Callista 02 - Der Todesstern
sich durch die Menge drängen zu müssen. Ein Ring aus imperialen Ehrengardisten in Scharlachrot schützte die Bühne. Im Hintergrund überragten hochauflösende Bildschirme das Publikum; sie zeigten die ins Riesenhafte vergrößerte Gestalt eines hageren, durchtrainierten alten Mannes, der mit nüchterner Stimme und wenig Charisma sprach. Seine Augen waren hell und schmal. Sorgenfalten furchten seine Stirn. Ein buschiger grauer Schnauzbart verbarg seine Oberlippe.
»Der kommt mir bekannt vor«, murmelte Kyp. »Irgendwo habe ich den schon mal gesehen.« Aus dem Nichts tauchten Sturmtruppenwachen auf.
Ihre weißen Panzer klirrten, und aus den Helmen drangen barsche Stimmen: »Ruhe! Stören Sie nicht die Rede von Vizeadmiral Pellaeon!«
Kyp unterdrückte eine Bemerkung, obwohl ihn Erregung packte und er sich nur mit Mühe beherrschte. Er nickte gehorsam und wandte sich wieder dem riesigen Bild des imperialen Commanders zu. War dieser Mann der Führer der neuen Truppen? Kyp kannte seinen Namen. Soweit er wußte, hatte er irgend etwas mit Großadmiral Thrawn zu tun gehabt, obwohl Kyp während der Feldzüge Thrawns in den Gewürzminen von Kessel gefangen gewesen war.
Der Vizeadmiral hatte offenbar schon eine Weile gesprochen. Kyp und Dorsk waren tatsächlich zu spät zu der Versammlung erschienen, und Kyp fragte sich, wie viele wertvolle Informationen sie bereits verpaßt hatten.
»Die Hauptphase unseres Angriffs«, fuhr Pellaeon fort, »wird ein Vernichtungsschlag gegen das neue Ausbildungszentrum sein, in dem die Rebellen versuchen, eine neue Armee von Jedi-Zauberern aufzustellen. Unsere Flotte wird ihr Ausbildungszentrum angreifen und zerstören, bevor die Rebellen überhaupt bemerken, daß wir da sind. Ohne ihre Jedi-Ritter ist die Rebellen-Allianz nur eine machtlose Bande unfähiger Idealisten.«
Das Publikum jubelte, und Kyp sah sich gezwungen, ebenfalls zu klatschen, um keinen Argwohn zu erregen. Dorsk 81 machte einen elenden Eindruck, und Kyp wußte, was der geklonte Nichtmensch dachte – daß sie sofort von hier verschwinden, die Neue Republik warnen und eine Flotte um Yavin 4 zusammenziehen sollten.
Aber jetzt zu verschwinden hätte bedeutet, sich mit der gesamten imperialen Flotte anzulegen. Sie mußten warten.
Pellaeon sprach weiter, und Kyps Unruhe wuchs. Das Publikum machte einen gefesselten und begeisterten Eindruck. An die Wände wurden Holoaufnahmen von Imperator Palpatine projiziert, der das angeblich viel zu kurze Goldene Zeitalter der Neuen Ordnung pries.
»Unsere Vorbereitungen sind fast abgeschlossen«, erklärte Pellaeon. »Ihre vorgesetzten Offiziere werden Sie detailliert über die Truppenbewegungen und Ihre Aufgabe bei diesem entscheidenden Überraschungsschlag informieren. Aber zunächst möchte ich Ihnen die Person vorstellen, die all das überhaupt erst möglich gemacht hat.«
Er drehte sich um und deutete auf den Turbolift, dessen Tür in diesem Moment zur Seite glitt. Die riesigen Videoschirme zeigten eine schlanke, hochgewachsene Gestalt mit einer Haarmähne, die wie brennendes Kupfer aussah. »Admiral Daala!« rief Pellaeon und trat zur Seite.
Kyp hatte das Gefühl, als explodiere eine Bombe in seinen Eingeweiden. Entsetzt und ungläubig verfolgte er, wie Admiral Daala an das Rednerpult trat. Ihr Gesicht war schmal und verkniffen und… noch bösartiger als früher.
Daala hatte Han Solo und Kyp nach ihrer Flucht aus den Gewürzminen von Kessel gefangengenommen, und da sie Kyp für einen wertlosen Gefangenen hielt, hatte sie seine Hinrichtung angeordnet. Kyp hatte geglaubt, daß sie im Hexenkessel-Nebel ums Leben gekommen war, als er mit dem Sonnenhammer eine Ballung heißer blauer Sonnen zur Detonation brachte. Aber sie überlebte auf wundersame Weise und griff das Schlund-Zentrum abermals an – aber dort war sie gestorben. Kyp war sich vollkommen sicher. Sie konnte nicht hier sein! Sie konnte unmöglich die Oberkommandierende der neuen imperialen Flotte sein!
All diese Gedanken schossen Kyp im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf, und Dorsk 81 spürte in der Macht den Vulkan, der jeden Moment in Kyp auszubrechen drohte. Der geklonte Nichtmensch legte ihm die olivgrünen Hände auf die Schultern, um ihn zurückzuhalten – und die unerwartete Berührung ließ Kyp endgültig die Beherrschung verlieren.
»Nein!« schrie er und schüttelte Dorsks Hände ab. »Sie ist tot! Daala muß tot sein.«
Während das Publikum jubelte, drehten sich einige der Zuschauer in ihrer Nähe
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