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Cambion Chronicles 1

Cambion Chronicles 1

Titel: Cambion Chronicles 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Reed
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oder so, und du kennst ja ihre Haltung Männern gegenüber. Sie reitet dauernd drauf rum.«
    Da hatte er nicht unrecht. Nadine hatte so eine Art an sich, jeden Mann in Grund und Boden zu demütigen, sobald sich eine Chance ergab. Ich schüttelte den Kopf. Wenn sie Caleb nicht auf den rechten Weg zurückbringen konnte, dann konnte das niemand.
    Ich merkte, dass er das Thema wechseln wollte, also fragte ich: »Wohin fährst du am liebsten in den Urlaub?«
    Caleb trat hinter mich und schlang die Arme um meine Taille. Ohne zu zögern, antwortete er: »Indien. Die Musik dort ist total abgefahren. Der Hammer.«
    Normalerweise kassierte jeder Typ, der mir zu nahe kam, einen Boxhieb, aber in diesem speziellen Augenblick fühlte es sich richtig an. Ich war vielleicht vorsichtig, wie Caleb es ausgedrückt hatte, aber tot war ich nicht. Die Wärme seines Körpers löste in mir ein Gefühl des Friedens aus, von dem ich gar nicht gewusst hatte, dass es mir fehlte. Wie er das Kinn in die Mulde zwischen meinem Hals und meiner Schulter legte, wie sein Haar ganz leicht meine Haut berührte und wie sein Herz leise klopfte, das alles beschleunigte meinen Puls, bis er mit seinem im Gleichklang war. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust und lauschte den Geschichten seiner Heldentaten auf der ganzen Welt.
    Als das jüngste von sechs Kindern war Caleb ordentlich verhätschelt worden und hatte die Sachen seiner Geschwister auftragen müssen. Ich hörte ihm an, wie er das gehasst hatte. Er war auf sieben Privatschulen gegangen und von dreien wieder geflogen, weil er unter den Schülerinnen für Unruhe gesorgt hatte. Eine seiner Lehrerinnen wurde wegen eines unziemlichen Vorfalls mit ihm in der Jungenumkleide suspendiert. Er schwor, dass er nichts ausschmückte, und wollte sogar fotografische Beweise liefern.
    Er war unschlagbar in Leichtathletik, Fußball und allem mit einer Zielscheibe. Alle Männer in seiner Familie lernten schießen, bevor sie Fahrrad fahren konnten, aber Caleb beherrschte auch die Kunst des Bogenschießens und bot mir an, mir mal seine Armbrust zu zeigen.
    Einem bereits misstrauischen Mädchen seine mittelalterliche Waffensammlung zu zeigen, war allerdings nicht gerade eine vertrauensbildende Maßnahme, also beschloss er, damit bis zu unserem dritten Date zu warten. Und dabei hatte ich gar nicht mitgekriegt, dass wir uns überhaupt auf ein erstes Date geeinigt hatten.
    Caleb Baker war ein wandelnder Widerspruch. Er traf ein Ziel aus hundert Metern Entfernung, aber er mochte Messer nicht, und Nahkämpfe vermied er um jeden Preis. Er stammte aus einer reichen Familie, lebte aber wie ein Zigeuner. Er hatte Freunde auf der ganzen Welt, wahrscheinlich Frauen in Ländern, von denen ich noch nie etwas gehört hatte, schien aber von einer düsteren Einsamkeit umgeben zu sein. Es war schwer, aus dem Kerl schlau zu werden, aber auf jeden Fall blieb es spannend.
    Als wir uns verabschiedeten, machte es mir nicht mehr so viel aus, mit Caleb allein zu sein, aber was er wollte, war mir noch immer nicht klar. Er schien an mehr interessiert zu sein als an Freundschaft, aber wie weit würde er gehen wollen? Auf dem Rückweg zu meinem Auto schwiegen wir. Meine Füße brachten mich um, meine Klamotten waren noch feucht von den Wasserbahnen und ich roch, als hätte ich jede Menge schweißtreibenden Sport gemacht.
    Als er vor Buncha Books seinen Wagen neben meinem parkte, griff er ins Handschuhfach und zog einen Memorystick hervor, auf dem mit silbernem Marker mein Name geschrieben stand. »Du dachtest, ich hätte es vergessen, stimmt’s?«
    Das konnte ich nicht abstreiten, denn ich hatte es auf jeden Fall vergessen.
    »Danke, ich sag dir dann, wie ich sie finde.« Ich steckte seine Musik in meine Tasche.
    Er beugte sich über mich und sah mich dabei unverwandt an. Seine plötzliche Bewegung machte mir Angst. Der Duft nach Puderzucker in seinem Atem kitzelte meine Nase. Seine Lippen teilten sich und verharrten Zentimeter über meinen, als ein dumpfes Klicken aus der Richtung meiner Tür ertönte. Ich wirbelte mit dem Kopf herum und sah seine Hand, die gerade die Tür aufstieß.
    »Fahr vorsichtig«, flüsterte er.
    Ich wusste nicht, was ich von diesem Tag halten sollte, oder warum er mich nicht geküsst hatte, oder warum es mir etwas ausmachte, dass er es nicht getan hatte. Aber ich spürte, wie er mich beobachtete, als ich in mein Auto stieg, ausparkte und das Einkaufszentrum verließ. Auf dem kurzen Weg nach Hause fühlte ich es immer noch

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