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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Schilde führe, nachdem ich Sie hierbehalten habe, und sie haben keine Desinformationskampagne laufen, weil sie genauso verwirrt sind wie wir. In der nächsten Woche wird jemand mit Ihnen Verbindung aufnehmen. Man wird Sie bitten, Informationen aus meinem Büro weiterzuleiten und Ihnen bei der Gelegenheit zugleich eine Menge falsche Informationen geben. Wenn Sie loyal sind und für den Mars spionieren, ist alles in Ordnung. Wenn Sie mir verraten, was die anderen haben wollen, ist es auch in Ordnung. Vielleicht haben die anderen sogar Glück, und Sie tun beides zugleich.«
    Bobbie stellte die Teetasse auf den Schreibtisch und ballte die Hände zu Fäusten.
    »Genau das ist der Grund dafür, dass jeder die Politiker hasst.«
    »Nein. Die Menschen hassen uns, weil wir Macht haben. Bobbie, das alles ist Ihnen zuwider, und das respektiere ich. Ich habe keine Zeit, Ihnen alles zu erklären«, sagte Avasarala. Das Lächeln verschwand, als hätte es nie existiert. »Also nehmen Sie einfach an, dass ich weiß, was ich tue, und wenn ich Sie bitte, etwas Unmögliches zu tun, dann ist der Grund dafür, dass auch Ihr Scheitern irgendwie unserer Sache dient.«
    » Unserer Sache?«
    »Wir spielen hier in demselben Team, und das Spiel heißt: ›Wir wollen beide nicht verlieren.‹ Das ist doch richtig, oder?«
    »Ja.« Bobbie betrachtete den Buddha in seinem Schrein. Er lächelte sie heiter an. Nur ein Mitglied des Teams, schien das pausbäckige Gesicht zu sagen. »Ja, so ist es.«
    »Dann machen Sie, dass Sie hier rauskommen, und rufen Sie alle noch einmal an. Dieses Mal notieren Sie sich, wer sich weigert, Ihnen zu helfen, und schreiben den genauen Wortlauf der Weigerung auf. In Ordnung?«
    »Alles klar, Madam.«
    »Gut.« Avasarala schenkte ihr wieder das sanfte Lächeln. »Verschwinden Sie aus meinem Büro.«
    Bobbie hatte Soren von Anfang an nicht gemocht, und das wurde im Laufe der Zeit nicht besser. Nachdem sie mehrere Tage neben ihm gearbeitet hatte, war ihre Abneigung zu ungeahnten Ausmaßen herangewachsen. Wenn er sie nicht ignorierte, dann war er herablassend. Er redete zu laut am Telefon und nahm nicht einmal Rücksicht, wenn sie selbst mit jemandem sprach. Manchmal hockte er sich auf ihre Schreibtischkante, wenn er mit Besuchern sprach. Er legte zu viel Cologne auf.
    Das Schlimmste war, dass er den ganzen Tag Kekse aß.
    Das war angesichts seines gertenschlanken Körperbaus durchaus beeindruckend, und Bobbie gehörte sicher nicht zu den Menschen, die sich allzu viele Gedanken über die Essgewohnheiten ihrer Zeitgenossen machten. Doch seine Lieblingsmarke stammte aus dem Verkaufsautomaten im Pausenraum und war mit einer Folie verpackt, die jedes Mal, wenn er in die Packung griff, laut knisterte. Zuerst hatte es sie nur gestört. Nach zwei Tagen Knistern, Knurpseln und Kauen platzte ihr der Kragen. Sie trennte die letzte Verbindung, aus der sich sowieso nichts ergeben hatte, und starrte ihn an. Er ignorierte sie und tippte etwas auf dem Schreibtischterminal ein.
    »Soren«, sagte sie. Eigentlich wollte sie ihn bitten, die verdammten Kekse auf einen Teller oder eine Serviette zu legen, damit sie das nervtötende Knistern nicht mehr hören musste. Doch ehe sie etwas sagen konnte, hob er eine Hand, hieß sie schweigen und deutete auf den Ohrstöpsel.
    »Nein«, sagte er. »Das ist jetzt wirklich kein …«
    Bobbie war nicht sicher, ob er mit ihr oder mit jemand anders über den Com sprach. Sie stand auf, ging zu seinem Schreibtisch hinüber und hockte sich auf die Kante. Er schenkte ihr einen bitterbösen Blick, doch sie lächelte nur und hauchte: »Ich kann warten.« Die Tischkante knarrte leise unter ihrem Gewicht.
    Er kehrte ihr den Rücken zu. »Ich verstehe«, sagte er. »Aber dies ist kein guter Moment, um zu besprechen … verstehe. Ich kann wahrscheinlich … verstehe, ja. Foster wird nicht … ja. Ja, ich verstehe. Ich komme.«
    Dann drehte er sich zu ihr, tippte auf den Schreibtisch und trennte die Verbindung.
    »Was ist?«
    »Mir gehen Ihre Kekse auf die Nerven. Das Knistern der Packung macht mich wahnsinnig.«
    »Kekse?« Soren schien ehrlich verblüfft. Bobbie war der Ansicht, dies sei das erste echte Gefühl, das sie in seiner Miene entdeckte.
    »Ja. Könnten Sie sie vielleicht …«, setzte Bobbie an, doch ehe sie den Satz beenden konnte, schnappte Soren die Packung und warf sie in den Recyclingbehälter neben dem Schreibtisch.
    »Zufrieden?«
    »Also …«
    »Ich habe jetzt keine Zeit für Sie,

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