Cambion Chronicles 1
»Und wie fühlst du dich, wenn du mich siehst?«
Er überlegte einen Augenblick. »Entspannt. Froh.«
»Und das macht dich nicht satt?«
»Doch, tut es. Ich bin angeregt und voller Energie. Meinem Haustier gefällt das. Du bist sein Hundekuchen.« Schon wieder dieses anmaßende Grinsen in meine Richtung.
Ich warf mein Haar in den Nacken. »Ich wette, das sagst du zu jedem Mädchen. Aber hat er wirklich keinen Namen? Überhaupt keinen?«
Caleb zuckte mit den Achseln und schaufelte sich eine Wochenration Kalorien in den Mund.
»Wir sollten ihm einen geben. Ich habe hier ein paar Vorschläge.« Ich ging meinen Kartenstapel durch.
Caleb hielt mit dem Kauen inne. »Was?«
»Hey, wenn das funktionieren soll, musst du deinem Dämon eine persönliche Note verleihen.«
»Er ist kein … «
»Ja ja, schon klar. Ich habe hier ein paar Vorschläge, die möchte ich dir vorlesen, um zu sehen, wie sie ihm gefallen.« Ich räusperte mich erneut. »Pookie, Balthasar, Damien, Zulu, Obi-Wan … «
»Mit dir möchte ich ja auf keinen Fall Kinder bekommen. Diese Namen sind furchtbar. Warum kann er keinen normalen Namen bekommen?«
Ich rieb mir das Kinn. »Etwas Mysteriöses und Exotisches wie … Fernando .«
»Auf keinen Fall.«
»Oder Diego, oder Bruce.«
Er verzog das Gesicht. »Bruce?«
»Ja, das ist ein guter Name für einen harten Kerl.« Als Caleb den Kopf schüttelte, fuhr ich fort. »Loki, der Gott des Unheils.«
Er hielt inne. »Vielleicht.«
»Ich weiß, wie wär’s mit Leroy?«
Er stocherte in seinem Essen herum und schüttelte den Kopf. »Du bist so … «
»Ja, ich habe eine gewisse Vorliebe für Getto-Namen, aber das ist ein guter Nachname.«
Mit nachdenklichem Gesichtsausdruck starrte Caleb vor sich hin. »Weißt du was? Ich glaube, der gefällt ihm.«
Ich wurde munter. »Was, Leroy? Wirklich?«
»Nein!«, blaffte er und aß weiter.
»Na schön, mal sehen, was haben wir denn noch für Namen für harte Kerle? Ooh, Capone. Der klingt so richtig nach Gangsta.«
Caleb lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah mich an. Langsam hob sich einer seiner Mundwinkel. »Capone. Gefällt mir. Ihm auch, glaube ich.«
»Dann ist es jetzt also offiziell. Dein fühlendes Wesen wird von nun an Capone genannt«, erklärte ich, und wir besiegelten das Ganze mit einem Handschlag.
Während ich mir den Sirup von den Fingern wischte, bemerkte ich, wie die Kellnerin schon wieder zu uns herüberkam. Das hätte mich nerven müssen, aber ich wollte die Interaktion aus wissenschaftlichen Gründen beobachten, dem Raubtier in seinem natürlichen Lebensraum zusehen.
Die Kellnerin fragte, ob Caleb noch mehr Waffeln wolle. Mich streifte ihr Blick nicht mal, als ich mit meinem leeren Becher klapperte, damit sie ihn nachfüllte. Sie beugte sich über den Tisch, um Calebs ersten Teller abzuräumen, und zeigte ihm dabei alle Vorteile eines guten Schönheitschirurgen. Aber Caleb schien der buttertriefende Stapel auf dem Teller mehr zu beeindrucken. Das Kuchenmonster hatte eine Mission zu erfüllen, und nichts konnte es vom Essen ablenken.
Als sie ging, sah er mich an. »Ich hoffe, das ist dir nicht unangenehm.«
Ich starrte auf meine Hände. Um sie irgendwie zu beschäftigen, fummelte ich an den Saucenfläschchen auf der anderen Seite des Tisches herum. »Tja, Berufsrisiko.«
»Ich will nichts von ihr, Sam.«
»Hey, wieso sollte ich eifersüchtig sein?«
Er warf mir einen Schlafzimmerblick zu. »Kannst du ruhig sein. Das zeigt, dass ich dir nicht egal bin.«
»Das zeigt bloß, dass dein Ego größer ist als dein Magen.«
Er stützte den Ellbogen auf den Tisch und lehnte sich nach vorn. »Wenn ein Mann jede Frau auf der Welt haben könnte, außer der Frau, die er haben will, was glaubst du, wie er sich dann fühlen würde?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Er würde immer daran denken müssen.«
»Und er würde sich leer fühlen. Diese Frauen tun mir leid, wirklich. Wenn sich Frauen zu mir hingezogen fühlen, heißt das nur, dass sie unglücklich sind.«
Ich rutschte auf meinem Stuhl herum. »Das musst du mir erklären.«
»Zum Beispiel die Frau im Buchladen. Das bisschen Energie, das ich ihr abzapfte, verriet mir, dass niemand sie liebte. Sie wurde als kleines Kind ausgesetzt und hat ihre leiblichen Eltern nie gefunden. Die eine im Europia-Park wurde von ihrem Mann nach zwölf Jahren Ehe wegen seiner Fitnesstrainerin verlassen. Und die andere war Witwe. All diese Frauen litten und wollten geliebt werden. Das Bedürfnis
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