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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Sergeant.«
    »In Ordnung.« Bobbie kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück.
    Soren rang mit sich, als hätte er noch mehr zu sagen, also rief Bobbie nicht die nächste Person auf der Liste an, sondern wartete ab. Wahrscheinlich war es ein Fehler gewesen, ihn auf die Kekse anzusprechen. Eigentlich war es doch gar nicht so schlimm. Wenn sie nur nicht unter so großem Stress gestanden hätte. Wenn Soren endlich mit ihr redete, würde sie sich entschuldigen, weil sie so empfindlich reagiert hatte, und ihm anbieten, ihm eine neue Packung zu kaufen. Doch statt etwas zu sagen, stand er auf.
    »Soren, ich …« Ihr Kollege ignorierte sie und schloss eine Schreibtischschublade auf, aus der er ein kleines Stück Plastik nahm. Es war der Datenträger, den Avasarala ihm vor ein paar Tagen gegeben hatte. Wahrscheinlich hatte er sich daran erinnert, weil er gerade Fosters Namen ausgesprochen hatte. Foster war der Mann vom Datendienst, und nun wollte Soren anscheinend diese kleine Aufgabe erledigen, um ein paar Minuten aus dem Büro verschwinden zu können.
    Dann drehte er sich um und ging zum Aufzug.
    Bobbie hatte einige Botengänge zum Datendienst erledigt und wusste, dass sich das Büro auf derselben Etage und in entgegengesetzter Richtung von den Aufzügen befand.
    »Oh.«
    Sie war müde. Sie hatte Schuldgefühle und war nicht einmal sicher, aus welchem Grund. Sie konnte den Mann nicht ausstehen, so viel stand fest. Der Impuls, den sie jetzt verspürte, entsprang wohl vor allem ihrer eigenen Paranoia und ihrem verwirrten Weltbild.
    Sie stand auf und folgte ihm.
    »Das ist doch wirklich dumm«, schalt sie sich selbst, während sie lächelte und einem Pagen zunickte, der vorbeieilte. Auf einem Planeten kleiner Menschen fiel sie mit ihren mehr als zwei Metern Körpergröße ständig auf. Sie konnte sich nicht unauffällig unter die Einwohner mischen.
    Soren stieg gerade in eine Aufzugkabine. Bobbie blieb stehen und wartete. Durch die mit Aluminium und Keramik verkleidete Tür hörte sie, wie er jemanden bat, auf den Knopf für das Erdgeschoss zu drücken. Also wollte er ganz nach unten auf die Straßenebene. Sie drückte auf den Rufknopf und folgte ihm mit dem nächsten Aufzug.
    Natürlich war er nicht mehr da, als sie dort eintraf.
    Eine riesige Marsianerin, die durch die Lobby des UN-Gebäudes sprintete, würde sicherlich eine Menge Aufmerksamkeit erregen, also verwarf sie diesen Plan. Eine Woge von Unsicherheit, Enttäuschung und Verzweiflung schwappte an die Gestade ihres Bewusstseins.
    Vergiss, dass es ein Bürogebäude ist. Vergiss, dass es hier keine bewaffneten Feinde und keine Truppe als Rückendeckung gibt. Vergiss das alles, und betrachte die Situation als logisches Problem. Denke taktisch. Sei klug.
    »Ich muss klug sein«, sagte sie. Eine kleine Frau in rotem Kostüm, die sich gerade genähert und den Rufknopf des Aufzugs gedrückt hatte, fühlte sich angesprochen. »Wie bitte?«
    »Ich muss klug sein«, erklärte Bobbie ihr. »Ich kann nicht wie eine Verrückte umherlaufen.« Nicht einmal, wenn ich tatsächlich etwas Verrücktes und Dummes tun will.
    »Ich … verstehe.« Die Frau drückte noch einige Male auf den Rufknopf. Neben dem Aufzug entdeckte Bobbie ein öffentliches Terminal. Wenn du das Ziel nicht finden kannst, schränke dessen Bewegungsfreiheit ein. Sorge dafür, dass es zu dir kommt. Genau. Bobbie rief die Lobby an. Ein automatisches System mit äußerst realistischer, aber geschlechtsneutraler Stimme fragte sie nach ihren Wünschen.
    »Bitte rufen Sie Soren Cottwald zum Empfang in der Lobby«, sagte Bobbie. Der Computer am anderen Ende der Leitung bedankte sich dafür, dass sie das automatische Hilfssystem der UN benutzt hatte, und trennte die Verbindung.
    Es war fraglich, ob Sorens Terminal eingeschaltet war oder ob er es angewiesen hatte, alle eingehenden Rufe abzublocken. Oder er ignorierte nur diesen Ruf. Sie suchte sich eine Couch mit Blick auf den Empfang und verschob einen Ficus, der ihr etwas Deckung bot.
    Zwei Minuten später trottete Soren zum Empfang. Die Haare waren stärker vom Wind zerzaust als üblich. Anscheinend war er schon ein ganzes Stück weit weg gewesen, als ihn der Ruf erreicht hatte. Jetzt redete er mit einer menschlichen Empfangsdame. Bobbie bewegte sich unterdessen seitlich durch die Halle zu einem kleinen Kiosk, der Kaffee und Snacks feilbot, und versteckte sich, so gut es ging. Nachdem sie etwas auf ihrem Tresen eingetippt hatte, deutete die Empfangsdame zu dem Terminal neben

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