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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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wandte ihr den Rücken zu, klopfte noch einmal und rief durch den Briefkastenschlitz: »Lassen Sie mich doch bitte rein, ich bins, die Hebamme.«
    Jetzt hörte ich ganz deutlich, dass sich drinnen jemand bewegte. Etwas verschämt, weil ich wusste, dass diese Frau mich angaffte, kniete ich mich hin und schaute durch den Briefkastenschlitz.
    Ein Augenpaar dicht vor mir erwiderte meinen Blick. Es waren die Augen eines Kindes und sie starrten mich etwa zehn Sekunden ohne zu blinzeln an, dann verschwanden sie. So konnte ich in das Zimmer blicken.
    Das schwache grünlich blaue Licht kam von einem unbewachten Ölofen. Daneben stand ein Kinderwagen, in dem vermutlich das Baby schlief. Ich sah, wie einer der Jungen durch das Zimmer lief. Der andere saß in einer Ecke.
    Ich schnappte vor Schreck laut nach Luft. Die Frau musste es gehört haben. Sie sagte: »Na, glauben Sies mir jetzt? Ich hab Ihnen doch gesagt, die is nich da.«
    Mir wurde klar, dass ich diese Frau ins Vertrauen ziehen musste. Vielleicht konnte sie ja helfen. »Wir können die drei Kinder da drin nicht allein lassen. Nicht mit dieser Ölheizung. Wenn eins sie umwirft, verbrennen sie alle. Wenn Molly nicht da ist, wo ist denn der Vater?«
    Die Frau kam näher. Sie gefiel sich offenbar in der Rolle der Überbringerin schlechter Nachrichten. »Er is ein ganz Übler – dieser Dick, mein ich. Hör’n Sie mal gut zu. Mit dem wollen Sie bestimmt nix zu tun kriegen. Er behandelt sie schäbig, und ’s geschieht ihr ganz recht. Ach es is ne Schande, sag ich noch zu unsrer Betty, ne Schande, sag ich. Die armen kleinen Kinder. Die haben nich drum gebeten, auf die Welt zu kommen, oder? Ich sag immer nur …«
    Ich unterbrach sie. »Diese Ölheizung ist eine Todesfalle. Ich rufe jetzt die Polizei. Wir müssen da rein.«
    Ihre Augen leuchteten und sie schnalzte mit den Zähnen. Sie packte meinen Arm und sagte: »Sie holen jetzt wirklich die Polizei? Mannomann!«
    Dann hastete sie die Galerie entlang und klopfte an die nächste Tür. Ich stellte mir vor, wie sie die Nachrichten im ganzen Block »Baffin« verbreitete, und wenn es die ganze Nacht dauerte. Meine Müdigkeit war vergangen, ich eilte die Treppen hinunter bis ins Erdgeschoss und rannte fast bis zur nächsten Telefonzelle. Der Polizist am anderen Ende hörte sich meine Geschichte besorgt an und sagte, es komme sofort jemand vorbei. Auch Marjorie musste informiert werden, befand ich. Also führte mich mein nächster Weg zum Block »Ontario«.
    Die arme Frau. Als ich ihr erzählte, was geschehen war, brach sie zusammen, als hätte ich ihr in den Magen geschlagen.
    »Oh nein, ich ertrags nich mehr«, stöhnte sie. »Hab ichs doch geahnt. Dann ist sie also anschaffen gegangen.«
    Ich war ein solches Unschuldslamm, dass ich nicht wusste, wovon sie sprach.
    »Anschaffen?«, fragte ich und dachte an Besorgungen machen oder so etwas.
    Marjorie sah mich mitfühlend an. »Mach dir keine Gedanken, Liebchen. Davon musst du nix wissen. Ich muss los un nach den Kindern schaun.«
    Wir gingen stumm nebeneinander her. Die Polizei war bereits an der Tür und beschäftigte sich mit dem Schloss. Ich hatte erwartet, dass die Polizisten einen Schlosser mitbringen, aber das war nicht nötig – die meisten sind selbst Experten im Schlösserknacken. Ob sie das in ihrer Ausbildung lernen?, fragte ich mich.
    Eine Gruppe Menschen hatte sich auf der Galerie versammelt. Keiner wollte sich das entgehen lassen. Marjorie trat vor und sagte, sie sei die Großmutter, und als die Tür geöffnet wurde, war sie die Erste, die eintrat. Ich folgte gemeinsam mit der Polizei.
    Es war stickig heiß in dem Zimmer und es stank nach Verfaultem. Die Kinder waren nicht zu sehen, nur das Baby schlief selig. Ich ging hinüber zu dem kleinen Mädchen. Es sah überraschend gut versorgt, sauber und wohlgenährt aus. Der Rest des Zimmers war in einem unbeschreiblichen Zustand. Vor allem war er voller Fliegen und in einem Haufen aus Exkrementen und schmutzigen Windeln krochen bereits die Maden.
    Marjorie ging ins Schlafzimmer und rief sanft die Namen der beiden Jungen. Sie standen hinter dem Stuhl. Sie nahm sie in ihre Arme, die Tränen strömten ihr über das Gesicht.
    »Alles ist gut, ihr Liebchen, Nanna is bei euch.«
    Die Polizisten machten sich Notizen, und so überlegte ich, ob ich gehen und alles Weitere der Großmutter überlassen sollte. Doch in diesem Moment war ein Tumult von draußen zu hören und Dick erschien in der Tür. Er hatte offenbar nicht

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