Cambion Chronicles 1
ich.
»Euphorie, Angst, Wut, Aufregung. All das erzeugt Dopamin, eine andere Art von Energie. Weißt du, woraus das Leben besteht? Nicht aus Fleisch, Blut und Knochen. Es ist der Funke. Dieses universelle Kernstück, das uns zu dem macht, was wir sind, der Ursprung aller Dinge. Es ist nicht der Körper und nicht die Seele, sondern die Brücke, auf der sich die beiden treffen. Das, was die Seele im Körper hält. Davon ernährt er sich.«
Ich versuchte, ihm zu folgen, ernsthaft. »Na schön, warum sind die Frauen dann nicht gestorben? Sie hatten ja nur einen Herzinfarkt.«
»Weil ich dagegen angekämpft habe. Wenn sie weitergemacht hätten, hätte der Geist mehr genommen und … « Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich will niemandem wehtun.«
»Und wie erklärst du dann das mit Garrett?«
Er brütete über der Frage, während er an seinem Tee nippte. »Das war meine Schuld, nicht die des Geistes. Das wird nie wieder vorkommen.«
Ich lehnte mich weg von ihm. »Deine Schuld?«
»Wie gesagt, der Geist nimmt hauptsächlich Frauen ins Visier. Ich bin abhängig von seinen Gelüsten, aber ich kann den Appetit drosseln. Als ich sah, wie Garrett dich schlug, habe ich überreagiert, und alles geriet außer Kontrolle. Ich konnte nicht mehr aufhören.«
»Warum nicht?«
»Garrett hatte eine ungewöhnliche Menge Energie. Er benutzte ein künstliches Aufputschmittel.«
»So was wie Steroide«, ergänzte ich.
Caleb nickte. »Das hat ihn schon getötet, bevor ich ihn auch nur angerührt hatte. Bei der Mund-zu-Mund-Beatmung spürte ich seine Energie in meinem Mund. Sobald der Geist davon genippt hatte, ist er auch schon völlig durchgedreht. Ich hätte nicht aufhören können, selbst wenn ich gewollt hätte. Aber ich wollte auch nicht aufhören. Ich wollte, dass Garrett dafür bezahlt, was er dir und Alicia angetan hat. Und das Saugen tat so verdammt gut, es war so quälend fantastisch, dass mir die Tränen kamen.«
Ich fuhr zurück. »Und dabei dachte ich, du weinst aus Trauer.«
»Ich weiß, was ich gefühlt habe, und Reue war das nicht. Aber es machte mir Angst, Samara. Ich hatte ihn noch nie so weit gehen lassen. Ich habe noch nie … jemanden getötet.«
Er verzog gequält das Gesicht. Ich bemerkte, dass seine Haut noch blasser aussah als sonst. Wahrscheinlich hatte er die ganze Nacht nicht geschlafen.
»Was hast du mit Garretts Leiche gemacht?«, fragte ich.
»Ich bin in Roberts Haus gegangen und habe die Polizei gerufen.« Mit finsterem Blick lehnte er sich nach vorn. »Was denn? Dachtest du, ich hätte ihn ihm Garten verscharrt?«
Ich hob resigniert die Hände. »Hey, was weiß denn ich, wie so was abläuft.«
Er starrte mich nur an, enttäuscht und schwer beleidigt. »Ich bin kein Monster, Sam.«
»Was bist du dann?«, fragte ich.
»Na, alles klar bei euch?«, erklang Moms Stimme aus dem Flur. Sie ging geradewegs auf Caleb zu und machte mit dem Gefummel weiter.
Er reichte ihr seine leere Tasse. »Alles in Ordnung hier. Könnte ich bitte noch etwas Tee haben?«
»Natürlich. Du kannst alles haben, was du willst«, versicherte sie mit einer rauchigen Stimme, die mich schaudern ließ. Ich versuchte zu ignorieren, wie ihre Finger seine liebkosten, als sie die Tasse nahm.
Als Mom gegangen war, drehte Caleb sich zu mir um. »Ich bin kein Monster. Wir nennen uns ›Cambions‹. Ich bin zu hundert Prozent ein Sterblicher aus Fleisch und Blut mit ein paar Verpflichtungen, das ist alles. Ich habe dieses Ding schon mein Leben lang, und ich kann es kontrollieren.«
»Und wenn dir mal die Donuts ausgehen und dein kleines Haustier unbedingt Energie braucht?«
Er machte ein wild entschlossenes Gesicht. »Ich sorge dafür, dass das nicht geschieht.«
Mom steckte ihren Kopf um die Ecke. »Wolltest du Milch oder Zitrone in den Tee? Hab ganz vergessen zu fragen.«
»Nichts. Ohne alles, bitte«, rief Caleb zurück.
Mom zwinkerte ihm kurz zu und verschwand.
Er sah wieder zu mir. »Ich habe ihn unter Kontrolle, Sam.«
Ich schüttelte den Kopf. »Darauf kann ich mich nicht verlassen.«
Moms Kopf tauchte wieder auf. »Möchtest du vielleicht ein paar Kekse zum … «
»Mom!«, schrie ich. Diese Fixierung ging mir langsam auf die Nerven. Und wo hatte sie plötzlich Kekse her? Wenn ich das Haus durchsuchte, fand ich nie einen Krümel Junkfood. »Könnten wir uns hier bitte mal eine Minute in Ruhe unterhalten?«
»Was? Oh, tut mir leid, Schätzchen. Ich bin in der Küche, wenn ihr mich braucht«, verkündete sie
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