Calling Crystal
empfehlenswert, sich mit der Contessa auf einen Rechtsstreit einzulassen. Ihr Cousin ist der hiesige Oberstaatsanwalt.«
Mit dieser ernüchternden Neuigkeit eilte ich in die Villa zurück, in der wir bisher so wenig Zeit verbracht hatten. Überall brannte Licht. Offenbar waren Saul und Steve schon eingetroffen, hoffentlich zusammen mit den Mädchen. Ich klingelte an der Haustür. Saul öffnete, zog mich einfach nur an sich und umarmte mich auf wundervoll tröstliche Weise.
In dem Moment wurde mir bewusst, wie sehr ich meinen Vater vermisste, aber eine Umarmung von Saul war nicht der schlechteste Ersatz.
Kapitel 15
»Ist alles okay hier?«, fragte ich und kämpfte dabei mit meinen Emotionen wie ein Spaziergänger an einem windigen Tag mit seinem Regenschirm. Ich konnte nicht zulassen, dass sich meine Emotionen – bildlich gesprochen – auf links drehten. Nicht jetzt.
»Den Umständen entsprechend gut. Komm rein.« Ich zog Jacke und Stiefel aus und betrat das Wohnzimmer. Karla, Diamond, Sky und Phoenix saßen in einem Grüppchen zusammen und Steve drückte sich an der Zimmertür herum, für den Fall, dass sie Reißaus nehmen wollten. Ich fragte mich, was in seinem Kopf vorgehen mochte. Sein Leben als Filmstar war fraglos ziemlich ereignisreich, aber ich ging jede Wette ein, dass er noch nie zuvor solch eine Nacht erlebt hatte.
»Crystal ist wieder da«, sagte Saul mit aufgesetzter Fröhlichkeit.
Diamonds Augen richteten sich auf mich; ein Blick, der mich frösteln ließ. »Ich glaube, wir haben uns heute Nachmittag kennengelernt?«
Ich nickte. Es tat weh, ihre Ablehnung zu spüren, aber ich wusste, dass sie nichts dafürkonnte.
Karla stand auf und schob sich vor die anderen drei Frauen, Mutter Bär, die ihre Jungen in Schutz nahm. »Ich habe keine Ahnung, was Sie hier vorhaben, Mr Bennett …«
Sauls Wangenmuskeln spannten sich an, das einzige Anzeichen für seinen inneren Schmerz. »Karla, ich bin Mr Benedict. Du bist Mrs Benedict. Du bist meine Frau.«
Sie machte eine wedelnde Handbewegung. »Keine Ahnung, auf welchem Planeten Sie leben, Mr Benedict, aber ich verlange, dass Sie uns auf der Stelle gehen lassen. Wir haben solch ein schönes Wochenende mit unserer Freundin, der Contessa, verbracht. Ich verstehe einfach nicht, was in Sie gefahren ist, uns schlafend von dort wegzubringen! Ich werde Sie anzeigen!«
Mithilfe meiner Fähigkeit sah ich nach, was mit ihrer Seelenspiegel-Verbindung passiert war. Ihr Geist bot ein ähnliches Bild wie der des Butlers; alles, was sie als Person auszeichnete, raste im Kreis wie ein wild gewordenes Karussell. Ich konnte dieses Rundherum nicht durchdringen, kam nicht nah genug heran, um zu erkennen, ob in der Mitte noch ihr Kern übrig war.
»Mr Benedict.« Diamond trat einen Schritt nach vorn. Ich spürte, dass sie ihre schlichtende Begabung auf uns anwandte. »Ich bin mir nicht sicher, was Sie dazu veranlasst hat, so zu handeln, wie Sie gehandelt haben, aber bestimmt sehen Sie doch, dass das falsch war? Wir würden es sehr zu schätzen wissen, wenn Sie einfach die Tür freigeben und uns gehen lassen.«
Ich ließ mich in einen Sessel fallen, kämpfte gegen das Gefühl der Verzweiflung an. Verglichen mit den Fähigkeiten der Contessa war meine Begabung eine Fliege, die gegen Godzilla antrat. »Wohin willst du denn gehen, Di? Die Contessa ist für dich doch nicht von Bedeutung. Ich bin deine Schwester. Wir wohnen zusammen. In Venedig, erinnerst du dich? Willst du in unsere Wohnung zurück?«
Diamond blickte mich an, als wäre ich ein Puzzle, das sie nicht zusammenfügen konnte. »Wie bitte? Eine Wohnung? In Venedig? Ich weiß, dass ich von meiner Großmutter eine Wohnung geerbt habe, aber an Sie erinnere ich mich nicht.«
»Ja, unsere Nonna.« Irgendetwas blieb an den Überresten ihres Geistes haften. »Und was ist mit Mama? Silver, Steel, Topaz, Peter und Opal? Deine Nichten drehen schon halb durch vor Aufregung, weil sie kommendes Wochenende bei der Hochzeit von dir und Trace deine Brautjungfern sein sollen. Wenn du mir nicht glaubst, ruf Misty an.«
»Misty?«
»Deine Nichte. Sie ist fünfzehn und sie würde dich nicht anlügen, denn aufgrund ihrer Begabung muss sie immer die Wahrheit sagen.«
»Ich erinnere mich an Misty, aber sie ist noch ein Baby. Und außerdem ist es ausgeschlossen, dass ich heirate. Ich habe keine Ahnung, wovon Sie da reden. Aufhören! Aufhören!« Diamond presste sich die Hände auf die Ohren und setzte sich auf die Couch.
Steve legte
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