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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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durch die Straßen gelaufen un hab sie gesucht, nur gefunden hab ich sie nich. Natürlich nich. Am Morgen is sie immer nach Haus gekommen un hat mir ’n Haufen Lügen erzählt, als wär ich blöd, un dann is sie zur Schule. Als sie sechzehn war, hat sie gesagt, dass sie ihren Dick heiraten will. Ich hab gedacht, dass sie wahrscheinlich eh schwanger war, also hab ich gesagt: ›Das is das Beste, was du tun kannst, mein Liebes.‹«
    Sie heirateten und zogen in zwei Zimmer im Block »Baffin«. Schon von Anfang an tat Molly nichts im Haushalt. Marjorie besuchte sie und versuchte ihrer Tochter zu zeigen, wie man eine Wohnung in Ordnung hält, doch ohne Erfolg. Bei ihrem nächsten Besuch war es wieder so schmutzig wie zuvor.
    »Ich weiß nich, wo sie diese faule Art herhat«, sagte Marjorie.
    Anfangs machten Dick und Molly einen glücklichen Eindruck, und obwohl Dick offenbar keiner regelmäßigen Arbeit nachging, erhoffte sich Marjorie das Beste für ihre Tochter. Das erste Baby kam zur Welt und Molly schien glücklich zu sein, doch schon bald ging es bergab. Marjorie bemerkte blaue Flecken am Hals und an den Armen ihrer Tochter, eine Wunde über dem Auge und einmal humpelte sie sogar. Jedes Mal erzählte Molly, sie sei hingefallen. In Marjorie regte sich ein Verdacht, doch ihre Beziehung zu Dick, die nie herzlich gewesen war, zerbrach allmählich ganz.
    »Er hasst mich«, sagte sie, »und lässt mich gar nicht mehr zu ihr und den Jungs. Und ich kann nix machen. Ich weiß nich, was schlimmer is. Zu wissen, dass er meine Tochter schlägt, oder zu wissen, dass er die Kinder schlägt. Am besten wars, als er mal sechs Monate gesessen hat. Da hab ich gewusst, jetzt passiert ihnen nix.«
    Wieder musste sie weinen und ich fragte sie, ob die Sozialarbeiter ihr irgendwie helfen könnten.
    »Nein, nein. Sie sagt kein Wort gegen ihn, macht se nich. Er hat sie so im Griff, ich glaub, sie hat schon gar keinen eigenen Kopf mehr.«
    Ich empfand großes Mitgefühl für die arme Frau und ihre unvernünftige Tochter. Am meisten bewegte mich jedoch das Schicksal der beiden kleinen Jungen, die ich damals, als ich während des Streits erschienen war, in einem so mitleiderregenden Zustand erlebt hatte. Und jetzt war ein drittes Kind unterwegs.
    Ich sagte: »Der Hauptgrund für meinen Besuch bei Ihnen ist das Baby, das bald geboren wird. Molly ist für eine Hausgeburt angemeldet, aber ich glaube, dass das nur möglich war, weil Sie die Wohnung vor unserer Begehung aufgeräumt hatten.« Sie nickte. »Inzwischen glauben wir, dass eine Krankenhausgeburt das Beste wäre, aber dazu muss sie sich dort anmelden und sie muss zu den Vorsorgesprechstunden gehen. Ich glaube nicht, dass sie das tun wird. Können Sie helfen?«
    Marjorie brach wieder in Tränen aus. »Alles auf der Welt würde ich für sie und die Kinder tun, aber der Scheißkerl lässt mich nicht zu ihnen. Was kann ich denn tun?«
    Sie nagte an ihren Fingernägeln und putzte sich die Nase.
    Die Lage war verzwickt. Ich überlegte, ob wir nicht einfach eine Hausgeburt ablehnen und stattdessen die Ärzte informieren sollten. Dann würde man Molly sagen, dass sie sofort nach Einsetzen der Wehen ins Krankenhaus gehen solle. Wenn sie eine pränatale Versorgung ablehnte, war es allein ihr eigenes Versäumnis.
    Ich ließ Marjorie mit ihren traurigen Gedanken zurück und erstattete den Schwestern Bericht. Es wurde schließlich ohne Mollys aktives Einverständnis eine Krankenhausgeburt arrangiert und ich dachte, jetzt würden wir nichts weiter von ihr hören.
    Doch so kam es nicht. Etwa drei Wochen später bekamen wir einen Anruf aus dem Krankenhaus von Poplar mit der Bitte, Molly zur Nachsorge zu besuchen, denn sie hatte sich selbst mit dem Baby am dritten Tag nach der Entbindung entlassen.
    So etwas hatte man kaum je zuvor gehört. Damals galt für alle – für medizinisches Personal wie für Laien –, dass eine junge Mutter zwei Wochen lang im Bett blieb. Molly hingegen war wohl zu Fuß mit ihrem Baby nach Hause gegangen und das hielt man für sehr gefährlich. Schwester Bernadette machte sich sofort auf den Weg zu Block »Baffin«.
    Anschließend berichtete sie, dass Molly dort sei. Sie war wohl wesentlich sauberer als zuvor, aber ebenso trübsinnig wie sonst. Dick war nicht zu Hause. Solange Molly im Krankenhaus gewesen war, hatte er offenbar auf die Kinder aufpassen sollen, doch ob er das getan hatte oder nicht, konnte niemand mit Sicherheit sagen. Marjorie hatte angeboten, sich um sie zu

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