Cambion Chronicles 1
vergangenen achtzehn Jahre gut gewesen, wenn er jetzt gehen musste? Welchen Sinn hatten Erwartungen und Hoffnungen? Und wie würden sie, wie konnten sie mit ihrem Leben weitermachen?
Nachdem Garrett zur letzten Ruhe gebettet worden war, umarmte ich meine Freunde und ging. Ich war nicht in der richtigen Stimmung zum Reden und wollte lieber für mich allein trauern. Auf halbem Weg nach Hause fuhr ich rechts ran und weinte. Es kam wie aus dem Nichts, einer dieser nervigen, Rotzblasen produzierenden Hoffentlich-sieht-mich-keiner-Heulanfälle. Eine verspätete Reaktion, die längst überfällig war.
Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, hielt ich noch mal an, um mir einen Slush zu kaufen, denn Rollkragen im Juli war keine gute Idee. Ich konnte nicht mal lächeln, als Hauptmann John Smith alle aufhielt, weil er sein gesamtes Monatsgehalt für Rubbellose auf den Kopf haute. Eine Depressionswolke hing über mir und wollte nicht verschwinden.
Dann war da noch Caleb. Was zum Teufel sollte ich bloß mit ihm machen? Ich musste mir schnell was überlegen, denn da parkte er vor meinem Haus, und ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Ich hatte die letzten drei Tage damit verbracht, ihm aus dem Weg zu gehe n, und er machte es mir einfach. Auf der Arbeit sah er mich nicht an, und das traf mich mehr, als ich zugeben wollte. Ich musste das alles immer noch begreifen, verarbeiten und zu Tode analysieren – was nur zu einem neuen Haufen Fragen führte. Abgesehen von hebräischen Schriften und sehr unterhaltsamer Fan-Fiction erwies sich das Internet bei diesem speziellen Thema nicht als brauchbare Informationsquelle, also hielt ich es für besser, den Betreffenden persönlich zu befragen.
Heute hatte er wohl beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und mich zu besuchen. Er lehnte an seinem Jeep, als wäre ich spät dran.
Trotz allem mochte ich Caleb.
Da, jetzt war es raus. Ich mochte Caleb.
Ich fragte mich oft, was Mädchen so zu gefährlichen, geheimnisvollen Männern hinzog. Die Antwort war einfach. Es ist aufregend und provokativ. Sie stehen ständig unter Strom, nichts ist jemals langweilig, und Gefahr törnt an. Mit seinen ausgeblichenen Jeans, dem engen schwarzen T-Shirt und der Pilotenbrille verkörperte Caleb den bösen Jungen schlechthin.
Ich stieg aus und schlenderte die Auffahrt hinauf. »Was machst du denn hier?«
»Auf dich warten.« Er zog die Sonnenbrille ein Stück herunter und beäugte mein Outfit von oben bis unten. »Heilige Achtziger, Batman!«
Fast hätte ich gelächelt. Fast. »Du bist ja nur neidisch, dass du diesen Look nicht hinkriegst.«
»Erwischt.« Er nickte. »Wie war der Gottesdienst?«
Ich senkte den Blick. »Traurig.«
»Sam, es tut mir wirklich leid.« Die Worte klangen eindringlich, fast verzweifelt.
»Ich weiß. Es hätte nicht so kommen sollen. Ich erwarte nicht, dass du das verstehst, aber Garrett war ein Freund. Ich kannte ihn seit … «
»… der Junior Highschool, ich weiß, aber er war nicht mehr der Junge, den du kanntest. Die Drogen, die er genommen hat, haben ihn verändert, und das nicht zu seinem Vorteil.«
»Na gut, dann lass mich in Ruhe um den trauern, der er mal war.« Ich ging über den Rasen und hielt dann inne. »Moment mal, woher weißt du, wie lange ich ihn kannte?«
»Ich weiß jetzt eine Menge über ihn.« In seinem Tonfall schwang eine gewisse Andeutung mit.
»Zum Beispiel?«
»Er war kein guter Mensch. Alicia war nicht das erste Mädchen, auf das er losgegangen ist. Es gab noch andere.«
Wenn er mit etwas meine Aufmerksamkeit erregen konnte, dann damit. »Wen?«
Caleb scharrte mit den Füßen und schob die Hände in die Taschen. »Irgendeine Courtney.«
»Welche?«
»Ich bin mir nicht sicher.«
Ich trat näher. »Woher weißt du das alles?«
»Die Energie, die ich aufnehme, enthält eine Art Fingerabdruck der Vergangenheit, Erinnerungen. Ich weiß alles über Garrett. Alles.«
»Zum Beispiel?«
»Er war allergisch gegen Cashewkerne. Er liebte Kung-Fu-Filme. Er war eine Zeit lang sehr unsicher wegen seines Körpers, deshalb nahm er Drogen. Er war in dich verknallt, als er vierzehn war, aber er war sich nicht sicher, wie seine Eltern auf dich reagieren würden.«
»Wie meinst du das, reagieren ?«
»Sagen wir einfach, es gibt einige Leute in seiner Familie, die nicht so vorurteilsfrei sind wie die meisten.« Calebs Blick wanderte auf meine Brüste hinunter. »Hat er dir in der Neunten wirklich zehn Dollar gezahlt, damit er deine Brüste
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