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Callboys - Die Schönen der Nacht

Callboys - Die Schönen der Nacht

Titel: Callboys - Die Schönen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Hart
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oben. „Ich bin durchaus daran gewöhnt, dass meine Gebete erhört werden, aber ich dachte nicht, dass es auf diese Weise passieren würde.“
    „Ich arbeite hier“, erklärte ich mit einem Blick zum Sarg seines Vaters. „Ich denke, wir sollten diese Unterhaltung draußen weiterführen.“
    Sam betrachtete ebenfalls den schlichten Kiefernholzsarg. „Der alte Herr kann uns nicht mehr hören.“
    Ich schob mein Kinn vor. „Es ist respektlos.“
    Sam zuckte die Achseln. „Gut. Okay. Dann draußen.“
    Als er mir aus dem Zimmer folgte, versuchte ich, nicht daran zu denken, dass er meinen Hintern betrachten konnte, und als ich mich draußen im Flur zu ihm umdrehte, war genau das die Höhe, wo sein Blick ruhte. „Darfst du … ihn allein lassen?“
    „Eigentlich nicht. Nein. Aber ich denke, angesichts der Umstände wird Gott Verständnis haben.“
    „Und was ist mit deinem Vater?“
    Sams Zunge tauchte auf und leckte das Blut aus seinem Mundwinkel fort. „Er wird auch damit klarkommen müssen.“
    Ich nahm ihn mit nach oben, wo die Kaffeemaschine stand. Während ich Kaffeepulver in den Filter tat und aus einem Krug Wasser hinzufügte, dachte ich an nichts anderes als daran, meine Hände vom Zittern abzuhalten. Und als ich Becher aus dem Schrank nahm und zusammen mit Zuckerpäckchen und Kaffeeweißer auf den Tisch stellte, bemühte ich mich, nicht darüber nachzudenken, was für ein glücklicher Zufall dafür gesorgt hatte, dass Sam nun hier war. Hier bei mir.
    „Danke.“ Nachdem ich einen der Becher mit Kaffee gefüllt hatte, zog er ihn zu sich heran. Er trank den starken Kaffee schwarz, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
    Ich tat so viel Zucker und Weißer in den Kaffee, dass die schwarze Brühe sich goldbraun färbte, dann blies ich darauf, um ihn abzukühlen, trank aber noch nicht. Der erste Schluck würde meinen Mund mit dem Geschmack von Kaffee und Chemikalien füllen und Sams Geschmack fortwaschen.
    „Alsooo“, fing Sam an, nachdem wir uns eine Weile über die Kaffeebecher hinweg angestarrt hatten. „Das da drin ist mein Dad. Und du arbeitest hier.“
    „Ja. Ich bin die Bestatterin.“
    Sam zog die Augenbrauen hoch. „Wow.“
    Es folgten einige weitere stumme Momente, während wir uns erneut anstarrten.
    „Und was machst du hier?“, erkundigte ich mich schließlich.
    „Ich halte bei meinem Vater Wache.“
    „Und spielst dabei Gitarre. Was … ich meine, ich hätte nicht gedacht, dass das erlaubt ist.“
    Sam zuckte die Achseln. „Ich bin nicht der Typ, der betet.“
    Ich schüttelte ein wenig den Kopf. Endlich hatte mein Herz den Versuch aufgegeben, aus meiner Brust herauszuspringen. „Du hast mich fast umgebracht.“
    „Ich, dich umgebracht?“ Sams Augen weiteten sich. „Als du mit dem Golfschläger in der Hand ins Zimmer gestürmt kamst …“
    Er machte mir vor, wie das ausgesehen hatte, indem er mit seinen Armen über seinem Kopf herumfuchtelte und dabei mit wilder Miene schaurige, kehlige Schlachtrufe ausstieß. „Ich habe mir fast in die Hose gemacht. Tatsächlich bin ich mir nicht sicher, ob ich es nicht getan habe.“
    Ich hatte nicht vor zu lachen, wirklich nicht, aber das Lachen kommt oft bei unpassenden Gelegenheiten über mich. Ich verbarg es, indem ich endlich einen Schluck von meinem Kaffee nahm. Den ich für meinen Geschmack viel zu stark gekocht hatte. „Tut mir leid.“
    Wieder zuckte er die Achseln. „Ich war einfach nur überrascht. Man hat mir nicht gesagt, dass außer mir noch jemand hier im Haus sein würde.“
    „Ich wusste, dass jemand hier sein würde, und war trotzdem überrascht.“
    Sam nahm einen kleinen Schluck aus seinem Becher. „Du wohnst hier?“
    Ich nickte. Er nickte auch. Sein Lächeln hob die Seite seines Mundes, die ich nicht zum Bluten gebracht hatte. Die Lippe schwoll bereits ein wenig an.
    „Bequem“, stellte er fest.
    „Die meisten Leute sagen ‚gruselig‘.“
    Er grinste. „Ach was. Tot ist tot.“
    „Ja.“ Ich legte meine Hände um den Becher. „Das mit deinem Vater tut mir leid.“
    Sams schiefes Lächeln verschwand. „Ja. So geht es allen.“
    Ich biete eine Menge Mitgefühl an. Es gehört aber auch zu meinem Job, zu wissen, wenn es genug ist. Ich wiederholte meine Worte nicht.
    Sam räusperte sich. „Wie auch immer. Es tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe.“
    „Mir tut es leid, dass ich dich geschlagen habe. Und das mit deinem Kopf. Oh Gott, du brauchst Eis zum Kühlen, nicht wahr?“
    Sam tastete mit den

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