Callista 02 - Der Todesstern
Bauwerk, das Kyp im Schachbrettmuster der Metropole entdeckt hatte. Es bestand nicht aus dem allgegenwärtigen grüngeäderten Stein, sondern aus riesigen Blöcken durchsichtigen Kristalls in einem Gitterwerk aus Chrom, das das dunstige Sonnenlicht reflektierte. Die Kristallfenster waren so klar, daß man von der Straße aus das perfekt organisierte Treiben im Inneren beobachten konnte.
»Es ist noch immer alles so wie damals, als du uns verlassen hast«, sagte Dorsk 82 und strahlte seinen Vater an. Die Luft im Inneren war feucht und von einer Mischung aus chemischen und organischen Gerüchen geschwängert. Dorsk 80 begleitete sie wie ein gestrenger Schulmeister, nickte voller Stolz seinem Schützling Dorsk 82 zu und überprüfte und justierte im Vorbeigehen die Kontrollen.
»Ich wußte nicht, daß du früher hier gearbeitet hast«, sagte Kyp zu Dorsk 81.
Sein Freund nickte. »Ja, die Computerdatenbanken enthalten die genetischen Baupläne aller wichtigen Familien. Wenn es Zeit für die Produktion des nächsten Nachkommen wird, rufen wir die DNS-Sequenzen ab und produzieren eine weitere Kopie des jeweiligen Vorfahren.«
»Die Klons sind normalerweise identisch«, warf Dorsk 80 ein. Kyp wußte, daß Dorsk 81 aufgrund seiner Sensitivität in der Macht eine Anomalie war, keine identische Neuausgabe aller früheren Inkarnationen seines Klonmusters; etwas Unerklärliches hatte sich verändert.
In endlosen Reihen peinlich genau numerierter und überwachter Metallinkubatoren wuchsen die Embryos im Zeitraffertempo zu Säuglingen und Jugendlichen heran. Kurz vor der Pubertät wurden sie entlassen, von ihren Familienzellen großgezogen und in den Pflichten ihrer genetischen Linie unterwiesen.
Die Klonfabrik war erfüllt vom ewigen Blubbern sprudelnder Flüssigkeiten, dem Flüstern der Luftbefeuchter und dem geschäftigen Klicken der Computeroperatoren, aber um Dorsk 81 breitete sich Spannung aus wie eine Decke aus Stille.
Dorsk 82 führte sie stolz zu seiner eigenen Station. Flache Computerbildschirme zeigten den Status Tausender Embryotanks an. »Hier hast du früher immer gesessen«, sagte Dorsk 82. »Alles ist voll funktionsfähig, und ich bin in die Fußstapfen meiner Familie getreten – aber jetzt, wo du zurückgekehrt bist, überlasse ich dir meine Stellung mit Freuden, damit ich meine Ausbildung fortsetzen und eines Tages dein würdiger Nachfolger werden kann.«
Dorsk 81 erbleichte. »Aber deswegen bin ich nicht zurückgekehrt. Du verstehst das nicht.« Er sah hilfesuchend nach Kyp. »Erfülle weiter deine Pflichten in der Klonfabrik, Dorsk 82. Ich werde sie nicht wieder übernehmen.«
Der jüngere Klon blinzelte verständnislos. »Aber… du mußt!«
Die Miene von Dorsk 80 verdüsterte sich. »Du bist mein Nachfahre, Dorsk 81. Du hast deinen Platz immer gekannt.«
Dorsk 81 fuhr zu seinem älteren Selbst herum. »Nein. Ich bin ein Jedi-Ritter, und ich muß meinen Platz erst finden – meinen neuen Platz.«
Kyp hätte seinem Freund am liebsten geholfen, ihn unterstützt. Aber dies war eine persönliche Angelegenheit, und seine Einmischung würde alles nur noch schlimmer machen.
Dorsk 80 sah sein Ebenbild streng an. »Du hast in dieser Sache keine Wahl.«
»Doch«, widersprach Dorsk 81 zornig. »Doch, ich habe eine Wahl. Das ist es, was du nicht begreifst.« Mit tränenfeuchten Augen sah Dorsk 81 zwischen seiner jüngeren und älteren Version hin und her. Der Ausdruck auf allen drei Gesichtern brach Kyp fast das Herz.
Die Familie von Dorsk 81 schmollte den ganzen Tag und ging ihm aus dem Weg. Todunglücklich kam der geklonte Nichtmensch zu Kyp, der sich ins Gästezimmer zurückgezogen hatte. Sein Freund tat ihm unendlich leid; das stagnierende Leben auf Khomm verriet ihm, daß die anderen nicht zu verstehen vermochten, wer Dorsk 81 war oder was er getan hatte.
Dorsk 81 setzte sich zu Kyp. Seine gelben Augen sagten genug, aber es dauerte einen langen Moment, bis er den Mut zum Sprechen aufbrachte. »Ich wage nicht, länger hier zubleiben«, flüsterte er. »Selbst wenn ich versuche, stark zu sein – wenn ich auf dieser Welt, in dieser Stadt, bei meiner Familie lebe… werde ich früher oder später nachgeben. Ich werde vergessen, was es heißt, ein Jedi zu sein. Ich werde meinen Eid gegenüber Master Skywalker brechen. Mein ganzes Leben wird umsonst gewesen sein, nicht mehr als eine kleine Abweichung in der Geschichte Khomms.
Was soll ich jetzt bloß tun? Alles schien so klar, als ich ein Jedi wurde. Ich
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