Callista 03 - Planet des Zwielichts
vorschützen können.«
»Q-Varx und die Rationalisten hatten Monate dazu gebraucht, das Treffen vorzubereiten. Sie haben in guter Absicht gehandelt – bloße Schachfiguren, nicht Spione. Ich habe ihre Korrespondenz gelesen. Die politischen Folgen einer Absage hätten fatal sein können.«
Callista schüttelte den Kopf, und Leia meinte: »Man muß solche Entscheidungen treffen.« Sie zögerte und fügte dann, weil sie Überraschungen selbst nicht mochte, hinzu: »Luke ist auch gekommen. Er war auf Hesperidium, um sich von mir zu verabschieden. Er ist mit einem Jäger auf den Planeten geflogen, um nach dir zu suchen.«
Callistas Kopf fuhr ruckartig herum.
»Ich weiß nicht, wo er ist.«
Sie sah weg. Was von ihrem Gesicht zu sehen war, schien starr wie Elfenbein, aber über dem Rand ihres Schleiers füllten sich ihre großen, grauen Augen mit Tränen.
Sie ritten eine Weile schweigend nebeneinander, Bergpfade hinunter, die ihnen kaum vertraut waren, übersät mit Felsbrocken und Kristallsplittern, mit Kiesdünen, die der Sturm von der Ebene heraufgeweht hatte. Die ersten Winde des Morgengrauens hatten eingesetzt, als die schwache Sonne den endlosen toten Meeresgrund erwärmte. Leia kniff in dem seidigen grauen Licht die Augen zusammen und konnte die hohen Silhouetten der Klippen vor der Kanonenstation, das Gitterwerk der beschädigten Brustwehr oben schwarz vor dem perlgrauen Himmel erkennen.
»Ich habe hier nichts gefunden, das mir helfen kann«, gestand Callista leise. »Die Macht ist hier, aber nicht in einer Form, die ich berühren oder verstehen könnte. Was immer hier lebt – falls hier etwas lebt –, ist unsichtbar, unberührbar. Du kannst mir glauben, ich habe versucht, es zu erreichen, es zu berühren. Die Theran-Lauscher sagen, es sind die Geister der alten heiligen Männer und Frauen, die zu ihnen sprechen, aber ich glaube, sie täuschen sich. Die Stimmen benutzen nur Formen, die die Lauscher bereits in ihrem Bewußtsein abgespeichert haben.«
Sie schüttelte den Kopf, kniff die Augen vor dem schattenlosen Zwielicht und dem Wind zusammen. »In Hweg Shul gibt es eine Frau, die Beziehungen zu Schiffahrtsunternehmen hat. Wenn das hier vorbei ist, werde ich mit ihr Verbindung aufnehmen und sehen, ob ich den Planeten in einem der kleinen Frachthüpfer verlassen und mir dann eine Schiffspassage irgendwohin besorgen kann. Wirst du Luke sagen, daß du mich gesehen hast?«
»Da richte ich mich ganz nach deinen Wünschen«, antwortete Leia. »Ich würde es gerne tun, ja, aber wenn du es nicht möchtest, lasse ich es.«
Callista setzte zu einer Antwort an, hielt dann aber inne, überlegte und fragte schließlich: »Was meinst du?«
»Ich meine, daß es am besten wäre, wenn ich es ihm sage.«
»Dann tu es«, erwiderte Callista. »Bring ihn dazu, daß er mich versteht, wenn du das kannst. Sag ihm, daß ich ihn bis ans Ende meines Lebens lieben werde, aber daß er an meinem Leben nicht teilhaben kann.«
Hinter den Kristallkämmen der Berge zuckten plötzlich, kalt und blaß im Dämmerlicht, Schlangen aus weißen Blitzen. Leia hielt sich am Geländer des Gleiters fest, als dieser plötzlich zu schwanken und stampfen anfing, als hätte ihn ein Erdbeben erfaßt, obwohl der Boden unter den Antigravhebern unbewegt blieb. Ein Obsidianbrocken von einigen Tonnen Masse erbebte in der Felswand des Berges vor ihnen, und die glitzernde Kristallhalde am Fuße der Klippen, die ihn umgaben, schoß in Hunderten von Trichtern empor wie ein gezackter Wirbelwind.
Die Theraner auf den Gleitern schrien auf, sahen sich mit schußbereiten Waffen um, und Callista und Bé brachten ihre Cu-Pas zum Stehen, Augenblicke, bevor die Tiere entsetzt ausbrechen konnten.
»Wieder einer«, sagte Callista leise. »Anscheinend schlimmer als der letzte.«
»Es gibt jemanden unter ihnen, der diesen Sturm bewegt.« Bés schwarze Echsenaugen waren geschlossen, er lauschte gebannt. »Er bringt diesen Sturm mit seinem Willen, ruft ihn herbei und lenkt ihn.«
»Das wird Beldorion sein.«
»Was machen wir?« fragte ein Mann auf Leias Repulsorschlitten und blickte ängstlich auf die kalten Klippen, die im Licht des jungen Tages funkelten. Es war, als hielt er am Abgrund des Chaos inne.
Bé warf seine Zöpfe in den Nacken. »Wir können nichts anderes tun als unseren Anweisungen folgen«, rief der Lauscher. »Wir treten ihnen entgegen und sterben.«
Wenn es bereits schlimm gewesen war, mit ansehen zu müssen, wie die Sterbenden von Cybloc XII
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