Callboys - Die Schönen der Nacht
das?“
„Schnurr, schnurr, das ist auch wunderbar.“ Er brummte und stellte seine Füße weiter auseinander, doch im nächsten Augenblick zuckte er zusammen. „Mist! Was, zum Teufel …?“
Ich ließ den Schwamm fallen und trat zurück, bevor er mir den Ellenbogen ins Gesicht rammen konnte. Sam wandte sich um und streckte die Hand vor. Ein tiefer weißer Schnitt, aus dem es dunkelrot hervorquoll, verlief quer über seine Handfläche. Er hielt die Hand unter das fließende Wasser der Dusche, und durch den Wasserdruck floss das Blut noch kräftiger.
„Halt es für eine Minute unter das Wasser, während ich ein Handtuch hole.“ Ich streckte mich, um ein Frotteetuch von dem Haken neben der Dusche zu nehmen, dann drehte ich das Wasser ab. Sam hielt mir seine Hand hin, damit ich sie mit dem saugfähigen Stoff umwickeln konnte, aber es war schon Blut in das Duschbecken getropft. Auch auf seinen Beinen und seinem Bauch waren rote Flecke. Ich drückte den Stoff fest auf die Wunde, und zusammen stiegen wir aus der Dusche auf den Vorleger.
„Setz dich.“ Ich schob ihn zur Toilette und durchwühlte dann auf der Suche nach einem Mullverband mein Medizinschränkchen. „Genau dasselbe ist mir vor ein paar Monaten passiert. Das Glas muss an einer Stelle gesprungen sein.“
Er stieß die Luft zischend durch die Zähne, als ich das Handtuch abwickelte, aber die Wunde hatte schon fast aufgehört zu bluten. Ich reinigte sie mit Peroxid und unterdrückte ein Lachen, als er aufschrie. Nachdem ich auf den Schnitt gepustet hatte, damit das Brennen nachließ, verband ich die Hand.
Als ich das erledigt hatte, küsste ich sanft seine Fingerspitzen. „Fertig. Nun ist es schon fast wieder gut.“
Sam nahm in meinem kleinen Badezimmer eine Menge Platz ein. Wenn er auf meinem Toilettendeckel saß, berührten seine Knie fast die gegenüberliegende Wand. Seine Schultern füllten die kleine Nische, in der die Toilette stand, fast vollständig aus. Nackt und nass, wie er war, überzog sein Körper sich mit Gänsehaut, und seine verletzte Hand lag mit der Innenseite nach oben auf seinem Knie, als hätte er Angst, sie könnte mit irgendetwas in Berührung kommen. Wie er da saß, sah er aus, als würde er dort hingehören.
„Ich würde mich niemals für dich schämen, Sam. Ich hoffe, du weißt das.“
Er berührte mein Gesicht mit der gesunden Hand. „Lass uns Zeit.“
19. KAPITEL
Ich war mit einem Lachen über das, was er gesagt hatte, hinweggegangen, aber es klang in mir nach. Ich hatte mich niemals für Sam geschämt, sondern hatte einfach nur vorsichtig abgewartet, bevor ich ihn den Menschen vorstellte, die mir wichtig waren, falls es zwischen uns doch nicht klappte. Wie bei den meisten Dingen war ich selber das Problem gewesen.
Vor dem Haus meiner Eltern blieben wir bei laufendem Motor in Sams Wagen sitzen. Er trug ein Hemd, das ich noch nie an ihm gesehen hatte, den Saum im Bund von khakifarbenen Cargohosen, welche er anstelle der üblichen Jeans anhatte. Er sah präsentabel aus und wäre trotz des funkelnden Ohrrings und der zu fedrigen Fransen geschnittenen Haare als Lehrer durchgegangen. Ich vermisste seine großen, klobigen Stiefel, die Shirts, die er in mehreren Lagen übereinander zu tragen pflegte, und den abgegriffenen schwarzen Gürtel. Es war offensichtlich, dass er sich mit seinem Äußeren Mühe gegeben hatte, und ich beugte mich zu ihm hinüber, um ihn auf die Wange zu küssen.
„Bist du bereit?“, erkundigte ich mich.
„Du benimmst dich, als wäre deine Familie eine Horde Kannibalen oder etwas in der Art“, stellte er lächelnd fest.
„Nein. Sie sind in Ordnung.“ Lachend fuhr ich ihm mit der Hand durchs Haar. „Sie sind nur nicht daran gewöhnt, dass ich jemanden mitbringe. Wahrscheinlich wirst du ziemlich viel Aufmerksamkeit von meiner Nichte und meinem Neffen bekommen.“
„Das ist kein Problem. Solange dein Dad mich nicht auffordert, ihn hinters Haus zu begleiten, wo er seine Gewehre aufbewahrt, oder so etwas Ähnliches.“
„Oh Sam.“ Ich schlug ihm leicht gegen den Oberarm und rollte mit den Augen. „Mein Dad besitzt kein Gewehr.“
Sam grinste und küsste mich. „Vielleicht einen Ochsenziemer?“
„Komm schon, lass uns reingehen, bevor sie sich fragen, was wir hier draußen machen.“ Ich seufzte. „Du musst wissen, dass sie alle am Fenster hängen und rausgucken.“
Er schaute an mir vorbei zum Haus hinüber. „Darf ich dich etwas fragen, bevor wir hineingehen?“
Ich hatte meine
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