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Calling Crystal

Calling Crystal

Titel: Calling Crystal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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ich möchte mich bei dir entschuldigen, dass ich jemals daran gezweifelt habe, dass du einen fantastischen Junggesellinnenabschied auf die Beine stellen kannst.« Diamond stand auf dem Balkon, der Contessa Nicolettas Garten überblickte. Schlanke, hochgewachsene Zypressen säumten zu beiden Seiten den Weg, ein Ehrenspalier für die letzten Gäste, die gerade am Anleger festmachten; ihr Lachen schallte zu uns herauf, während wir darauf warteten, sie in Empfang zu nehmen. Meine Schwester sah bildschön aus in dem silbernen Abendkleid und mit unserem kleinen Brautkrönchen auf dem Kopf. Ich selbst hatte mir ein schulterfreies blaues Seidenkleid genäht und fühlte mich darin auch ganz besonders – obwohl ich ein bisschen fröstelte.
    Merke: Für die nächste Party im Winter kreiere ein Kleidungsstück mit Ärmeln.
    »Mit der Unterstützung der Contessa war’s ein Kinderspiel. Welche Art von Begabung hat sie eigentlich? Ich weiß echt nur sehr wenig über sie.«
    Diamond nestelte an ihrem Armband, in dessen Edelsteinen sich der Widerschein der Fackeln spiegelte, die rechts und links vom Eingang in einer Halterung steckten. Die züngelnden Flammen unterstrichen den maroden Charme des bröckligen Steingebäudes. Alle Häuser in Venedig stehen vor dem Zerfall; das liegt am Meeresklima. Für Hausbesitzer wie unsere Gastgeberin war es immer ein Wettlauf gegen die Zeit, was schneller kam: die Instandsetzung oder der Zusammenbruch.
    »Ich weiß, dass sie eine mächtige Telepathin ist, aber ich habe den Eindruck, dass sie ihre Begabung mittlerweile nicht mehr oft benutzt. Sie hat einen Sohn, ich glaube, er ist auch ein Savant, und Enkelkinder. Sie behauptet, sie ist zu alt, um noch mitzumischen und dass sie das lieber der jüngeren Generation überlässt. Sie hat mir einmal erzählt, dass sie einfach nur noch ihre Position in der venezianischen Gesellschaft genießen will, doch dafür muss sie nicht ihre Begabung bemühen, sondern kluge Investitionen tätigen, was bei der derzeitigen Wirtschaftslage eine Vollzeitbeschäftigung ist.«
    Mir gefiel Contessa Nicolettas Lebensauffassung. Ich würde sie später fragen, was ich tun könnte, wenn auch ich in puncto Savant-Mächte nicht ›mitmischen‹ wollte. Ihre Erfahrung, dass man seine Savant-Gaben nicht einsetzen musste, selbst wenn man welche besaß, könnte für meine spezielle Situation sehr hilfreich sein.
    »Hey Diamond, das ist einfach … unglaublich!«, rief Anna, eine von Diamonds engsten Freundinnen. Siehastete die Stufen herauf und schloss meine Schwester fest in die Arme. »Herzlichen Glückwunsch!«
    »Danke, aber das ist alles Crystals Werk«, sagte Diamond.
    Anna küsste mich auf die Wangen. »Ich wünschte, ich hätte eine kleine Schwester wie dich. Meine befindet sich noch immer im Larvenstadium.«
    Ich reichte Anna ihre Maske und das Haarteil. »Hier, für dich.«
    »Mann, das ist großartig! Das wird die beste Party aller Zeiten!« Sie eilte fort ins Foyer, um ihren Kostümschmuck anzulegen.
    Alle Gäste waren total begeistert von den ungewöhnlichen Party-Accessoires. Signora Carriera hielt sich im Hintergrund und ließ mich das ganze Lob einheimsen, aber ich beobachtete, wie sie unsere handgefertigten Stücke mit zufriedenem Kennerblick beäugte. Meine Chefin glänzte in einem bodenlangen smaragdgrünen Kleid mit passender Jacke. Sie hatte sich bereits mit der Bräutigammutter, Karla, angefreundet, die wundervoll aussah in ihrem roten, vielleicht einen Tick zu üppig gerüschten Flamenco-Kleid, das an ihre südländische Herkunft erinnerte. Skys blaues Kleid war eine Nuance dunkler als meins und Phoenix trug ein feuriges Orange, das toll zu ihrem hellen Teint und dem dunklen Haar passte.
    Ich klopfte mir selbst auf die Schulter: Nach einer schwierigen Woche versprach wenigstens der Junggesellinnenabschied ein voller Erfolg zu werden.
    Ein Gong ertönte im Foyer.
    »Das Dinner ist serviert«, verkündete der Butler.
    Diamond seufzte. »Oh Mann, ich wünschte, ich hätte auch so einen, der die Mahlzeiten ankündigt. Er lässt es so bedeutend klingen.«
    »Na, das ist auch was Bedeutendes! Du hast noch nicht Luigi, den Koch, kennengelernt.«
    »Du meinst doch nicht etwa Luigi, der’s scharf macht, aber nicht zu scharf?«
    »Genau den.« Ich lächelte bei dem Gedanken an unser albernes Herumgeflachse von vor ein paar Tagen. Ich wünschte, ich könnte diese Leichtigkeit zwischen Xav und mir wiederherstellen, aber dafür war zu viel kaputtgegangen. »Ich frage

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