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Calling Crystal

Calling Crystal

Titel: Calling Crystal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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mich, wie’s wohl den Jungs mit der exotischen Lola so ergeht.«
    Diamond fasste mich am Arm, um mich ins Haus zu ziehen. »Viel Glück für sie. Das hier können sie nicht toppen.«
    Der Abend verlief genau so, wie ich es erhofft hatte. Das Essen war erstklassig. Was immer Contessa Nicoletta diesem Mann auch zahlte, damit er ihr die Küche schmiss, er war jeden Penny wert. Die Band war auch überraschend gut. Ich hatte geglaubt, die Contessa würde eher eine Kombo mit betulichem Standardrepertoire engagieren, aber sie hatte Diamond richtig eingeschätzt und Musiker angeheuert, die ein Arrangement moderner Pop- und Jazzmusik brachten. Die Band lag genau richtig mit ihren Hits, die wir alle mitsingen konnten und zu denen wir übermütig tanzten, ohne Jungs in der Nähe, die uns beim Rumkaspernzuschauten. Ich genoss das alles in vollen Zügen; seit meinem Umzug nach Venedig, bei dem ich meine alten Freunde zurückgelassen hatte, war mir glatt entfallen, was für ein Spaß das war, mit den Mädels einen draufzumachen.
    Es schien kaum Zeit vergangen zu sein, als das Motorboot um Mitternacht festmachte und anfing, die Gäste hinüber nach Venedig zu schippern. Wir verließen die Insel in umgekehrter Reihenfolge unseres Kommens: italienische Freunde zuerst, Familie als Letztes.
    Signora Carriera umarmte mich herzlich, bevor sie für die zweite Überfahrt an Bord ging. »Das hast du ausgezeichnet gemacht, Crystal. Du kannst stolz auf dich sein.«
    »Danke.«
    »Wir sehen uns am Montag, spätestens.« Sie konnte es sich einfach nicht verkneifen, mich an die Arbeit zu erinnern, aber im Moment war mir das egal. Mittlerweile freute ich mich stets auf die kreative Atmosphäre ihres kleinen Ladens. Zu sehen, dass die Dinge, die wir hergestellt hatten, dermaßen fantastisch an den Mädels ausschauten, war wahnsinnig befriedigend.
    Contessa Nicoletta lud die restlichen Familiengäste in ihr privates Wohnzimmer ein, während wir auf die Rückkehr des Shuttleboots warteten. Ihr Butler servierte uns Getränke und wir machten es uns auf ihren antiken Sitzmöbeln bequem – allerdings nicht zu sehr. Aus Angst, einen ihrer zierlichen Stühle zu zerbrechen, schlenderte ich zum Piano, um mir die Sammlung von Familienfotos anzuschauen. Wie Diamond esgesagt hatte, hatte die Contessa einen Sohn. Es gab jede Menge Fotos von ihm, die ihn mit seiner Familie oder bei den verschiedensten Aktivitäten zeigten: segeln, Ski fahren, in einem Dinnerjacket draußen vorm Opernhaus; eine ziemliche Sportskanone, obwohl er bestimmt schon fünfzig war.
    Die Contessa stellte sich zu mir ans Piano, ihre blau geaderte Hand umfasste den Knauf ihres Gehstocks.
    »Erkennst du ihn?«, fragte sie.
    »Nein, aber ich vermute, das ist Ihr Sohn.«
    »Ja, Alfonso. Er ist der Graf von Monte Baldo.«
    »Lebt er in Venedig?«
    Sie schniefte kurz. »Früher ja.«
    »Oh, wo ist er denn jetzt?« Ich überlegte, ob sie traurig darüber war, dass ihr einziges Kind sie im Alter allein gelassen hatte.
    »Er sitzt im Gefängnis.«
    O-ha! »Tut mir leid.«
    »Das ist nicht deine Schuld, Crystal.« Sie ließ ihre wachen Adleraugen über die Köpfe im Raum hinwegschweifen, als würde sie den Verantwortlichen suchen. »Er hatte einfach nur Pech.«
    Ich fand es höchst aufschlussreich, dass sie nicht gesagt hatte, er sei unschuldig, doch es wäre der Gipfel an schlechtem Benehmen, wenn ich ihre großzügige Gastfreundlichkeit mit bohrenden Fragen erwidern würde. Es gab ja immer noch Google, um mehr über ihren Sohn in Erfahrung zu bringen. Ein Graf von Monte Baldo, der wegen einer Straftat ins Gefängnis musste, war sicher nicht unbemerkt geblieben, egal, wo sich derVorfall ereignet hatte. Ich hielt es jedenfalls für taktvoller, das Thema zu wechseln.
    »Contessa Nicoletta, ich wollte Sie schon die ganze Zeit etwas fragen: Wie sind Sie zurechtgekommen, ohne Ihre Begabung zu benutzen?«
    »Wie meinst du das?« Die alte Dame rückte den Fotorahmen, den ich ein kleines Stück von der Stelle bewegt hatte, wieder zurecht.
    »Na ja, meine Begabung ist absolut lächerlich und ich bin nicht in der Lage, telepathisch zu kommunizieren.«
    »Ach nicht?« Sie musterte kurz mein Gesicht. »Könnte problematisch werden.«
    »Oh, das ist es bereits. Mir wird speiübel, sobald ich es probiere. Diamond hat erzählt, dass Sie, auch ohne Ihre Savant-Fähigkeiten zu benutzen, prima durchs Leben kommen. Ich habe mich gefragt, ob Sie vielleicht einen Rat für mich haben, denn wie es aussieht, sitzen wir

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