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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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Muttermund vollständig zu blockieren, wenn ihn Wehen nach unten in die Querlage drücken. Ohne chirurgischen Eingriff lässt sich der Tod des Babys dann nicht vermeiden. Ich tastete die Gebärmutter ab und versuchte die Lage des Babys zu ermitteln, doch es nützte nichts. Die Lage blieb unklar. Eine vaginale Untersuchung hätte vielleicht weitergeholfen, aber wir konnten Conchita nicht zum Mithelfen bewegen.
    Wir konnten nur warten. Die Minuten zwischen den Wehen fühlten sich endlos an. Inzwischen kamen sie alle drei Minuten. Conchitas Puls raste – 150 Schläge pro Minute – und ihr Atem schien mir immer flacher zu werden. Ihr Blutdruck war kaum wahrnehmbar. Ich betete, dass bald ein Klopfen an der Tür das Eintreffen des Arztes oder des Krankenwagens ankündigte, aber nichts geschah. Im ganzen Haus war es still, bis auf Conchitas leises Stöhnen, während die Wehen kamen und wieder abebbten.
    Unweigerlich wurden die Wehen stärker und Conchita begann zu schreien. Nie in meinem Leben, nicht davor und nicht danach, habe ich solch schreckliche Laute gehört. Sie drangen aus der Tiefe ihres gequälten Körpers, mit einer Macht und einer Kraft, die ich ihr in ihrem fiebrigen, geschwächten Zustand nicht zugetraut hätte. Sie schrie und schrie mit weit aufgerissenen, blinden Augen und die Schreie hallten in Wellen von den Mauern und der Decke des Zimmers wider. Sie krallte sich fest an ihren Mann, bis er an Brust und Armen und im Gesicht blutete. Er versuchte sie weiter zu halten und sie zu trösten, doch nichts davon erreichte sie mehr.
    Ich fühlte mich hilflos. Ich wagte nicht, ihr etwas zu geben, was den Schmerz gelindert oder sie beruhigt hätte, denn ihre Puls- und Blutdruckwerte waren derartig schlecht, dass ich mir fast sicher sein konnte, dass Medikamente sie umbrächten. Ich dachte, dass sie eine Chance zu überleben hatte, wenn das Baby sich in einer normalen Lage befand. Wenn es hingegen eine Querlage war, würde sie sterben, sollte der Krankenwagen nicht bald kommen. Ich kam nicht an sie heran, um die Gebärmutter abzutasten oder auch nur ihr Bein festzuhalten, denn sie warf sich mit der Kraft eines Tiers in der Falle auf dem Bett umher.
    Die arme Liz sah völlig verstört aus. Len versuchte Conchita mit seiner unerschütterlichen Liebe immer noch in seinen Armen zu halten und sie zu trösten. Sie grub ihre Zähne mit der Kraft einer Bulldogge in seine Hand und hielt ihn fest. Er schrie nicht, aber er winselte vor Schmerzen, und Schweiß und Tränen rannen ihm über das Gesicht. Er versuchte nicht einmal, ihre Kiefer auseinanderzubiegen oder seine Hand wegzuziehen. Ich musste fürchten, dass sie ihm eine Sehne durchtrennte. Schließlich ließ sie die Hand los und warf sich auf die andere Seite des Betts.
    Und dann war alles so plötzlich vorbei, wie es angefangen hatte. Sie schrie und presste wie wahnsinnig und alles – Fruchtwasser, Blut, Fötus und Plazenta – ergossen sich in einem Schwall auf die Bettlaken. Erschöpft sank sie zurück.
    Ich konnte ihren Puls nicht fühlen. Ihr Atem schien stillzustehen. Aber ich spürte einen leise flatternden Herzschlag, also horchte ich mit meinem Stethoskop. Er war schwach und unregelmäßig, aber er war da. Der Fötus war blau und ganz offenbar tot. Ich schnappte mir eine große Nierenschale von der Kommode, schaufelte alles hinein und stellte sie wieder ab.
    »Jetzt müssen wir sie schnell wieder aufwärmen«, sagte ich, »wir müssen sie sauber machen und bequem hinlegen, wenn sie es schaffen soll. Hilf mir, Liz – sauberes, warmes Bettzeug und ein paar Wärmflaschen. Ich sehe mir gleich die Plazenta an, ob sie auch vollständig ist. Es wäre auch gut, ihr etwas Warmes zu trinken zu bringen. Das Wichtigste ist jetzt, den Schock zu behandeln. Und lasst uns alle beten, dass die Blutungen nicht schlimmer werden.«
    Len ging hinaus, um Anweisungen zu erteilen und die schockierten Familienmitglieder, die sich an der Tür versammelt hatten, zu beruhigen. Liz und ich zogen die verschmutzte Bettwäsche unter Conchita hervor, um das Bett zu säubern. Schon kam Len mit sauberen Laken und Wärmflaschen zurück und ich fing mit Liz an, den leblosen Körper bequem zu betten.
    Dann muss Len zur Kommode hinübergegangen sein. Liz und ich standen mit dem Rücken zu ihm und kümmerten uns um Conchita. Wir hörten, wie er den Atem anhielt.
    »Es lebt!«
    »Was!«, rief ich.
    »Es lebt, hab ich gesagt. Das Baby lebt. ’s bewegt sich.«
    Ich stürzte hinüber zur Kommode und

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