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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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der Heiligkeit ohne jeglichen Vorläufer oder eine gleichwertige Offenbarung des Universums, ebenfalls ohne Vorläufer?«, erkundigte sie sich höflich.
    Der ganze Tisch schaute auf Alan, der um Worte rang. Ich lachte mich innerlich halb tot. Das war noch besser, als ich erwartet hatte.
    »Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.«
    »Ach, kommen Sie. Als junger Mann von Ihrem intellektuellen Format haben Sie doch sicher die Wirkung Ihrer Überlegungen als Ausgeburt der Energie erkannt, die die Aktivität Ihrer multiplen Zentren hervorbringt. Ihre Gedanken sind Vibrationen des Horizontalen, die Vermittlung der positiven und negativen Polaritäten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie über Ihre Gedanken nicht nachgedacht haben. Es ist die Pflicht eines jeden großen Mannes, sich über die Vortrefflichkeit des Intellekts Gedanken zu machen oder, um es einfacher auszudrücken, über die hörbare Auswirkung des göttlichen Bewusstseins innerhalb der Grenzen der Zergliederung. Finden Sie nicht?«
    Mike musste prusten und Cynthia versetzte ihm einen heimlichen Rippenstoß. Trixie erstickte fast und ließ einen Erbsenschauer über den Tisch niedergehen. Jimmy und ich sahen einander in stiller Freude an. Dem armen Alan wurde klar, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren, und er war so anständig zu erröten.
    Schwester Monica Joan murmelte, wie zu sich selbst, aber laut genug, dass alle es hören konnten: »Wie süß. Alt genug, den Besserwisser zu spielen, aber zum Rotwerden noch jung genug. Überaus reizend.«
    Nachdem sie Alan elegant losgeworden war, wandte sie sich nun ihrer Röstkartoffel zu.
    Schwester Julienne schaute strahlend in die Runde. »Wer möchte noch ein Stück Roastbeef? Und ich bin mir sicher, dass Mrs B. noch einen Yorkshirepudding im Ofen hat. Mike, Sie sehen aus, als könnten Sie gut mit Fleisch umgehen. Ob Sie wohl für alle, die noch Nachschlag wollen, ein Stück Braten abschneiden würden?«
    Mike nahm das Bratenmesser, wetzte es mit Verve und schnitt großzügige Portionen zurecht. Mrs B. brachte einen zweiten, dampfend heißen Yorkshirepudding. Die Jungs hatten Wein mitgebracht und jemand stellte die passenden Gläser hin. Wir tranken im Nonnatus House üblicherweise zum Mittagessen keinen Wein, aber Schwester Julienne sagte, dass angesichts eines so besonderen Anlasses alle Regeln hinfällig seien. Die Nonnen kicherten wie Schulmädchen, während sie ihren Wein tranken, und murmelten: »Oh, was für ein Genuss – köstlich – Sie müssen uns wieder einmal besuchen.«
    Jimmy und Mike waren bestens in Form. Man musste zugeben, dass sie über viel Charme und die richtigen Umgangsformen verfügten, sodass das Mittagessen ein voller Erfolg wurde. Sogar Schwester Evangelina entspannte sich und lachte mit Jimmy; wobei es allerdings, wie mir bewusst wurde, sehr leicht ist, mit dem guten Jimmy zu lachen. Nur Chummy war ganz still. Sie wirkte nicht unglücklich, eher vorsichtig, als sei sie sich bewusst, dass sie jederzeit ein Glas Wein umstoßen oder die Suppenterrine in die Ecke segeln lassen konnte. Sie traute sich nicht, sich gemeinsam mit uns zu vergnügen. Aber sie lächelte still vor sich hin und schien sich auf ihre Weise zu freuen.
    Der Einzige, der nicht glücklich aussah, war Alan. Ja, er wirkte geradezu wütend. Schwester Julienne versuchte mehrfach, ihn in die Unterhaltung miteinzubeziehen, aber davon wollte er nichts wissen. Eine neunzigjährige Nonne hatte ihn vor allen wie einen Idioten aussehen lassen, das konnte er ihr nicht verzeihen, ihr nicht und auch den anderen nicht. Seine Story hat er nie geschrieben, wie ich später erfuhr.
    Zu meinem großen Entsetzen erzählte Mike die Geschichte, wie er mit Jimmy drei Monate lang im Trockenraum des Schwesternwohnheims gelebt und zweimal am Tag in winterlicher Dunkelheit über die gefährliche Feuerleiter geklettert war. Das besagte Krankenhaus hatte ich vor langer Zeit verlassen und konnte natürlich nicht mehr gefeuert werden, aber ich befürchtete, dass die Schwestern nicht gerade erfreut über meine Jugendsünden wären. Ein Blick hinüber zu Schwester Julienne, deren Gesicht vom Wein ein wenig gerötet war, beruhigte mich wieder. Sie sah mich an und lachte.
    »Da sind Sie aber ein Risiko eingegangen. Ich kann mich erinnern, wie ein junger Mann einmal im Schlafzimmer einer Krankenschwester in St Thomas’s ertappt wurde. Das Mädchen wurde sofort entlassen. Sie war eine gute Krankenschwester. Es war

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