Calling Crystal
fürs FBI arbeitete, was auf der Party geschehen war.
»Jeden Moment wird die italienische Polizei hier eintreffen, Crystal.« Victor schlug eine Seite in seinem Notizblock um. »Es wird schwierig sein, sie von unserer Geschichte zu überzeugen, denn die Contessa genießt hier hohes Ansehen. Ich denke, sie werden glauben, dass wir die Situation falsch verstanden haben und die Frauen nur zu einem kleinen Überraschungstrip aufgebrochen sind.«
»Davon muss man wohl ausgehen.«
»Sie haben bereits Signora Carriera befragt und alles, was sie ihnen sagen konnte, war, dass ihr ein schönes Fest hattet und am Ende alle ihrer Wege gegangen sind.«
»Ja, genau so hat es für sie ja auch ausgesehen. Die Contessa hat dafür gesorgt, dass möglichst viele Zeugen einen ganz normalen Abend erlebt haben. Ich würde das Ganze auch nicht glauben, wenn ich nicht selbst dabei gewesen wäre.«
Yves holte sein Laptop hervor. »Es muss doch irgendetwas geben, was ich tun kann! Können wir ihr Boot orten? Mit ein bisschen Zeit könnte ich ein Programm entwickeln, das dazu in der Lage ist. Vielleicht gelingt es mir, einen der militärischen Überwachungssatelliten anzuzapfen, die sich gestern Abend über uns in der Umlaufbahn befunden haben.«
Will, der mittlere Sohn, der die Statur eines Rugbyspielers, aber ein ruhiges, besonnenes Wesen hatte, blies dieser Idee gleich das Licht aus. »Um dann vom Pentagon erwischt zu werden? Da hast du dir ja was vorgenommen, Brüderchen. Phoenix wird bestimmtnicht die besten Jahre ihres Lebens damit verschwenden wollen, dich im Gefängnis zu besuchen.«
»Ich würde mich nicht erwischen lassen.« Yves entzündete die Flamme erneut.
»Meine Begabung sagt mir, dass das für dich momentan zu gefährlich wäre. Gib’s doch zu, Yves: Du kannst keinen klaren Gedanken fassen, solange Phoenix in Gefahr schwebt, also ist das wohl kaum die richtige Zeit, dich an etwas zu versuchen, für das du in Bestform sein musst.«
»Und wenn sie mich braucht, Will?« Yves’ Gesichtsausdruck verriet, welche Höllenqualen er gerade litt.
»Natürlich braucht sie dich, du Idiot.« Will knuffte seinen Bruder leicht. »Aber du musst einen kühlen Kopf bewahren.«
Zed knüllte mit einer Hand eine Zeitung zusammen. »Ich halte das nicht aus. Warum gehen wir nicht rüber zur Contessa und regeln die Sache gleich an Ort und Stelle?«
Saul legte seinem jüngsten Sohn eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, was du meinst, Zed, aber ihr die Tür einzutreten wird nichts nützen, wenn Sky sich da gar nicht aufhält. Sie ist dort nicht, oder, Victor?«
Victor war der ernsthafteste der sieben Brüder, mit schulterlangem, zum Zopf zurückgebundenem Haar, grauen Augen und einem messerscharfen Verstand. Er konnte Gedanken manipulieren, stand aber glücklicherweise auf der Seite der Guten. »Nein. Die Polizei hat gesagt, es würde sich niemand auf dem Anwesen aufhalten, außer der Haushälterin. Das ist ja das Verdächtigean der Sache: So kurz nach einer großen Party ist die Contessa verschwunden und hat alle ihre Angestellten mitgenommen – und davon können wir ausgehen, unsere Mädchen auch.«
Xav zwängte sich hinter mich aufs Sofa und ich lehnte mich mit dem Rücken an ihn. »Ich glaube, dass wir hier etwas Wesentliches übersehen. Wir haben eine Waffe, die die Contessa unterschätzt.«
»Welche Waffe?«, fragte Zed.
»Meinen Seelenspiegel.« Seine Worte entlockten den anderen ein kleines Lächeln, trotz ihrer sorgenvollen Gedanken. »Crystal hat ihre Begabung immer kleingeredet, aber sie kann Sachen finden, zu denen man eine Verbindung hat.«
»Sachen, Xav, nicht Menschen«, korrigierte ich.
»Bist du dir da sicher? Ich habe doch diese telepathische Verbindung, die du zu mir aufgebaut hattest, zu spüren bekommen – die war unheimlich stark. Du benutzt Telepathie nicht wie andere Leute, Zuckerpuppe.«
»Nicht?« Keine Ahnung, schließlich war das mein erster Versuch gewesen, telepathisch zu kommunizieren.
»Nein, du hast deine ganze eigene Herangehensweise. Es überrascht mich nicht, dass dir unsere Kommunikationsweise Probleme bereitet, denn deine Art, Telepathie zu benutzen, basiert auf den Dingen, die uns alle verbinden – Freundschaft, Spaßhaben und … ähm, Liebe.«
Ich lief rot an. Das hatte er also gespürt. Eigentlichwar jetzt nicht unbedingt der Zeitpunkt, um mir einzugestehen, dass ich noch viel verliebter in ihn war, als ich hatte durchblicken lassen.
Uriel setzte sich auf den Stuhl neben mich. Er
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