Cambion Chronicles 1
ich flog zurück ins Zimmer. Mein Kopf knallte gegen die Wand, und der Bilderrahmen über Moms Bett zerbrach. Ich plumpste mit voller Wucht aufs Bett und schützte mein Gesicht vor dem herabfallenden Glas.
Mein Hinterkopf fühlte sich an wie ein zerbrochenes Ei, und die Schmerzwellen, die über mein Gesicht liefen, waren das Eigelb. Meine Ohren klingelten, rote Blitze zuckten durch mein Blickfeld. Eine Hand, die sich an meinen Knöchel hängte, brachte mich wieder in die Gegenwart zurück.
»Du hast noch nie deine Seele jemandem geschenkt, den du liebst, so wie ich.« Sein Griff bewegte sich an meinem Bein hoch, er holte mich ein wie ein Seil. »Ich bin sicher, Caleb hat eine Menge Spaß mit dir, aber er wird einen Ersatz finden.«
Schreiend und tretend suchte ich nach einer Waffe, einem Wunder, nach irgendwas. Meine Finger fanden die Kante von Moms Nachttisch. Mir fiel das Messer ein, das Mom darin versteckte. Ich zog die Schublade auf, angelte das Messer heraus und wartete, bis Mr Ross mich zu sich herangezogen hatte.
Er rollte mich auf den Rücken und schrie, als die Klinge ihm Gesicht, Hals und Arme zerschnitt. Ich stach und schnitt blind drauflos in der Hoffnung, dass durch die Verunstaltung Calebs Züge aus seinem Gesicht verschwinden würden. Ich merkte, wie ich Knochen und mehrere große Arterien traf. Mein T-Shirt haftete mir an der Brust, feucht und klebrig von Blut. Das war ein gutes Zeichen. Wenn er bluten konnte, war er noch ein Mensch.
Ein Mensch, der sterben konnte.
Während er aufheulte und sein Gesicht in den Händen barg, sprang ich vom Bett und raste zur Tür. Das Messer fest in der Hand, rannte ich die Treppe hinunter.
Ich versuchte, das Licht einzuschalten, aber nichts funktionierte. Den Straßenlaternen und den winzigen Lichtern in den Nachbarhäusern zufolge war nur unser Haus betroffen. Aber auch wenn der Strom ausgefallen war, hätte die Alarmanlage noch funktionieren müssen. Dann fiel es mir ein. Ich hatte sie ausgeschaltet, bevor ich schlafen gegangen war. Das erklärte, wie das Monster unbemerkt hatte hineinkommen können. Ich stolperte zur Tür und drückte auf den Notfallknopf am Schaltkasten, als ich etwas aus dem Augenwinkel bemerkte.
Von draußen fiel Licht ins Wohnzimmer und auf ein Paar Füße, die hinter dem Sofa hervorragten. Die blasse Haut verriet mir sofort, wer da lag. Normalerweise hätte ich aus dem Haus fliehen sollen, aber ich konnte Nadine nicht einfach hierlassen, wenn sie verletzt war. Mit dem Messer in der ausgestreckten Hand schlich ich näher und lauschte dabei auf Bewegungen im ersten Stock. Ich spähte hinters Sofa und unterdrückte einen Schrei. Der Anblick ließ mir das Blut in den Adern gefrieren, und mir wurde unendlich schwer ums Herz.
Nadine lag seltsam verdreht auf dem Boden. Ihre Haare waren über den Teppich ausgebreitet, die Gliedmaßen in unmöglichen Winkeln verbogen wie bei einer weggeworfenen Puppe. Ich kniete mich neben sie und fühlte ihren Puls. Alles war still, Grund genug, wachsam zu bleiben. Die Nacht warf Schatten ins Zimmer, die die Einbildung zum Überkochen brachten. Die tickende Uhr über dem Kamin verkündete das Fortschreiten der Zeit. Fünf nach eins – nicht, dass die Zeit wirklich eine Rolle gespielt hätte. Es gab keine Zeit. Sie war ein Apparat, der verhindert, dass alles gleichzeitig geschieht.
In diesem Augenblick schwang die Haustür auf, und eine vertraute Gestalt trat in die Diele. »Sam!«
Ich schrie überrascht auf und hielt das Messer in seine Richtung. Die blutbefleckte Klinge blitzte im Mondlicht auf. »Bleib da. Bleib weg von mir!«
Er erstarrte. »Sam. Ich bin’s. Was ist passiert?«
»Komm nicht näher! Du hast Nadine umgebracht!« Meine feuchtkalten Finger wollten vom Messergriff rutschen, aber ich ließ nicht los.
»Was? Ich bin gerade erst angekommen. Ich war auf halbem Weg zum Flughafen, da rief mich Nadine an. Die Verbindung wurde unterbrochen. Was ist passiert?«
Wie hätte ich ihm glauben sollen? Sex-Appeal hin oder her, ich musste mich verteidigen. Der blutende Typ oben sah Caleb verdammt ähnlich und hätte mich fast getötet. Als ich den Mann vor mir genau musterte, bemerkte ich, dass Kleidung und Hände sauber waren, keine Spuren von Blut oder Verletzungen. Aber ich musste sichergehen. »Woher weiß ich, dass du es wirklich bist?«, fragte ich.
Er streckte bittend die Hand aus. »Ich bin es wirklich, Sam.«
»Beweis es!«, schrie ich. Das Messer zitterte in meiner Hand.
Er sah sich suchend
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