Callboys - Die Schönen der Nacht
erster Streit gewesen. Für ein paar Tage war etwas zwischen uns anders. Sam gab sich besonders viel Mühe, mich zum Lachen zu bringen, und ich bemühte mich sehr, dann auch zu lachen, aber sehr bald gingen wir wieder so miteinander um wie vor jenem Abend. Jedenfalls fast.
Immer noch krampfte sich mein Herz in manchen Momenten zusammen, wenn ich an all die Dinge dachte, die Sam zustoßen konnten. Jeder Tote, um den ich mich kümmerte, jeder Herzinfarkt oder, Gott bewahre, Selbstmord und sogar das friedliche Gesicht von Mr. Rombaugh, der im Schlaf gestorben war, trugen für ein oder zwei Minuten Sams Züge, während ich sie vorbereitete.
„Ich bin froh, wenn ich endlich meine Zulassung habe“, erklärte Jared, während wir im Balsamierungszimmer an Mr. Rombaugh arbeiteten. „Dann kann ich diese Dinge ohne Aufsicht erledigen.“
Ich hob den Kopf, dankbar für die Unterhaltung, die mich von meiner Melancholie ablenkte. „Hast du über mein Jobangebot nachgedacht?“
Jared nickt. „Ja. Ich habe sehr viel darüber nachgedacht, Grace. Sehr viel.“
Ich wollte ihn nicht unter Druck setzen. „Dein Praktikum ist Ende des Monats vorbei. Du weißt, dass ich dich gern fest einstellen würde, nachdem du die Abschlussprüfung bestanden hast.“
Wieder nickte er. „Ich weiß.“
„Ich weiß, du hattest noch andere Angebote. Und ich verstehe, dass du das tun musst, wovon du meinst, dass es das Beste für dich ist, Jared. Ich werde nicht böse auf dich sein oder etwas in der Art.“
Er schaute auf, und um seinen Mund spielte ein zurückhaltendes Lächeln. „Ich weiß. Ich weiß, okay? Und ich möchte den Job bei dir. Ich mache mir nur Sorgen wegen der Prüfung, das ist alles.“
„Du wirst bestehen. Du bist gut in diesem Job.“
Gemeinsam beendeten wir die Arbeit an Mr. Rombaugh. Auch ich freute mich darauf, dass Jared bald seine Lizenz bekam, wenn das für mich hieß, dass ich mir ab und zu freinehmen konnte.
Die emotionalen Achterbahnfahrten, die der einzige Job, den ich jemals in Erwägung gezogen hatte, mit sich brachte, erschütterten mich ebenso wie die Gründe, aus denen mich meine Arbeit manchmal so mitnahm.
Jared zuckte die Achseln. „Ich hoffe.“
„Hör mal, Jared … wegen der Sache mit der Geschäftspartnerschaft. Bis jetzt hatte ich kaum Zeit, darüber nachzudenken. Ich will aber nicht, dass du denkst, ich würde es nicht ernsthaft in Erwägung ziehen.“
Ich hatte mich über das Waschbecken gebeugt, um mir die Hände zu waschen, nachdem ich die Latexhandschuhe ausgezogen hatte, aber Jared antwortete nicht. Ich dachte, das Geräusch des Wassers hätte vielleicht meine Worte übertönt, doch als ich mich umwandte, um sie zu wiederholen, ließ Jareds Gesichtsausdruck mich innehalten.
„Was?“
Mist.
„Ich dachte, inzwischen hätte Shelly es dir gegenüber erwähnt …“ Ich ließ den Rest des Satzes in der Luft hängen. Es ist schwierig, ganz normal weiterzureden, wenn man gerade mitten ins Fettnäpfchen getreten ist.
“Über eine Partnerschaft?“ Einen Augenblick lang sah Jared sehr angetan von dieser Idee aus, dann runzelte er die Stirn. „Shelly hat mit dir darüber gesprochen, mich zu deinem Geschäftspartner zu machen?“
Doppelter Mist.
„Nun … ja. Das hat sie. Letzte Woche. Ich habe ihr gesagt, dass ich darüber nachdenken muss. Und das habe ich getan“, fügte ich hastig hinzu. „Aber bis jetzt habe ich noch keine Entscheidung getroffen.“
Jared schüttelte den Kopf. Seine Lippen waren fest aufeinandergepresst. Er beendete die Arbeit, mit der er beschäftigt gewesen war, und streifte dann die Schürze ab, mit der er seine Kleidung geschützt hatte. „Mach dir keine Sorgen darüber. Ich kann nur einfach nicht glauben, dass sie mit dir über so eine Sache gesprochen und mir nichts davon erzählt hat.“
„Es tut mir leid, dass ich es erwähnt habe.“
Wieder schüttelte er den Kopf, dieses Mal noch nachdrücklicher. „Nein. Ich bin froh, dass du es mir gesagt hast. Sind wir hier fertig?“
„Ich kann den Rest allein erledigen.“
Jared schaute nach oben, und sein glühender Blick schien die Decke zu durchdringen, um sich unter die Platte von Shellys Schreibtisch zu heften, der direkt über uns stand. „Hast du etwas dagegen, wenn ich Shelly in eine verlängerte Mittagspause mitnehme?“
Anstatt mitzuerleben, wie sie die Sache hier ausfochten? „Mach das. Geht nur. Es war bis jetzt sehr ruhig. Falls ich dich brauche, piepe ich dich an.“
Er nickte und verließ
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