Callboys - Die Schönen der Nacht
verlassen musste? „Wird deine Mutter sich keine Sorgen machen?“
„Ich bin erwachsen“, erwiderte er. „Aber wenn du nicht willst, dass ich bleibe, gehe ich.“
„Nein.“ Es erschien mir nicht richtig, ihn nicht neben mir schlafen zu lassen, nachdem er mit mir geschlafen hatte. „Es sei denn, du möchtest gehen.“
Stille, in der nur Sams Atemzüge zu hören waren. „Vielleicht sollte ich lieber gehen.“
Ich setzte mich auf und knipste das Licht an. Bewusst vermied ich es, auf die Uhr zu sehen, als würde ich mich morgens ausgeschlafener fühlen, wenn ich nicht wusste, wie viele Stunden ich geschlafen hatte. „Sam …“
„Grace.“ Er lehnte sich gegen das Kopfteil des Bettes, und die Decke rutschte ihm hinunter bis auf die Hüfte. „Was gibt’s?“
„Ich habe Angst.“ Bevor die Worte aus meinem Mund gekommen waren, hatte ich nicht gewusst, wie verängstigt ich war.
Er runzelte die Stirn. „Meinetwegen?“
Ich nickte. Er streckte den Arm aus, und ich versteckte mein Gesicht an seiner Brust. „Es tut mir leid. Es liegt nicht an dir. Es geht um mich.“
„Huh.“ Sanft schob Sam mich von sich, sodass er mir ins Gesicht sehen konnte. „Das klingt, als würde gleich ein Drei-Uhr-morgens-Streit ausbrechen.“
„Nein. Ich will nicht streiten.“ Seufzend schüttelte ich den Kopf und setzte mich neben ihn, sodass wir beide am Kopfteil des Betts lehnten. „Ich denke, ich sollte dich einfach warnen.“
„Oh Mann.“ Sam rutschte etwas von mir weg. „Als ich dir sagte, dass nur die verrückten Hühner sich auf mich einlassen, habe ich keinen Witz gemacht. Hast du vor, mir etwas richtig Gruseliges zu erzählen? Ich meine, gruseliger als die Tatsache, dass du in einem Beerdigungsinstitut wohnst?“
Er hatte die Gabe, mich zum Lachen zu bringen, selbst wenn ich Bauchschmerzen hatte und meine Augen sich anfühlten, als hätte jemand Sand hineingestreut. Ich wollte nicht wissen, ob es wirklich drei Uhr morgens war, nicht wenn ich um sieben Uhr aufstehen musste. „Ich denke nur, dass wir darüber reden müssen, was das zu bedeuten hat.“
„Ah.“ Er rutschte wieder neben mich. „Es geht also um die Art von Drei-Uhr-morgens-Gespräch.“
„Ich möchte nicht, dass du denkst, ich wäre eine von diesen anhänglichen, verzweifelten Frauen. Und ich behaupte nicht, das hier müsste unbedingt Zukunft haben. Aber … ich glaube, es ist so.“ Ich hatte es zugegeben. „Und daran bin ich nicht gewöhnt.“
Er schaute mich an. „Du hast kein Interesse an einem festen Freund. Ich habe verstanden.“
„Ich wollte keinen. Jedenfalls viele Jahre lang nicht.“
Sein schiefes Lächeln verführte mich dazu, es zu erwidern. „Aber du glaubst, dass du jetzt vielleicht doch einen haben möchtest?“
Ich biss mir auf die Unterlippe, um das Lächeln zurückzuhalten, doch der Versuch misslang. „Ich wollte nur, dass wir ehrlich zueinander sind. Mehr nicht. Wenn du nicht mehr als eine Fick-Freundschaft willst, sage ich nicht, dass das nicht infrage kommt …“
„Hey!“ Wieder runzelte Sam die Stirn, während er sich mir zuwandte. „Sag so etwas nicht!“
Verwirrt stockte ich. „Was soll ich nicht sagen? Ficken?“
Sam fuhr sich mit den gespreizten Fingern kräftig durchs Haar. „Nein, ich meine, du sollst nicht denken, alles, was ich will, sei eine Freundschaft mit besonderen Vergünstigungen.“
Ich wartete ein oder zwei Sekunden, bevor ich fortfuhr. „Nun, was willst du dann?“
Sam sprang aus dem Bett, und ich war sicher, dass ich ihn verloren hatte. Aus welchem Grund wusste ich nicht so genau. Ich sah ihm dabei zu, wie er seine Boxershorts aufhob und sie anzog, und eine Minute später tat ich dasselbe mit meinen Pyjamahosen. Auf irgendeine Weise hatte ich ihn vergrault, was mich aber nicht sonderlich erstaunte. Gespräche über das Thema, was „das hier“ eigentlich werden sollte, hatten normalerweise sehr viel mit Angst zu tun.
Sam legte mir die Hände auf die Schultern, um mich dazu zu bringen, ihn anzusehen. „Was ich möchte“, sagte er langsam, „ist, mit dem weiterzumachen, was wir während der vergangenen paar Monaten getan haben, nur mit unglaublich viel mehr von dem, was wir während der vergangenen paar Stunden getan haben.“
Mein Herz sank, während mein Magen in die Höhe sprang, und die beiden trafen sich mit einem fast hörbaren Peng in der Mitte. „Okay.“
„Nein“, erklärte er kopfschüttelnd. „Nicht einfach nur okay. Okay?“
„O…kay?“ Ich lachte.
Weitere Kostenlose Bücher