Callgirl
Accessoires? Ausrüstung? Paraphernalien? Zeugs? Die Wände bedeckt mit Motorradpostern und gerahmten Fotos von Menschen auf Motorrädern. Glenn trank ein Bier, bot mir aber keines an. Ich setzte mich neben ihn auf die Couch. Wir unterhielten uns, und schließlich legte ich meine Hand auf sein Knie und fing ein paar Minuten später an, ihn zu küssen. Als ich neu im Geschäft war, ließ ich den Kunden das Tempo bestimmen. Das tat ich immer noch, wenn der Kunde wusste, was er wollte – oder was er zu tun hatte. Aber eines Abends traf ich mich mit einem nervösen Inder und redete mir den Mund fusselig, bis wir uns schließlich für ein paar atemlose Minuten aufeinander stürzen mussten, bevor der Anruf von Peach die Stunde beendete. Nach diesem Erlebnis übernahm ich die Führung, wenn ich den Eindruck hatte, dass der Kunde sich unsicher fühlte.
Glenn und ich knutschten eine Weile auf der Couch herum, und dann schlug er vor, dass wir ins Schlafzimmer gehen sollten, was eine recht zuvorkommende Geste war, wenn man davon absah, dass er erst noch seine Bierdose austrinken musste, bevor er mir folgte.
Er wurde immer nervöser. Ich hoffte allmählich inständig, er möge nicht drogensüchtig, herzkrank oder sonst irgendwie so schwer gehandikapt sein, dass unsere Unternehmung daran scheitern würde.
Dann erkannte ich plötzlich in einem seltenen Moment absoluter Klarheit, was los war.
Dieser Harley-Bär, der tagsüber ein eigenes Geschäft führte und am Wochenende Motorradrennen fuhr, war eine Jungfrau. Deshalb seine Bitte um eine ältere (vielleicht mitfühlendere?) Frau. Das fand ich nun wieder rührend. Es war süß.
Aber es war auch eine Mordsarbeit.
Obwohl wir verschiedene Stellungen und Rhythmen ausprobierten, stellte Glenn schließlich fest, dass ihm der klassische Blowjob am besten gefiel. Ich bin ganz gut im Blasen, sogar mit Kondom, und habe zu meinem Leidwesen auch einige Erfahrungen mit ausgedehnten oralen Begegnungen. Doch Glenn brauchte Ewigkeiten. Jedes Mal wenn ich hochkam, um Luft zu holen, warf ich einen verstohlenen Blick auf die Neonuhr mit dem Budweiser-Emblem an der Schlafzimmerwand und war erstaunt. Und wirklich fix und alle.
Wir erreichten die 48-Minuten-Marke, und ich hatte beschlossen, bei 50 aufzugeben und stattdessen mit der Hand weiterzumachen, als es schließlich geschah. Angesichts der Tatsache, dass er hinterher unglaublich lieb war, mit mir schmuste und redete und dann noch ein Trinkgeld von 20 Dollar gab, war ich geneigt, die Plackerei als unwesentlich abzutun.
Am nächsten Freitag forderte er mich erneut an. Ein Stammkunde wäre ein netter Bonus für das Herbstsemester. Außerdem dachte ich mir, dass es diesmal besser laufen würde (im wahrsten Sinne des Wortes). Schließlich war es beim letzten Mal eine Premiere gewesen. Seine Nervosität hatte sicher viel dazu beigetragen, dass er so lange für seinen Orgasmus gebraucht hatte. Diesmal würde es bestimmt schneller gehen.
Denkste. Ich wechselte am Ende aus purer Erschöpfung zwischen Mund und Hand hin und her. Es war ein merkwürdiges kleines Dilemma: Er war einer der nettesten Kunden, die ich je getroffen hatte, aber gleichzeitig ein besonders ermüdender.
Peach und ich kamen überein, dass es für unser aller Nerven das Beste wäre, wenn ich Glenn nur alle 14 Tage traf.
Den Großteil dieses Herbstes habe ich, was die Escort-Agentur betrifft, ehrlich gesagt nur noch vage in Erinnerung. Ich konzentrierte mich mehr und mehr auf mein eigentliches Berufsleben, auf Recherchen für die Seminare, die ich unterrichtete, und für die Kurse, die ich vielleicht irgendwann in Zukunft unterrichten würde. Die Wochenenden gingen dagegen alle irgendwie ineinander über.
Bestimmte Kunden aus dieser Zeit sind mir allerdings besonders im Gedächtnis geblieben. Ich erinnere mich an einen Typ in Nahant, der es auf seinen Heimsportgeräten mit mir treiben wollte, während er sich selbst dabei im Spiegel beobachtete. Dann waren da die beiden Studenten von der Commonwealth Avenue, die sich ein Callgirl teilen wollten, um mal einen flotten Dreier auszuprobieren (und zu ihrer Verblüffung erfuhren, dass sie das Doppelte zahlen sollten. »Der Preis berechnet sich pro Kunde«, erklärte Peach in ihrer sachlichsten Geschäftsfrauenstimme, aber die Regel war plausibel. Zwei Kunden bedeuten schließlich mehr Arbeit als einer.)
Es gab einige ausgesprochen unangenehme Erlebnisse. Ich besuchte einen neuen Kunden oben am North Shore, der nur auf einem
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