Callista 02 - Der Todesstern
Thrawn zu werden. Ich kenne seine Heldentaten, und ich bin kein Ersatz für ihn. Jeder Versuch, mich mit ihm zu vergleichen, wird auf meinen entschiedenen Widerstand stoßen. Wir sind unterschiedliche Persönlichkeiten mit unterschiedlichen kurzfristigen Zielen – aber ich glaube, daß seine langfristigen Hoffnungen dieselben waren wie meine.«
»Und was sind das für Hoffnungen, Admiral?« fragte Pellaeon, als wollte er ihr Glauben schenken, als sehnte er sich geradezu danach, ihr zu glauben – dennoch fühlte er sich dazu verpflichtet, diese Frage zu stellen.
Sie nickte bedächtig. »Ich unterstütze noch immer von Herzen das Ideal des Imperiums. Damals gab es eine Ordnung in der Galaxis, während heute die Gesetzlosigkeit triumphiert. Die Bürger wußten noch, wo ihr Platz war. Der Imperator gab ihnen eine Bestimmung. All das haben die Rebellen zerstört, ohne etwas Neues an seine Stelle zu setzen. Sie reden, sie verhätscheln jeden, sie tun so, als würden sie handeln, aber bisher haben sie noch keine wahre Führerschaft gezeigt. Ist das die einzige Alternative für jene von uns, die dem Imperator gedient haben? Ich bin nicht dieser Meinung.
Anderseits verabscheue ich, was diese aufgeblasenen selbsternannten Kriegsherren aus unseren Streitkräften gemacht haben. Ja, das Imperium hat in den letzten acht Jahren viele Niederlagen erlitten, aber diese Verluste bedeuten nicht, daß das Imperium über keine nennenswerten Streitkräfte mehr verfügt. Allein die Vorstellung ist absurd. Wenn wir alle verfügbaren Schiffe zusammenführen, wäre unser Militär der zusammengewürfelten Flotte der Rebellen mindestens ebenbürtig.«
Pellaeon nickte und nippte wieder an seinem Drink.
»Aber diese zänkischen Kinder haben dem Imperium genauso viel Schaden zugefügt wie die Rebellen-Allianz«, fuhr Daala fort. »Würden sie zusammenarbeiten und aus ihren Reihen einen Führer wählen, dann könnten wir zurückschlagen.«
»Ich kann Ihnen nur zustimmen, Admiral«, entgegnete Pellaeon. »Aber wie wollen Sie das erreichen? Ihre Taktik der Stärke mag Harrsk und Teradoc unvorbereitet getroffen haben, aber die anderen werden sich nicht so schnell ergeben.«
Daala fuhr mit der Fingerspitze über den Rand ihres Glases und blickte dann durch die Sichtluke hinaus in die finstere, sternenlose Leere. »Ich glaube nicht einen Moment lang, daß Harrsk oder Teradoc aufgegeben haben. Sie schmieden jetzt schon Pläne zu meiner Vernichtung – und zu der Ihren, denn Sie haben sich zu diesem Gespräch mit mir bereit erklärt. Nein, wir müssen sie zur Vernunft zwingen.«
Ihr Gesicht nahm einen wehmütigen Ausdruck an, als sie sich von der Sichtluke abwandte und ins Nichts wie in ihre Vergangenheit blickte. Sie murmelte: »Ich wurde auf der imperialen Akademie auf Carida ausgebildet. Weil ich eine Frau war, wurde ich nicht – wie meine Kameraden – befördert, obwohl ich dieselben, wenn nicht sogar bessere Leistungen erbrachte.
Ich absolvierte jeden Kurs mit Auszeichnung. Ich war immer die Beste von allen, und trotzdem wurden die anderen bevorzugt. Ich wurde mit unbedeutenden Aufgaben abgespeist. Während jene, die ich in den Schlachtsimulationen besiegt hatte, aufstiegen und das Kommando über eigene Schiffe bekamen, wurde ich Computeroperatorin und dann Logistikoffizierin, die für die Versorgung unserer Sternzerstörerflotten mit Fertiggerichten zuständig war.
Ich fand mich mit alldem ab«, erklärte sie und trommelte mit den Fingerspitzen auf den Tisch, »denn ich war eine imperiale Soldatin und ausgebildet, jeden Befehl zu befolgen – dennoch hatte ich das Gefühl, das Imperium zu verraten, wenn ich zuließ, daß meine kurzsichtigen Vorgesetzten ignorierten, was ich zu leisten vermochte. Die persönlichen Vorbehalte des Imperators gegenüber Frauen und nichtmenschlichen Spezies gehören zu den wenigen Dingen, mit denen ich nie einverstanden war.«
»Großadmiral Thrawn war ein Nichtmensch«, warf Pellaeon ein.
»Ja«, sagte Daala, »und nach den Aufzeichnungen, die ich gesehen habe, verbannte ihn der Imperator in die Unbekannten Regionen, obwohl Thrawn einer der besten Befehlshaber der Flotte war.«
Pellaeon nickte. »Ich weiß, was Sie meinen. Ich war überglücklich, als er zurückkehrte und ich endlich einen Commander fand, dem ich mit begründeter Hoffnung auf einen Sieg folgen konnte, statt mit einer endlosen Serie von Niederlagen rechnen zu müssen.«
Pellaeon leerte sein Glas und stellte es auf den Tisch; er verlangte
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