelte. Es behagte Abigail nicht, dass er anscheinend wusste, was sie fühlte, und trotzdem vermochte sie die Wärme nicht zu vertreiben, die sie durchströmte. Sie wünschte, er hätte sich bezüglich ihrer Freude an seiner Berührung getäuscht, doch Tatsache war, dass sie sie viel zu schön fand.
Die Wärme begann tief in ihrem Inneren, strahlte nach außen aus und setzte sie in Brand. Abigail fühlte die Flammen an Stellen, die sie von verstohlenen, verbotenen Blicken in Professor Rowans eselsohriges Anatomiebuch kannte.
„Es wäre jetzt angebracht, die Augen zu
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