Callista 03 - Planet des Zwielichts
schmal, adlerartig, oder die tief eingegrabenen Falten, die seine Augen umgaben und von einem schweren Leben kündeten.
Aber wahrscheinlich ist es eher der Ausdruck in seinen Augen, dachte sie. Seltsam, daß sie schon wieder an den Haudegen Greglik denken mußte. Die Augen dieses Mannes verrieten, daß er keiner Fliege etwas zuleide tun konnte, geschweige denn jemand entschieden entgegentreten, auch wenn dieser ihn schamlos ausnutzen würde, nur um ja seine Gefühle nicht zu verletzen. Ein Flüchtender, dachte sie. Nicht Flucht ins Rauschgift, dazu fehlte ihm Gregliks ungesunde Gesichtsfarbe, aber doch ein Flüchtender, der einfach nicht zur Stelle war, wenn sich die Gelegenheit zum Entkommen bot.
Aber nett.
»Mir geht es gut. Doch, ich denke schon, daß es mir gut geht.« War Dzyms Erscheinen ein Traum gewesen? Der schneidende Schmerz an ihrem Hals, die Hände, die das Leben aus ihr heraussogen, genau wie bei der Krankheit auf dem Schiff; der schreckliche Eindruck, der sich bei ihr eingestellt hatte, daß sich unter seiner Kleidung ein anderes Lebewesen verbarg, eine widerwärtige, versteckte Bewegung. »Wo bin ich? Was ist geschehen?«
Ihre Gedanken fühlten sich an, als hätte sie sie fallen lassen, als wären sie dann zur anderen Seite des Raums gerollt und als hätte die Erschöpfung sie davon abgehalten, sie wieder aufzuheben.
»Ich darf Ihnen leider nicht sagen, wo Sie sind, Exzellenz.« Das klang so, als würde es ihm wirklich leid tun. »Sie müssen verstehen, es ist besser, wenn Sie es nicht wissen. Mein Name ist Liegeus Sarpaetius Vorn.«
»Vorn…« Unter erheblicher Mühe, als müsse sie mit Hilfe von Eßstäbchen ein Kartenhaus errichten, fügte Leia die Dinge in ihrem Bewußtsein zusammen. »Liegeus Vorn… Sie waren Seti Ashgads Pilot, nicht wahr? Und Dzym… Dzym war hier. Ist das hier Nam Chorios?«
»Dzym war hier?« Er hielt das Gefäß so, daß ihre Hände es nicht erreichen konnte, und seine dunklen Brauen schoben sich zusammen. »Ich glaube, Sie haben davon jetzt genug, Exzellenz. Ich hole Ihnen Wasser.«
Er goß den Inhalt des Bechers – Leia hatte geglaubt, es sei Wasser gewesen – über die niedrige Mauer am Rand der Terrasse. Sie setzte sich auf und sah zu, wie die Tropfen, blitzend und schrumpfend, wie in Zeitlupe über die Mauer flogen, vorbei an den Felsen des Vorsprungs, auf dem sie sich erhob, hinunter auf das wirre Durcheinander aus Schiefer und Geröll und Adamant zweihundert Meter in der Tiefe.
»Bleiben Sie hier in der Sonne«, empfahl Vorn mit sanfter Stimme. Seine Stimme war leise, kaum hörbar, aber tief und eine der schönsten Stimmen, die sie je gehört hatte. »Ich bin gleich wieder da.«
Leia blieb, wo sie war, nicht weil er das gesagt hatte, sondern weil die Wärme auf ihrem Gesicht angenehm war, so wie wenn man nach einer schlimmen Erkältung allmählich wieder gesund wird.
Die Borealis, dachte sie. Was ist an Bord der Borealis geschehen?
Sie war krank gewesen. Die Erinnerung an Kälte, das langsame Erschlaffen aller Systeme in ihrem Körper kehrte zurück. Oder war das erst später geschehen, nachdem Dzym in ihr Zimmer gekommen war?
Ashgad hatte sie allem Anschein nach aus dem Schiff geholt und sie hierher gebracht. Sie konnte sich an nichts davon erinnern. Hatte Captain Ioa sie für tot gehalten? Aber in dem Fall hätte man sie nach Coruscant gebracht, nicht hierher.
Han, dachte sie. Han wird sich schreckliche Sorgen machen. Die Kinder…
Andere Bilder sickerten langsam in ihr Bewußtsein.
Das blinkende Licht auf ihrem Kom, das eine Nachricht ankündigte; der Gardist Marcopius, der den Korridor hinunterrannte; Admiral Ackbar, wie er sagte Es sieht so aus, als würde es im Rat eine undichte Stelle geben; der Abgeordnete Q-Varx, wie er mit einem kurzen Stummelfinger auf die Malachittischplatte in ihrem persönlichen Besprechungsraum tippte und sagte: Alle Vorbereitungen für das Geheimtreffen mit Ashgad sind getroffen, Exzellenz. Er nimmt zwar auf dem Planeten keine offizielle Position ein, aber diese Konferenz könnte der Schlüssel für unsere Politik einer nutzbringenden Verwendung planetarischer Ressourcen sein.
Vermeide ein Treffen mit Ashgad.
Und laß Dich nicht darauf ein, den Meridian-Sektor zu betreten.
Was war mit den Noghri passiert?
Der Gedanke schlängelte sich bedächtig durch ihr Bewußtsein. Wenn sie jetzt in den Raum hinter ihr ging und versuchte, die Tür zu öffnen, überlegte sie, würde sie sich dann öffnen lassen? Aber ob
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