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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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geflohen, unter denen sie nach Ansicht von Henry litt, weil sie den kostbaren Platz an der Universität verschmäht hatte? Hatte sie, als sie hier angekommen war, das Gefühl gehabt, der Gefahr entronnen zu sein und neu anfangen zu können, oder hatte sie erkannt, dass es Dinge gibt, denen man nie entfliehen kann?
    Ich kannte die Antwort. Die Flucht war nicht gelungen. Sophie hatte sich mit Fantasietieren umgeben, mit Männern, die sie anbeteten, mit Büchern und Ideen und wurde doch immer noch von ihrer Vergangenheit verfolgt. Ich musste an Conan Doyle denken, stellte mir Sophie vor, wie sie diese endlos lange Allee hinunterläuft, der Hund von Baskerville immer dicht auf ihren Fersen. So musste es für sie sein. Sie rannte so schnell sie konnte, so wie wir alle in unseren schlimmsten Albträumen rennen, sie rannte und rannte und konnte doch nicht entkommen.
    Kein Wunder, dass sie nach anderen Fluchtmöglichkeiten gesucht hatte.
    Seufzend signalisierte ich dem Kellner, dass ich zahlen wollte. Ich kannte die Antworten auf meine Fragen bereits. Und ich
wusste auch, welchen Weg Sophie gewählt hatte. Die Crackpfeife ist vielleicht nicht so effektiv wie ein Sprung vom Hochhaus oder aufgeschnittene Pulsadern, aber letztendlich läuft es auf das Gleiche hinaus. Sie wusste es vielleicht selbst nicht, aber im Grunde tat sie, was von ihr erwartet wurde. Letzten Endes erwies sie sich doch als die brave chinesische Tochter.
    Und bei diesem Gedanken packte mich plötzlich die Wut, und zwar so intensiv, dass meine Hände zu zittern begannen, als ich in der Handtasche nach meiner Brieftasche und den Autoschlüsseln suchte. Nicht wenn ich es verhindern kann, Sophie, dachte ich wild entschlossen. Nicht wenn ich es verhindern kann. Das wirst du nicht tun.
    Ich hatte gar nicht richtig mitbekommen, dass man einen Zettel auf meinen Tisch gelegt hatte, weil ich so angestrengt darüber nachgrübelte, wie ich sie retten könnte. Plötzlich merkte ich, dass ich völlig geistesabwesend und ein bisschen blöde auf ein Blatt Papier in meiner Hand starrte. Die Rechnung für das Mittagessen.
    Meine Brieftasche, in der gestern, bevor ich mich auf den Weg zu Sophie gemacht hatte, knapp 200 Dollar gesteckt hatten, war jetzt völlig leer.
     
    Es schien mir sinnlos, Sophie nach dem Geld zu fragen. Ich grübelte nicht lange darüber nach, ob ich es vielleicht verlegt hatte. Mit solchen Sachen wie Geld gehe ich sehr sorgfältig um. Es gab nur einen einzigen Ort, wo es geblieben sein konnte.
    Sie hatte reichlich Gelegenheit gehabt. Ich hatte Bier getrunken und mehrmals am Abend das Badezimmer aufgesucht, um unter dem wachsamen Blick des unidentifizierbaren Beuteltiers zu pinkeln.
    Ich saß im Restaurant und war verletzt und schockiert und schließlich traurig. Ich würde trotzdem nicht aufgeben. Sie wollte mich beklauen? In Ordnung. So leicht würde sie mich nicht loswerden.

    Ich würde Sophie klar machen, dass sie leben wollte.
    Als Erstes würde ich ihr zeigen, dass ich wegen des Geldes nicht sauer auf sie war. Genau. Ich musste ihr zu verstehen geben, dass ich ihr helfen konnte. Dass sie mir wichtig war, dass ich ihr beistehen wollte.
    Peach hätte mich massakriert, wenn sie es gewusst hätte, aber als ich in dieser Nacht einen Kunden besuchte, überzeugte ich ihn mit honigsüßer Stimme davon, dass er in Wirklichkeit zwei Frauen wollte, und deutete an, dass ich eine bezaubernde Freundin hätte. »Wir sind heiß aufeinander«, schnurrte ich, »und ich weiß, dass sie heiß auf dich sein wird.« Als er zustimmte, rief ich Sophie an. Es ist nicht so, dass Peach etwas gegen Duos hätte. Aber ihr es natürlich lieber, wenn sie ausschließlich aus ihren Mädels bestehen.
    Das Telefon in Natick klingelte acht Mal, während ich meinem Kunden den Schenkel massierte, um ihn bei Laune zu halten. Ich wollte schon aufgeben, als Sophie sich endlich meldete.
    Ich ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. »Isabelle, hier ist Tia! Hör zu, ich bin hier in Weston mit einem absolut fantastischen Freund von mir. Ich habe ihm von dir erzählt, und wir haben uns gefragt, ob du nicht Lust hättest, uns eine Stunde Gesellschaft zu leisten.«
    Sie räusperte sich. »Wie viel?«
    Ich zwang Fröhlichkeit in meine Stimme, obwohl ihre Frage nicht gerade viel versprechend klang. »Das Gleiche wie immer. Mach dir keine Sorgen. Kannst du kommen? Ich bin so heiß darauf …«, Andy zuliebe gab ich meiner Stimme wieder einen wollüstigen Klang, »dich bei mir zu haben.« Komm

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