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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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kann.«
    Er führte zwei Finger in die Scheide ein und tastete. Er erklärte mir: »Der Po hat einen geringeren Durchmesser als der Kopf. Daher kann es sein, dass der Gebärmutterhals zwar für das Gesäß ausreichend geweitet ist, aber noch nicht genug, um den Kopf frei durchzulassen. Das ist eine der Gelegenheiten, bei der der Gebärmutterhals einreißen kann. Wenn das geschieht, muss die Frau ins Krankenhaus überwiesen werden, denn ich habe hier nicht die Möglichkeit, einen Gebärmutterhals zu reparieren. Allerdings«, fuhr er mit zufriedener Stimme fort, »haben Sie Glück gehabt, Betty, denn innen ist nichts gerissen. Ich muss nur außen ein paar Stiche machen.« Er nahm sein Katgut und eine Nadel zur Hand. Dann zog er den Muskel mit einer Zange zusammen und schon hatte er mit einigen wenigen kreisförmigen Bewegungen eine saubere Naht gesetzt. Er brauchte nur ein paar Minuten.
    »So, fertig. Jetzt legen wir Sie noch zurück ins Bett, dass Sie es schön bequem haben.«
    Unterdessen hatte Schwester Bernadette das Baby untersucht. »Sie wiegt fünfeinhalb Pfund, Betty. Deine kleine Carol ist mit Sicherheit nicht sechs Wochen zu früh. Vielleicht sind es zwei Wochen, doch einen Monat hast du bestimmt mit deinem Datum danebengelegen. Beim nächsten Mal musst du es dir genauer aufschreiben.«
    »Beim nächsten Mal?«, rief Betty. »Der war gut. Ein nächstes Mal gibts nich. Eine Steißgeburt reicht mir.«
    Das Baby war außer Gefahr und der Mutter ging es gut, also machten sich Schwester Bernadette und Dr. Turner zum Aufbruch bereit. Ich sollte noch aufräumen, das Baby baden und die Patientinnenakte ergänzen. Auf der Treppe musste Schwester Bernadette die Menschenmenge übertönen, um Dave zu finden und ihm zu sagen, dass er eine kleine Tochter hatte. Durch die geschlossenen Türen des Entbindungszimmers hörten wir, wie man ihm lautstark gratulierte, Melodiefetzen von »For He’s a Jolly Good Fellow« drangen nach oben.
    »Wer ist hier ein jolly good fellow ?«, sagte Betty. »Dave? Ja da schau einer an!« Sie drückte das Baby glücklich an sich und lachte.
    Dave kam sofort nach oben. Er war errötet und ein bisschen beschwipst, aber stolz und glücklich. Er nahm Betty in die Arme. Ich war vielen Männern aus dem East End begegnet, die kaum ein Wort herausbrachten, nicht so Dave. Er war nicht umsonst Werftmanager.
    »Du bist wunderbar, Betty, un ich bin stolz auf dich«, sagte er. »So ein Weihnachtsbaby is schon ein Wunder un ich glaub, den Geburtstag könn’n wir gar nich vergessen. Ich find, wir sollten sie Carol nennen.«
    Er nahm das Baby und sagte erschreckt: »Mensch, is die klein! Ich hab Angst, was kaputt zu machen. Nimm du sie lieber wieder, Betty.«
    Alle mussten lachen, denn Carol hatte in diesem Moment ein kleines Kieksen von sich gegeben und das Gesicht verzogen.
    Ich bemerkte, wie die Geräusche von unten sich verändert hatten. Der Lärm der Party war vorüber, man hörte nur noch ein Rumpeln, Flüstern und Kichern vom Treppenabsatz her. Dave sagte zu mir: »Die stehen alle da draußen und wollen reinkommen und das Baby sehn. Wann können sie rein, meinen Sie?«
    Ich sah keinen Grund, weswegen sie nicht hereinsollten, schließlich waren wir nicht im Krankenhaus. Also sagte ich: »Ich mache hier noch mit Ivy fertig sauber, und wenn ich das Baby bade, können die Kinder hereinkommen. Ich bin mir sicher, dass sie das gerne sehen würden. Bis dahin brauche ich noch mehr heißes Wasser.«
    Es kamen Krüge mit heißem Wasser und Ivy und ich machten Betty schnell sauber, sodass sie Besuch empfangen konnte. Ich stellte eine Blechwanne auf einen Stuhl nahe beim Kamin und bereitete das Badewasser mit der richtigen Temperatur für das Baby vor. Ivy öffnete die Tür und sagte: »Ihr könnt jetzt reinkommen, aber ihr müsst still und brav sein. Wer frech ist, wird sofort wieder rausgeschickt.«
    Was Großmutter sagte, hatte bei den kleinen Kindern sichtlich Gewicht. Ich zählte nicht, wie viele kamen, aber es waren um die zwanzig Knirpse, die mit großen, runden, ehrfürchtigen Augen ruhig hereinspazierten. Gut, dass das Schlafzimmer recht groß war. Sie standen um mich herum, saßen auf dem Bett, standen auf Stühlen, auf der Fensterbank, überall, um gut sehen zu können. Voll Freude sah ich mich um, denn ich mag Kinder. Es war ein bezauberndes Erlebnis. Ivy sagte ihnen, dass das Baby Carol heiße.
    Sie lag in eine Flanelldecke gewickelt auf einem Handtuch auf meinen Knien. Ich nahm einen feuchten

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