Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Callboys - Die Schönen der Nacht

Callboys - Die Schönen der Nacht

Titel: Callboys - Die Schönen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Hart
Vom Netzwerk:
Brummen wurde lauter. Als wir durch die Waschküchentür traten, reichte uns das Wasser schon bis zu den Knöcheln. Jared blieb direkt hinter der Tür stehen und griff nach meinem Arm, um mich ebenfalls zum Stehenbleiben zu bewegen.
    „Pass auf!“ Er deutete auf die uralte, heftig arbeitende Waschmaschine, die auf ihrem Sockel hin und her schwankte.
    Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich gelacht, doch aus meinem Mund kam nur ein Keuchen. Einen Augenblick später kam der Beweis, dass es nichts zu lachen gab, denn aus der Rückseite der Maschine sprühten Funken, während aus dem wild herumtanzenden schwarzen Gummischlauch, der sich gelöst hatte, Wasserfluten strömten.
    Ich musste kein Genie sein, um zu begreifen, dass Wasser plus Elektrizität nichts Gutes bedeuteten, also griff ich nach Jareds Arm, drehte mich um und rannte. Bei jedem Schritt durch das inzwischen wadenhohe Wasser erschauderte ich, weil ich das Knacken, Knistern und Knallen des tödlichen Stromschlags erwartete. Das fluoreszierende Licht über uns flackerte und zischte. Wenn die Lampen völlig erloschen, würden wir bis über beide Ohren in Schwierigkeiten stecken, wie mein Dad zu sagen pflegte.
    „Mist“, japste Jared, während wir durch die Nässe schlidderten und es mit vereinten Kräften schafften, die Tür zur Rampe zu öffnen. „Wäre es nicht einfacher, die Treppe zu nehmen?“
    Wir sahen beide in Richtung der Treppe, die drei Türen weiter den Gang entlang lag. Dann schauten wir hinunter auf das Wasser, das Gott sei Dank nicht mehr zu steigen schien, aber immer noch Furcht einflößend gurgelte. Und über uns flackerten die Lampen. Nun waberte Brandgeruch durch die Gänge.
    „Hast du vor, deine Füße wieder ins Wasser zu stellen?“, fragte ich.
    „Zur Hölle, nein.“
    „Dann geht es über die Rampe.“
    Unter unseren nassen Schuhen war die Rampe glatt und rutschig, und ich war froh, dass mein Dad in weiser Voraussicht Gummiplatten mit Rillenprofil hatte verlegen lassen, damit die Bahren beim Schieben nicht außer Kontrolle gerieten. Innerhalb von Sekunden hatten wir das Erdgeschoss erreicht und stürzten durch die Tür.
    „Ruf die Feuerwehr!“, brüllte ich die erschrocken aussehende Shelly an, die wegen des Aufruhrs, den wir an der Tür zur Rampe veranstaltet hatten, als wir hindurchstürmten, hinter ihrem Schreibtisch hervorgekommen war.
    Ohne zu zögern, griff Shelly nach dem Telefon und wählte, während Jared und ich keuchend den Flur entlang auf sie zuhetzten. Jared rutschte auf dem gefliesten Boden des Eingangsbereichs auf halbem Weg zu Shellys Schreibtisch aus und fiel hin.
    „Jared!“, kreischte Shelly und ließ das Telefon fallen. Sie rannte zu ihm und kniete sich neben ihn, obwohl er inzwischen stöhnend versuchte, sich aufzurichten. „Ist alles in Ordnung?“
    Er hob seine nasse Hand, umklammerte damit den makellos weißen Ärmel ihrer strengen, hochgeschlossenen Bluse und hinterließ einen schmutzigen Abdruck. „Ja. Ich bin nur auf den Hintern geknallt, aber …“
    Ich überließ es Shelly, sich um ihren verwundeten Soldaten zu kümmern, hob das Mobilteil auf, das sie fallen gelassen hatte, wählte die 911, erklärte rasch die Situation und legte wieder auf. Sekunden später lenkte mich das Klingeln des Telefons von dem innigen Bild direkt vor mir ab, und ich war froh, dass ich woanders hinsehen konnte.
    „ Frawley and Sons, würden Sie bitte einen Moment warten …“
    „Grace?“
    „Ja?“, erwiderte ich automatisch, während ich nach Kugelschreiber und Notizblock griff, um die Nummer aufzuschreiben, denn ich würde sicher zurückrufen müssen, nachdem ich die Sache mit der Feuerwehr geklärt hatte. Ich roch immer noch Rauch, und bei der Vorstellung, dass mein Haus womöglich im nächsten Moment in Flammen stehen würde, begannen meine Finger zu zittern, und ich ließ den Kugelschreiber fallen.
    „Ist alles in Ordnung?“
    Genau dasselbe hatte Shelly eben Jared gefragt, und ich hörte auf, ziellos herumzufummeln, und wurde ganz ruhig. „Wer ist da?“
    „Hier ist Sam.“
    Die Feuerwehrwache war nur einen Block entfernt, aber dennoch benutzte die Mannschaft die Sirenen. Sie waren laut genug, um die Unterhaltung schwierig zu machen, wenn mir denn etwas eingefallen wäre, was ich hätte sagen können, doch das war nicht der Fall.
    „Grace? Sind das Sirenen?“
    „Entschuldigung“, stieß ich hervor, während ich durchs Fenster beobachtete, wie das Feuerwehrauto auf den Parkplatz einbog. „Ich kann jetzt

Weitere Kostenlose Bücher