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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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ausziehen, und so hatten sie und Ted das Reihenhaus ganz für sich allein. Es kam ihr vor wie ein Palast. Während der ersten Wochen und Monate ihrer Ehe fühlte sie sich immer glücklicher und sagte ihrer Mutter, dass sie das Richtige getan hatte.
    Als junger Mann war Ted so vorausschauend gewesen, eine Versicherung abzuschließen, die an seinem sechzigsten Geburtstag fällig wurde. Jetzt musste er nie wieder arbeiten gehen. Winnie hingegen wollte den Posten im Zeitungsladen nicht aufgeben. Sie war so sehr an harte Arbeit gewöhnt, dass es sie tödlich gelangweilt hätte, nichts zu tun zu haben, doch da Ted sich wünschte, sie solle doch mehr Zeit mit ihm zu Hause verbringen, willigte sie ein, ihre Arbeitszeit einzuschränken. Sie führten ein glückliches Leben.
    Winnie war vierundvierzig, als ihre Periode aussetzte. Sie dachte, es seien die Wechseljahre. Sie fühlte sich etwas seltsam, aber ihre Mutter erklärte ihr, dass sich alle Frauen während der Menopause eigenartig fühlten und dass sie sich keine Sorgen machen müsse. Sie arbeitete weiter im Zeitungsladen und überging alle Anfälle von Übelkeit. Erst sechs Monate später bemerkte sie, dass sie zunahm. Ein weiterer Monat verging, doch dann bemerkte Ted eine harte Stelle in ihrem Bauch. Seit er den Krebstod seiner ersten Frau miterlebt hatte, bereiteten ihm verhärtete Stellen große Sorgen. Er bestand darauf, dass sie zum Arzt ging, und begleitete sie in die Praxis.
    Die Untersuchung brachte als Ergebnis zutage, dass sie im fortgeschrittenen Stadium schwanger war. Beide waren wie vor den Kopf gestoßen. Es lässt sich nur vermuten, warum diese naheliegende Erklärung beiden nicht in den Sinn gekommen war, aber so war es und so traf die Nachricht beide wie ein Hammer.
    Es blieb nicht viel Zeit, alles für das Baby vorzubereiten. Winnie kündigte noch am gleichen Tag im Zeitungsladen und meldete sich bei den Schwestern zur Entbindung an. Eilig bereitete man das Schlafzimmer vor und kaufte alles Nötige für das Baby. Vielleicht war es die Anschaffung eines Kinderwagens und zierlicher, weißer Bettwäsche, was Ted so sehr rührte. Über Nacht verwandelte er sich von einem etwas verwirrten und seltsamen älteren Herrn in einen überaus stolzen werdenden Vater. Mit einem Mal wirkte er zehn Jahre jünger.
    Vierzehn Tage später setzten bei Winnie die Wehen ein. Wir hatten dafür gesorgt, dass ein Arzt bei der Entbindung anwesend war, da sie nur wenig Zeit für pränatale Vorsorge gehabt hatte und weil Winnie, inzwischen fünfundvierzig, für eine Schwangere recht alt war.
    Ted hatte sich genau gemerkt, was wir benötigten, und unsere Ratschläge beherzigt. Man hätte es nicht sorgfältiger und genauer planen können. Er hatte Winnies Mutter gebeten, nicht zu kommen. Er wollte ihr Bescheid sagen, sobald das Baby da war. Er hatte sich Bücher über Geburt und Babypflege besorgt, in denen er ständig las. Als die Wehen einsetzten, rief er uns an: glücklich und voller Vorfreude, gemischt mit ein klein wenig Anspannung.
    Ich traf fast gleichzeitig mit dem Arzt ein. Es war noch früh in der ersten Geburtsphase und wir hatten bereits vereinbart, dass ich während der gesamten Entbindung bei ihr bleiben sollte, von Beginn an bis zum Ende der dritten Phase. Der Arzt untersuchte sie und sagte, er wolle wieder gehen, aber vor seiner Abendsprechstunde noch einmal anrufen, um sich über den Fortgang zu informieren.
    Ich setzte mich, denn ich konnte zunächst nur abwarten und beobachten, was geschah. Ich empfahl ihr, sich nicht hinzulegen, sondern ein wenig umherzugehen. Ted nahm Winnies Arm und führte sie behutsam den Gartenpfad hinunter und wieder hinauf. Sie hätte durchaus auch allein gehen können, aber er wollte gut für sie sorgen. Es war ihm ein inneres Bedürfnis und dabei dachte er gar nicht darüber nach, dass sie noch zwei Wochen zuvor zum Zeitungsladen und zurück geeilt war. Ich schlug ein Bad vor. Das Haus verfügte über ein Badezimmer und so erhitzte er Wasser und half ihr sorgsam in die Wanne. Er wusch sie, half ihr vorsichtig wieder hinaus und trocknete sie wieder ab. Ich riet zu einer leichten Mahlzeit, also kochte er ihr ein Ei. Er hätte nicht noch mehr tun können.
    Ich betrachtete die Bücher, die er sich in der Bücherei ausgeliehen hatte: Die natürliche Geburt von Grantley Dick Read, Geburtshilfe von Margaret Myles, Das Neugeborene , Optimistische Eltern , Das heranwachsende Kind , Vom Säugling zum Teenager . Er hatte seine Hausaufgaben

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