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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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sich hastig Notizen.
    Wir hörten von der Kapelle her die Glocke läuten und wenig später waren die Schritte der Schwestern zu vernehmen. Schwester Julienne, klein, stämmig und mütterlich, betrat schwungvoll die Küche. Sie betrachtete die Jungs mit ehrlicher Zuneigung und breitete die Arme aus.
    »Ich habe so viel von Ihnen gehört und es ist uns eine echte Freude, Sie bei uns zu haben. Mrs B. hat Roastbeef mit Yorkshirepudding gekocht, danach gibt es Apfelkuchen. Glauben Sie, das wird Ihnen schmecken? Was meinen Sie?«
    Drei lässige, weltgewandte junge Männer verwandelten sich in kleine Jungen, die von ihrer Lieblingstante Süßigkeiten bekamen.
    Wir betraten den Speisesaal. Nach dem Tischgebet, bei dem sich die Jungs amüsierte Blicke zuwarfen und schließlich verlegen »Amen« murmelten, ließen wir uns an dem großen, quadratischen Tisch nieder und Mrs B. brachte den Servierwagen herein. Wie gewöhnlich teilte Schwester Julienne aus und Trixie brachte jedem seinen Teller.
    Alan sah unverschämt gut aus. Er hatte perfekte, ebenmäßige Züge, gepflegte Haut, dunkle Locken und sanfte, dunkle Augen mit Wimpern, für die jedes Mädchen einen Mord begehen würde. Ich war ihm schon einige Male begegnet, und immer wenn ihn die Mädchen in Scharen umschwärmten, um einen Blick aus seinen strahlenden Augen zu erhaschen, war mir aufgefallen, dass er sie wie einen netten Zeitvertreib behandelte, der ihm letztlich wenig bedeutete. Er sah sich selbst als »Meinungsführer«. Mit einem Abschluss in Philosophie an der Universität Cambridge hatte er sich verschiedene Ansichten über das Leben von anderen abgeschaut, ohne dass er in seinem Leben viel davon umgesetzt hatte. Die Sorgen und Nöte, die die meisten von uns plagen, mussten erst noch zu ihm vordringen, um sein überlegenes Selbstbild zu zerstören. Er hielt große Stücke auf seine eigene Intelligenz, die meiner Beobachtung nach zwar recht ausgeprägt, aber keinesfalls überragend war. Er legte Notizblock und Bleistift neben sich auf die Tafel – das war zwar unhöflich, aber Alan machte sich nichts aus Umgangsformen; er war bei der Arbeit und nicht Gast einer Mittagessensgesellschaft.
    Sein Platz war neben Schwester Monica Joan und das ärgerte ihn ein wenig, denn wahrscheinlich befand er sie für zu alt, als dass sie für seine Leserschaft interessant sein konnte. Er hatte neben Schwester Bernadette sitzen und mit ihr über die Auswirkungen des neu gegründeten National Health Service auf bisherige Behandlungsmethoden reden wollen. Doch nichts sollte ihn von seinem Vorhaben abbringen und so wandte er sich quer über den Tisch hinweg an Schwester Bernadette.
    »Da Nonnen Dienerinnen Gottes sind, der Staat aber nun die Organisation der Geburtshilfe übernommen hat, sehen Sie sich jetzt in der Rolle von Dienerinnen des Staates?«
    Er hatte alles sorgfältig geplant, denn er wollte in seiner Story zeigen, wie überflüssig Religion sei. Das würde seinem Chefredakteur gefallen.
    Schwester Bernadette hatte sich gerade freudig ihrem Yorkshirepudding zugewandt und war auf eine derartige Frage nicht vorbereitet. In den zehn Sekunden, die sie brauchte, um sich eine passende Antwort zu überlegen, wandte sich Schwester Monica Joan an ihn.
    »Im winzigen Kompass unseres Geistes hat sich die Silberschnur gelöst. Der Staat ist der Diener des Reichsapfels. Der Diener ist weiser als der organische Wachstumsprozess, den die Wahrheit am Gipfel des Springquells unterscheidet. Sehen Sie sich in der Rolle eines der zweiundvierzig Richter der Toten?«
    »Was?«
    Alan vergaß mit offenem Mund und erhobener Gabel, zu kauen.
    »Äh, also … ich meine … Verzeihung?«
    »Seien Sie bitte so gut, Ihre Gabel nicht so vor meinem Gesicht zu schwenken, junger Mann. Legen Sie sie hin«, sagte Schwester Monica Joan bestimmt. Ihre Augen verliehen ihrem Befehl Nachdruck. »Wir sprachen über die Rolle des freien Geistes, der durch das Zusammenfließen mehrerer Zentren seine Freiheit erlangte, bis Sie mir Ihre Gabel auf so unhöfliche Weise ins Ohr stießen. Aber was stört es mich? Lassen Sie uns mit Gott gehen und das Unannehmbare annehmen. Bis zum Rückzugsort des Geistes ist es ein langer Weg. Sind noch Röstkartoffeln da? Ich hätte gern eine weiche und noch etwas Zwiebelsoße bitte.«
    Sie reichte ihren Teller weiter und betrachtete Alan mit einer gewissen Abneigung von der Seite. Doch sie war durchaus bereit, die Diskussion fortzuführen.
    »Betrachten Sie Ihre Rolle als eine neue Form

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