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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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1890er-Jahren stammen mussten! Was war dann geschehen? Aber sie konnte sich nicht erinnern.
    »Ich weiß nur noch, dass das Pferd am Geländer angebunden war.«
    Wie schade! Das Leben geht so schnell vorüber und die Vergangenheit ist so reich an Ereignissen. Ich wollte mehr erfahren. Sie war in diesem Moment bei völlig klarem Verstand, und da ich wusste, wie schnell er sich wieder verdunkeln konnte, fragte ich, ob sie die Disziplin und die kleinlichen Einschränkungen im Pflegeberuf als unerträglich empfunden hatte.
    »Keineswegs. Nach den Beschränkungen und Zwängen in der Familie war die Krankenpflege eine Welt der Freiheit und des Abenteuers. Wir genossen nicht die Freiheiten, die ihr jungen Leute heute habt. Es betraf uns alle gleich. Ich erinnere mich an meinen Cousin Barney. Seine Mutter, meine Tante, hatte ein französisches Hausmädchen. Eines Tages – am helllichten Tag, meine Lieben – trat sie, meine Tante, auf die Terrasse heraus und sah, wie das französische Hausmädchen auf einem Stuhl saß und Barney kniete vor ihr und zog dem Mädchen den Schuh an. Den Schuh.«
    Sie machte eine Pause und sah in die Runde.
    »Nicht etwa den Unterrock oder so etwas. Nur den Schuh. Meine Tante schrie und fiel in Ohnmacht, wie man mir erzählte. Das Mädchen wurde sofort entlassen und die Familie war so erschüttert, dass man Barney einen Zehnpfundschein und eine Fahrkarte nach Kanada in die Hand drückte – einfache Fahrt. Man hat nie wieder etwas von ihm gehört oder gesehen.«
    Mike äußerte die Vermutung, dass nach Kanada geschickt zu werden wahrscheinlich das Beste war, was Barney hatte passieren können. Schwester Monica Joan wirkte nachdenklich und antwortete schließlich: »Das würde ich auch gerne glauben. Aber es ist ebenso wahrscheinlich, dass der arme Barney im kanadischen Winter an Hunger oder einer Krankheit starb.«
    Das war ein ernüchternder Gedanke. Ich bat sie, noch mehr zu erzählen. Sie lächelte mich nachsichtig an.
    »Ich bin nicht zu deiner Unterhaltung da, meine Liebe. Dass ich hier bin, verdanke ich der Gnade Gottes. Viermal zwanzig Jahre und zehn sind es nun. Das sind einmal zwanzig zu viel … zu viel.«
    Sie schwieg eine Minute lang und niemand wagte zu sprechen. Sie hatte so viel erlebt und in ihrem Leben so viel getan – in ihrer Jugend hatte sie sich Unabhängigkeit erkämpft, sie war in ihren besten Jahren in einen Orden eingetreten und hatte während des Kriegs mit fast achtzig als Krankenpflegerin und Hebamme in den Docks von London gearbeitet. Wer konnte Ähnliches von sich behaupten?
    Mit einem irgendwie amüsierten, irgendwie fragenden Ausdruck in ihrem zarten Blick sah sie uns an, wie wir da saßen, jung, leichtsinnig und oberflächlich. Ihr Ellbogen ruhte auf dem Tisch, ihre schmalen Finger stützten ihr Kinn. Ihre Ausstrahlung hielt uns gefangen.
    »Ihr seid alle noch so jung«, sagte sie, ganz in Gedanken. »Die Jugend ist die erste frische Frühlingsblüte.«
    Sie hob den Kopf und wandte sich uns vielsagend mit ausgebreiteten Armen zu. Ihr Gesicht erstrahlte, ihre Augen glänzten und ihre Stimme war voll triumphierender Freude.
    »Also: ›Singt, ihr Lieben, singt / Eh’ eure Blüte welkt / Des nächsten Frühjahrs Blütenpracht zu nähren.‹«

Smog
    Conchita Warren erwartete ihr fünfundzwanzigstes Baby. Ich hatte die Familie im vergangenen Jahr recht häufig besucht, denn in Liz Warren hatte ich meine Lieblingsschneiderin entdeckt. Sie war mit zweiundzwanzig Jahren die älteste Tochter und nähte Kleider, seit sie ihre erste Puppe bekommen hatte. Sie habe nie etwas anderes tun wollen, erzählte sie mir. Nachdem sie mit vierzehn die Schule verlassen hatte, ging sie sogleich bei einer Schneiderei für gehobene Ansprüche in die Lehre und arbeitete anschließend weiter für diese Firma. Für gewöhnlich nahm sie in der Wohnung keine privaten Aufträge an, denn sie fand, dass sie bei dem Chaos unmöglich Damen zum Maßnehmen ins Haus bitten konnte. Da ich jedoch daran gewöhnt war, wie es dort aussah, machte es uns beiden nichts aus. Sie war eine Meisterin ihres Faches und hatte viel Freude daran, mir über viele Jahre hin Sachen zu nähen.
    Kleider waren schon immer meine Leidenschaft, ich investierte viel Zeit und Kraft in meine Garderobe. Meine Kleider ließ ich mir schneidern, für Modelle von der Stange hatte ich nur ein Naserümpfen übrig. Heute wäre das nicht nur ungewöhnlich, sondern auch schrecklich teuer, nicht so in den 1950er-Jahren. Es war sogar

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