Calling Crystal
stünde, würde das doch in null Komma nichts über alle Kanäle gehen. Ich glaube, die Contessa hat einfach kein Interesse an ihm – genauso wenig wie an mir.
Vermutlich sollten wir dankbar dafür sein. Wir sehen dich, sobald wir die Kaution gestellt haben. Gib dein Bestes bei den Mädels.
»Sind Sie so weit, Signorina?« Officer Fari, ein Mann Anfang zwanzig, der mehr um Freundlichkeit bemüht war als sein Boss, bemerkte meinen entgeisterten Gesichtsausdruck.
Ich fuhr mir mit der Hand über die Stirn. »Tut mir leid. Ich stehe leicht neben mir.«
Er nickte. »Dann wollen wir Sie jetzt mal schnell nach Hause bringen.«
Ich kletterte auf den Beifahrersitz, während er den Wagen startete. Wir fuhren langsam los und folgten dem Polizeifahrzeug.
»Was haben Sie hier draußen gemacht, Signorina?«, fragte der Officer. Gemeint war natürlich, warum so ein nettes Mädchen wie ich sich mit fünf zwielichtigen Typen abgab.
»Wir haben uns nur ein bisschen die Gegend angeschaut. Einer der Jungs ist mein zukünftiger Schwager.« Xav, geht’s dir gut?
Nein . Ich durfte nicht bei Will bleiben. Wie’s aussieht, wurde ich wegen tätlichen Angriffs auf die Wachmänner der Contessa verhaftet. Sie bringen mich zu meinen Brüdern. Und wie steht’s mit dir?
Ich wurde nicht festgenommen – noch nicht. Ein Polizist fährt mich jetzt nach Malcesine, wo ich deinen Vater treffe. Yves ist zuversichtlich, dass ihr auf Kaution freikommt, aber ich bin mir da nicht so sicher. Die Contessa hat hier in der Gegend ungeheuer viel Einfluss.
Kennst du ein paar gute Anwälte?
Darum werde ich mich kümmern.
Am meisten würde es helfen, wenn du unsere Mädels wieder zurückholst. Dann könnten sie bezeugen, dass sie entführt worden sind.
Mit einem Mal fühlte ich mich furchtbar ausgelaugt. Würde dieser grässliche Tag denn nie zu Ende gehen?
Nicht nur grässlich. Du hast mich gefunden, weißt du nicht mehr?
Ja, und du wanderst jetzt in den Knast. Gut gemacht, Seelenspiegel.
Ich hab dich auch lieb.
Inwiefern war das von mir eben eine Liebeserklärung?
Ach, nicht? Ich spürte, dass sich Xav trotz der angespannten Situation köstlich amüsierte. Du kannst nicht verbergen, dass du dir Sorgen machst, was mit mir passiert.
Natürlich tue ich das!
Siehst du. Hab dich auch lieb.
Okay, na schön, du hast recht, ich hab dich lieb, du ätzender Plagegeist, der mir versprochen hat, dass er zurückkommen würde. Denk an meine Warnung: Ich bringe dich um, falls du’s nicht tust.
Ich freu mich schon drauf!
Ich habe nicht vor, die besten Jahre meines Lebens mit Knastbesuchen zu verschwenden.
Crystal, kein Gefängnis der Welt kann die Benedicts aufhalten, wenn wir uns zusammentun.
Und ich will auch nicht mein Leben lang auf der Flucht sein.
Ach komm! Du, ich, eine abgeschiedene tropische Insel … Was gibt’s daran auszusetzen? Er projizierte ein Bild von uns beiden in meinen Kopf hinein, er mit Hawaii-Shorts und ich in einem Bambusröckchen mit einer strategisch platzierten Blumengirlande um den Hals. Ich spürte, wir mir die Hitze in die Wangen schoss.
Xav!
Was denn?, fragte er einen Tick zu unschuldig.
Du bringst mich in Verlegenheit, du Dödel.
Was kann ich für deine Vorstellungskraft, Schatz?
Ich schickte ihm ein Bild von mir, komplett bekleidet, wie ich ihn mit einem Tritt in den Hintern in einen Gebirgsteich schubste.
Ja, das würde mir auch gefallen.
Der Junge war einfach … wie hatte mein alter Lehrer immer gesagt? Unverbesserlich.
Besten Dank, werte Maid. Ich nehme das als Kompliment entgegen.
»Sind Sie sicher, dass es Ihnen gut geht, Signorina?«, fragte der Officer, verwundert über mein Schweigen.
»Ja, alles gut. Ich bin nur ein bisschen traurig.« Ich muss aufhören, Xav. Der Fahrer wird allmählich misstrauisch.
Wir sprechen uns bald wieder. Over and out.
»Machen Sie sich keine Sorgen. Wenn Ihre Freunde nichts Unrechtes getan haben, sind sie schon bald wieder frei«, erklärte Officer Fari vergnügt. »Ich glaube nicht, dass mein Chef scharf darauf ist, so viele amerikanische Touristen in Gewahrsam zu behalten. Daswürde sich schlecht auf den Tourismus auswirken und in Anbetracht der derzeitigen Finanzlage wird die Gemeindeverwaltung das sicher vermeiden wollen.«
Er war ein freundlicher Mann, dieser Officer. »Danke. Ich hoffe einfach auf das Beste.«
»Sollten diese Männer allerdings schuldig sein, rate ich Ihnen, sich von ihnen fernzuhalten.« Er fuhr auf den Polizeiparkplatz. »Es ist nicht
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