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Cambion Chronicles 1

Cambion Chronicles 1

Titel: Cambion Chronicles 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Reed
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wahrscheinlich high. Er hätte eine ordentliche Tracht Prügel verdient gehabt, eine Weile im Gefängnis, und seine Mitinsassen hätten es ihm mit gleicher Münze heimzahlen sollen, aber den Tod hat er nicht verdient. Der Tod ist mir ein bisschen zu dauerhaft, und es ist mir lieber, wenn er sparsam zum Einsatz kommt. Du hast mich hier gerade mit Informationen überschüttet, und ich muss das alles erst mal verarbeiten. Ich hasse dich nicht, vor allem, nachdem du mir letzte Nacht geholfen hast. Aber zwischen uns ist nicht alles in Ordnung, Caleb. Wenn du mich jetzt also entschuldigen würdest, ich muss meine Freundin trösten und ein schwarzes Kleid raussuchen.« Ich ging hinein und schlug Caleb die Tür vor der Nase zu.

11
    G arretts Beerdigung fand am folgenden Mittwoch statt. Die Schülerschaft, die nähere und entferntere Verwandtschaft und die halbe Gemeinde nahmen teil. Wer keinen Sitzplatz mehr bekam, stand hinter den Stuhlreihen. Inmitten des Meeres von Schwarz leuchteten die tränenüberströmten Gesichter von Kindern, Freunden und Mannschaftskameraden, die eine Antwort auf die allumfassende Frage erwarteten: Warum?
    Der Obduktionsbericht untermauerte Calebs Behauptung, Garrett hätte Steroide genommen. Die Ursache für seine blauen Flecken blieb zwar unbekannt, aber die Polizei spekulierte, dass sie von einer Schlägerei auf der Party stammten, da er für diese Art von Zeitvertreib bekannt war. Die Gerichtsmediziner kamen zu dem Schluss, dass sein plötzlicher Herzinfarkt durch die nicht zugelassenen Wunderpillen verursacht worden war, die sein Blut verseucht hatten. Der Umstand, dass Garrett nicht mitten im Training tot umgefallen war, sei schlicht höherer Gewalt geschuldet.
    In der dritten Reihe saßen die gefürchteten Courtneys. Ja, an unserer Schule gab es eine Clique von Mädchen, die alle denselben Namen trugen. Gerüchten zufolge hatten sie auch alle was mit Garrett gehabt. Man hatte ihnen den Spitznamen »die Bräute Draculas« verpasst, weil alle zwei Wochen eine andere von ihnen an seinem Arm hing und seinen Siegelring trug. Sie wechselten sich ab wie bei der Wachablösung. Jetzt drängten sie sich aneinander, betupften ihre Augen mit Taschentüchern und überprüften ihr Make-up.
    Ich saß ganz hinten in der vorletzten Bank. Ich hatte kein schwarzes Kleid, also hatte mir Mom ihr altes Rollkragenkleid mit den Footballer-Schulterpolstern geliehen. Mia sah auch nicht besser aus, wie der Anfangsszene von Frühstück bei Tiffany entsprungen. Sie lehnte sich an Dougie, der immer noch wie aus der Schlussszene von Fight Club wirkte. Dougie und Garrett waren alles andere als Blutsbrüder gewesen, aber Dougie wollte ihm die letzte Ehre erweisen. Er hielt Mia fest, als fürchtete er, Garrett würde sie noch aus dem Grab heraus anbaggern.
    Nach einer kurzen Predigt und einem gemeinsamen Gebet mutierte der Gottesdienst zur Open-Mike-Show. Leute gingen zum Podium und erzählten heitere Anekdoten und schöne Erinnerungen an den Verschiedenen.
    Ich fragte mich, warum die Leute über andere erst dann gut redeten, wenn sie tot waren. Sorgte der Tod für die ultimative Street-Credibility? Dad hatte mir mal gesagt, wie jemand gelebt habe, könne man daran erkennen, wie viele Menschen zu seiner Beerdigung kamen. Wenn ich in die vielen ernsten Gesichter blickte, konnte es keinen Zweifel daran geben, dass Garrett vermisst werden würde.
    Der Gottesdienst war kurz, würdevoll und ereignislos wie sonst was. Ich war in meinem Leben erst einmal auf einer Beerdigung gewesen, und die war ganz anders abgelaufen. Als Opa Watkins starb, drehte Nana völlig durch. In der Kirche tickte sie aus, schrie und zerrte die Leiche aus dem Sarg. Cousine Tamekas Fruchtblase platzte und kündigte damit die Ankunft ihres fünften Kindes an. Und gegen Onkel Rudy lagen noch ein paar Haftbefehle vor, was zu seiner Festnahme am offenen Grab führte.
    So was nenne ich unterhaltsam.
    Hier hingegen gab es nichts als Melancholie und unendliche Traurigkeit. Kein Husten, kein Babygeschrei und kein Flüstern war zu hören, es herrschte nichts als Stille.
    Ich konnte die Davenports nicht mal ansehen. Garrett war ihr einziger Sohn, der all ihre Träume verkörpert hatte. Sie saßen in der ersten Reihe und bemühten sich, tapfer auszusehen. Ich musste die ganze Zeit an meine eigenen Eltern denken.
    Es lag etwas durch und durch Perverses darin, sein eigenes Kind zu beerdigen. Es ließ so viele Fragen unbeantwortet im Raum stehen. Wozu waren die

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