Callgirl
schon, Sophie, dachte ich, das kannst du.
Sie kam. Sie kam 45 Minuten zu spät, was den Kunden nicht sonderlich erfreute und eine kreative Manipulation der Wahrheit erforderte, als Peach anrief; aber sie kam. Sie hatte sogar versucht, alles richtig zu machen. Sie trug ein hauchdünnes indisches
Kleid, das ihre schmale Gestalt sanft umspielte, hatte Lippenstift aufgetragen und Ohrringe angelegt.
Aber ihr Gesicht machte mir Angst. Die Wangen wirkten wie eingeebnet, und an den Stellen, wo sie gewesen waren, lagen dunkle Schatten. Ihr Blick war starr und glasig, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie ziemlich zugedröhnt war. Wenn ich mich nicht irrte, fehlte ihr ein Zahn. Ich wollte mir lieber nicht vorstellen, wie das passiert war. Ich wollte nicht spüren, wie sich mein Magen vor Angst zusammenzog.
Es blieb sowieso keine Zeit für Spekulationen. Wir waren spät dran.
Ich versuchte, die Sache in Schwung zu bringen. Sophie verhielt sich passiv, machte einige halbherzige Versuche, meine Möse zu lecken, Andys Schwanz zu lutschen und ihren Finger in seinen Hintern zu stecken, nachdem er sie darum gebeten hatte. Ich seufzte innerlich und machte mich an die Arbeit, widmete mich beiden gleichzeitig, stimulierte Andy körperlich, während ich zusätzlich seine Fantasie über unser lesbisches Verhältnis anstachelte und versuchte, Sophie zu aktivieren. Es war ganz schön anstrengend.
Warum hatte ich sie angerufen? Damit sie sich durch die Erinnerung an gemeinsame Zeiten besser fühlte? Oder damit ich mich besser fühlte? Für wen hatte ich es letztendlich getan? Wollte ich mir vormachen, dass sich eigentlich nichts verändert hatte, indem ich dafür sorgte, dass äußerlich alles so ablief, wie es immer abgelaufen war?
»Isabelle« fragte schließlich, ob sie sich ein Glas Wasser aus der Küche holen dürfe und verließ den Raum, obwohl Andy, der rhythmisch in meine Möse stieß und gleichzeitig von meinem Finger in den Arsch gefickt wurde, gerade kurz vorm Höhepunkt stand und ihn dann auch erreichte.
Ich bugsierte sie so schnell ich konnte aus der Wohnung. Sie war mit einem Taxi gekommen, also stiegen wir beide in meinen
Honda. »Sophie, bist du in Ordnung?«, fragte ich. »Du schienst da drin ein bisschen neben dir zu stehen.«
Keine Antwort. Sie war damit beschäftigt, die Geldscheine zu zählen, die Andy ihr gegeben hatte.
In Natick angekommen, stiegen wir die drei Stockwerke zu ihrem Apartment hoch. Sie wirkte jetzt lebhafter, schwungvoller, als ob ihre Lebensgeister allmählich zurückkehrten. In der Wohnung steuerte sie schnurstracks auf das Telefon in der Küche zu und rief ihren Dealer an. Ich hatte gewusst, dass sie das tun würde, aber ich ärgerte mich trotzdem. Ich war es nicht gewöhnt, dass man mich ignorierte.
Das Wohnzimmer war völlig leer bis auf eine Futon-Matratze auf dem Boden.
Ich marschierte in die Küche. »Du hast deine ganzen Möbel verkauft«, sagte ich heftig. »Sehr schön. Wer braucht schon Möbel oder einen Fernseher, aber was um alles in der Welt hast du mit den Tieren gemacht?«
Sie bereitete gerade in Erwartung der anstehenden Lieferung ein Glasröhrchen vor. »Ich hatte sie sowieso satt«, erklärte sie achselzuckend.
»Ich weiß, was du tust«, sagte ich so ruhig und fest, wie ich konnte. Der Zustand der Wohnung hatte mich vorübergehend von meinem Plan abgebracht. »Du glaubst, dass du nichts wert bist, du fühlst dich schuldig wegen deines Vaters und weil man dich für das Geschehene verantwortlich gemacht hat. Du fühlst dich schuldig, weil du deine Eltern verlassen hast. Aber du brauchst sie nicht, du hast mich. Ich bin deine Freundin, ich will dir helfen. Ich weiß, dass man dir wehgetan hat und dass es nicht deine Schuld ist. Es ist alles verdammt ungerecht, Sophie, und ich weiß das. Verstehst du? Du bist nicht allein. Ich bin für dich da. Auf mich kannst du dich verlassen. Ich kann dir helfen. Das kann ich wirklich!« Zitternd atmete ich noch einmal tief durch: »Denn das Schlimmste kommt noch: Ich bin hier, um dir zu sagen,
Sophie, dass alle Männer, aller Alkohol und alles Kokain der Welt nicht ausreichen werden, um diese Gefühle in dir zu betäuben.«
Es klopfte an der Tür, und sie wandte den Blick von mir ab. Mit aufflammendem Ärger drehte ich mich um und ging. Als ich die Tür aufriss, hörte ich so leise, dass man es kaum verstehen konnte, ihre Antwort. »Vielleicht nicht«, sagte sie mit der verängstigten Stimme eines ganz kleinen Kindes. »Aber wenigstens
Weitere Kostenlose Bücher