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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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drein. Sie hatten versucht, mich mit Bier und süßlichem Gerede weichzuklopfen, und waren der festen Überzeugung gewesen, ich würde ihnen ihre haarsträubende Geschichte abkaufen, dass sie abgebrannt und aus ihrer Bude geflogen waren. Ob ich sie denn nicht durch die Hintertür ins Nonnatus House schmuggeln könne. Die männlichen Vertreter unserer Spezies sind manchmal herrlich naiv.
    Es war ein lustiger Abend gewesen – eine schöne Abwechslung und eine Ablenkung von den Härten der täglichen Arbeit. Ich hatte leckeres Bier getrunken und mich ausgelassen unterhalten, aber jetzt war es Zeit aufzubrechen. Der Weg zurück zum East End war weit, nach elf Uhr fuhren nicht mehr viele Busse, ich musste am nächsten Morgen um halb sieben aufstehen und hatte einen langen Arbeitstag vor mir. Ich stand auf. Mir war eine Idee gekommen. Es wäre zu schade gewesen, die beiden völlig zu enttäuschen.
    »Aber wollt ihr nicht mal sonntags zum Mittagessen kommen?«
    Dieser Vorschlag stieß sofort auf begeisterte Zustimmung.
    »In Ordnung. Ich werde Schwester Julienne fragen und euch anrufen, um einen Termin zu verabreden. Jetzt muss ich aber los.«
    Am nächsten Tag sprach ich mit Schwester Julienne. Sie hatte bereits von Jimmy gehört, als ich nach meinem nächtlichen Bad im Meer vor Brighton erst um zehn Uhr zur Arbeit erschienen war. Meiner Idee stimmte sie sofort zu.
    »Das wäre doch wunderbar. Sonst bewirten wir immer nur Missionare im Ruhestand oder Prediger auf der Durchreise. Eine lebhafte Runde junger Männer wäre für uns alle eine große Freude.«
    Sie fand einen Termin drei Wochen später, an dem wir keine anderen Gäste am Sonntagmittag erwarteten, und ich rief Jimmy an, um die Verabredung festzumachen.
    »Glaubst du, die Nonnen könnten die Essenseinladung auf drei Personen ausdehnen? Alan würde auch gerne mitkommen. Er hofft auf eine Story.«
    Alan war Reporter und er kam in seinem ersten Job an der Fleet Street mehr schlecht als recht über die Runden. Ich hielt es für sehr wahrscheinlich, dass Schwester Julienne nichts gegen einen weiteren Gast am Tisch einzuwenden hatte, doch ich glaubte nicht, dass Alan aus unserem Mittagessen eine großartige Story herausholen konnte. Doch junge Reporter sind immer optimistisch – zumindest solange sie sich noch nicht in etwas verbissen haben.
    Die Mädchen waren angesichts der Aussicht, dass sich drei junge Männer zum Sonntagsmahl ankündigten, ganz aufgekratzt. Wir waren alleinstehende Krankenschwestern, die unter der Woche ein nahezu endloses Arbeitspensum und daher kaum Gelegenheit hatten, ungebundene junge Männer kennenzulernen. Die Erwartungen waren groß.
    Amüsiert versuchte ich mir vorzustellen, wie das Essen abliefe. Wie würden die Jungs sich uns gegenüber verhalten? Wie würden sie auf die Nonnen reagieren, vor allem auf Schwester Monica Joan? Und natürlich war es sicher interessant, später Alans »Story« zu lesen.
    Der Tag kam, es war warmes und klares Wetter und es war nicht zu erwarten, dass bei einer unserer Patientinnen die Wehen einsetzten, was die Mittagsgesellschaft gestört hätte. Alle waren außer sich vor Aufregung. Hätten die Jungs gewusst, für wie viel Aufruhr sie in einer ganzen Reihe weiblicher Herzen sorgten, sie hätten sich sehr geschmeichelt gefühlt. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht hätten sie es angesichts ihres umwerfenden Charmes für selbstverständlich gehalten.
    Sie trafen gegen halb eins ein, als die Schwestern gerade zur Terz, dem Mittagsgebet, in die Kapelle gegangen waren.
    Ich öffnete die Tür. Sie hatten sich tüchtig herausgeputzt: graue Anzüge, frisch gewaschene Hemden und auf Hochglanz polierte Schuhe. So hatte ich sie sonntagmorgens noch nie gesehen. Offenbar war ein Mittagessen im Kloster eine neue Erfahrung für gewiefte, weltgewandte junge Männer. Sie wirkten jedoch ein wenig unsicher.
    Wir tauschten Küsschen, wenn auch auf etwas formellere Art – ohne Umarmung, ohne Lachen und ohne beiläufige Späßchen – nur ein förmlicher Kuss und ein höfliches »Wie gehts? Habt ihr gut hergefunden?«.
    Ich fühlte mich ein wenig unwohl, aber Konversation zu betreiben ist mir noch nie leichtgefallen. Wir alle kennen unsere Bekannten in bestimmten Situationen, aber außerhalb dieses gewohnten Umfelds geben sie sich oft völlig anders. Ich kannte Jimmy seit unserer Kindheit, die anderen traf ich normalerweise in den Pubs von London. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und stand einfach unbeholfen da. Dabei

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