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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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gewusst, dass Polizisten in seiner Wohnung waren. Kaum erblickte er sie, drehte er sich um, doch die Schaulustigen hinderten ihn am Davonlaufen. Sie hatten ihn hereingelassen, doch gehen lassen wollten sie ihn nicht. Vielleicht gab es noch eine Menge offener Rechnungen zwischen Dick und seinen Nachbarn. Man sagte ihm, dass er wegen Vernachlässigung dreier Kinder unter fünf Jahren verwarnt werde.
    Er fluchte, spuckte aus und rief: »Was fehlt denen denn? Den Kindern gehts doch gut. Is doch nix passiert, soweit ich seh.«
    »Sie haben Glück gehabt, dass nichts passiert ist. Sie haben sie mit der brennenden Ölheizung unbeaufsichtigt gelassen. Wenn eines der Kinder sie umgestoßen hätte, hätte leicht ein Feuer ausbrechen können.«
    Dick fing an zu jammern. »Das is doch nich mein Fehler. Ich hab die Heizung nich angemacht. Das war meine Frau. Ich hab nich gewusst, dass sie raus is un sie angelassen hat. Faules Luder. Ich werds ihr zeigen, wenn sie heimkommt.«
    »Wo ist Ihre Frau?«, fragte der Polizist.
    »Wie soll ich ’n das wissen?«
    Marjorie schrie ihn an: »Du Schuft. Du weißt doch ganz genau, wo sie is. Un du hast sie auch losgeschickt, oder etwa nich? Du Schwein.«
    Dick war die Unschuld selbst: »Was will die alte Kuh denn jetz wieder?«
    Marjorie wollte ihm ihre Antwort entgegenschreien, doch der Polizist bremste sie. »Sie können Ihre Differenzen beilegen, wenn wir wieder weg sind. Wir haben aktenkundig gemacht, dass Sie verwarnt wurden, weil Sie Ihre Kinder unbeaufsichtigt gelassen haben, und das in einer gefährlichen Situation. Sollte das noch einmal vorkommen, müssen Sie mit einer Anzeige rechnen.«
    Dick gab sich unterwürfig und charmant. »Sie können sich auf mein Wort verlassen, dass so etwas nicht wieder vorkommt, Officer. Ich möchte mich entschuldigen und ich werde dafür sorgen, dass es nie wieder passiert.«
    Die Polizisten wollten nun aufbrechen. Dick zeigte auf Marjorie und sagte: »Und die können Sie auch gleich mitnehmen.«
    Sie stieß einen verzweifelten Schrei aus und drückte die beiden Jungen fester an sich. Dann flehte sie die Polizisten an: »Ich kann sie doch nicht hierlassen, das Baby und die Jungs. Verstehen Sie das denn nicht? So kann ich sie doch nicht hier zurücklassen.«
    Dick sagte mit beschwichtigender, heiterer Stimme: »Mach dir nur keine Sorgen, Oma, ich kann auf meine Kinder aufpassen. Es gibt nix, weswegen man sich Sorgen machen muss.« Und zu dem Polizisten: »Bei mir sin sie sicher. Da geb ich Ihnen mein Wort drauf.«
    Die Polizisten waren nicht blind und ließen sich keine Sekunde lang von dieser gestellten väterlichen Fürsorge täuschen. Doch alles, was in ihrer Macht stand, war, ihn zu verwarnen.
    Einer wandte sich an Marjorie: »Sie können nur hierbleiben, wenn Sie eingeladen sind, und Sie können auf keinen Fall ohne das Einverständnis des Vaters die Kinder mitnehmen.«
    Dick triumphierte. »Da hörst du’s. Du brauchst das Einverständnis des Vaters. Ich bin der Vater und ich bin nicht einverstanden, alles klar? Und jetzt raus mit dir.«
    Nun meldete ich mich zu Wort: »Was ist denn mit dem Baby? Es ist erst acht Tage alt und es wird gestillt. Es wird bald aufwachen und Hunger haben. Wo ist Molly?«
    Ich glaube, er hatte mich zuvor noch gar nicht bemerkt. Er drehte sich um und gaffte mich von oben bis unten an. Fast schien es mir, als zöge er mich in seiner Vorstellung aus. Er war ein widerlicher Typ, aber zweifelsohne hielt er sich für ein göttliches Geschenk für alle Frauen. Er kam zu mir herüber.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Schwesterchen. Die Frau wird sie schon stillen, wenn sie zurückkommt. Sie ist nur eben mal für ne Minute weg.«
    Er nahm meine Hand in beide Hände und strich mir über das Handgelenk. Mit einem Ruck zog ich sie weg. Ich wollte ihm mitten in sein lüstern grinsendes Gesicht schlagen, das mir nun so nahe war, dass ich seinen üblen Atem riechen konnte. Vor Ekel drehte ich meinen Kopf weg. Er kam noch näher und seine Augen leuchteten vor gespieltem Interesse. Er senkte seine Stimme, sodass niemand sonst ihn hören konnte:
    »Wir sind wohl was Feineres, ne? Ich weiß schon, wie ich dich auf den Boden zurückhole, Miss Etepetete.«
    Ich wusste, wie man mit solchen Männern umgehen muss. Körpergröße macht viel aus, um sich auf Augenhöhe zu begegnen, und wir waren auf einer Höhe. Ich musste nichts sagen. Ich drehte meinen Kopf langsam zurück, sah ihm direkt in die Augen und behielt sie fest im Blick. Sein

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