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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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Wir landeten auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig. Dabei zu sein, wie ein Gesetzeshüter von ein paar Hebammen über den Haufen gefahren wird, war für die Kinder die reine Freude. Sie schrien vor Begeisterung, mehrere Türen entlang der Straße taten sich auf und entließen weitere Kinder und neugierige Erwachsene ins Freie.
    Ich lag auf dem Rücken in der Gosse und wusste nicht mehr, was geschehen war. Von dort hörte ich ein Stöhnen und dann erhob sich der Polizist mit den Worten: »Welcher Wahnsinnige war das?« Ich sah, wie Chummy sich aufsetzte. Sie hatte ihre Brille verloren und sah sich blinzelnd um. Vielleicht erklärt das, was nun geschah, vielleicht war sie aber auch nur ein wenig benommen. Sie schlug dem Mann mit ihrer riesigen Hand kräftig auf den Rücken und sagte: »Nicht jammern. Kopf hoch, altes Haus. Immer schön Haltung bewahren, nicht wahr?« Sie hatte offenbar nicht bemerkt, dass er Polizist war.
    Er war ein großer Mann, aber nicht so groß wie Chummy. Der Schlag warf ihn nach vorn, er stieß mit dem Gesicht gegen eines der Fahrräder und verletzte sich an der Lippe. Chummy sagte nur: »Ach, nur ein Kratzer. Nicht aufregen, alter Knabe«, und klopfte ihm abermals auf den Rücken.
    Der Polizist war außer sich vor Zorn. Er zückte sein Notizbuch und befeuchtete seinen Bleistift. Die Kinder verschwanden. Die Straße leerte sich. Er schaute Chummy streng ins Gesicht. »Ich werde jetzt Ihren Namen und Ihre Anschrift aufnehmen. Einen Polizisten anzugreifen, ist ein ernstes Vergehen. Das wird ein Nachspiel haben.«
    Ich schwöre, dass wir es Cynthias wohlklingender Stimme zu verdanken haben, dass wir noch einmal davonkamen. Ohne sie hätten wir uns am folgenden Tag vor dem Untersuchungsrichter wiedergefunden. Ich habe nie herausbekommen, wie sie es angestellt hat, und sie selbst war sich gar nicht bewusst, wie charmant sie wirkte. Sie sagte nur wenig, doch schon bald war der Zorn des Mannes verflogen und im Nu fraß er ihr aus der Hand. Er hob unsere Fahrräder auf und geleitete uns die Straße hinunter zum Nonnatus House. Dort verließ er uns mit den Worten: »Nett, Sie kennengelernt zu haben, meine Damen. Ich hoffe, wir begegnen uns bald wieder.«
    Chummy musste drei Tage im Bett bleiben. Der Arzt stellte einen Spätschock und eine leichte Gehirnerschütterung fest. Die nächsten sechsunddreißig Stunden schlief sie nur. Sie hatte leichtes Fieber und einen unruhigen Puls. Am vierten Tag konnte sie sich aufsetzen und fragte, was passiert sei. Als wir es ihr erzählten, erschrak sie. Sie war voller Reue. Kaum konnte sie das Haus wieder verlassen, führte sie ihr erster Gang zur Polizeiwache, wo sie den Beamten besuchte, den sie verletzt hatte. Sie hatte eine Schachtel Pralinen und eine Flasche Whisky dabei.

Molly
    Als ich Molly in ihrer Wohnung in den »kanadischen« Wohnblocks besuchen wollte, um die Möglichkeit einer Hausgeburt nachzukontrollieren, war sie nicht da. Ich musste zweimal wiederkommen, bis ich sie antraf. Beim ersten Mal dachte ich, ich hätte jemanden in der Wohnung gehört, und klopfte mehrmals an. Es war mit Sicherheit jemand da, doch die Tür war abgeschlossen und niemand öffnete.
    Beim dritten Besuch kam Molly zur Tür. Sie sah schrecklich aus. Sie war erst neunzehn, aber sie wirkte blass und ausgezehrt. Strähniges, fettiges Haar hing an ihrem schmutzigen Gesicht herunter und die beiden verdreckten kleinen Jungen klammerten sich an ihr Kleid. Eine Woche war seit meinem ersten Besuch vergangen, bei dem ich den Streit gestört hatte, und ein Blick in das Zimmer genügte, um festzustellen, dass der Haushalt keineswegs in einem besseren, sondern in einem noch schlimmeren Zustand war. Ich sagte ihr, dass wir die Wohnung mit Blick auf eine Hausgeburt neu begutachteten und dass es vielleicht besser wäre, wenn sie zur Entbindung ins Krankenhaus ginge. Sie zuckte mit den Schultern, es schien ihr gleich. Ich erklärte ihr, dass es gefährlich werden könne, weil sie nicht zur Vorsorgesprechstunde gekommen war. Wieder zuckte sie mit den Schultern. So kam ich nicht weiter.
    Ich sagte: »Wie kann es denn sein, dass die Hebammen vor vier Monaten Ihre Wohnung als zufriedenstellend für eine Hausgeburt beurteilt haben, und jetzt ist sie es nicht mehr?«
    »Na, die Mutter is halt dagewesen un hat aufgeräumt.«
    Wenigstens ein bisschen Kommunikation. Es gab also eine Mutter. Ich bat sie um ihre Adresse. Sie wohnte im Nachbarblock. Gut.
    Für eine Geburt im Krankenhaus musste sich die

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