Cambion Chronicles 1
war so verzweifelt, dass sie für jeden offen waren. Das sollte man nicht sein, vor allem nicht in meinem Fall.«
»Was ist mit meiner Mom?«, fragte ich.
»Sie benimmt sich nicht so schlimm wie die meisten, aber sie muss mehr unter Leute. Ich mag deine Mom sehr. Sie erinnert mich dermaßen an meine Mom, dass es beängstigend ist.«
»Ach ja?«
Als wollte er seine Bemerkung untermauern, fischte Caleb sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche. Ich wartete, während er in den einzelnen Fächern wühlte. Einen Augenblick später reichte er mir mit zitternden Fingern ein kleines Foto.
Die Frau kam mir sofort vertraut vor. Calebs Mutter war nicht nur eine schöne Frau, Adriane Baker und meine Mom hätten auch als Cousinen durchgehen können. Trotz der erkennbaren Gemeinsamkeiten gab es aber auch unverkennbare Unterschiede. Der wichtigste war, dass eine von ihnen vor einem halben Jahrzehnt gestorben war.
Ich gab ihm das Foto zurück und wartete auf Calebs Reaktion. Er nahm sich Zeit, das Foto vorsichtig in das Geheimfach zurückzuschieben, ohne die Ränder einzureißen oder zu knicken. Sein ganzer Körper konzentrierte sich auf diese einfache Handlung, und er sprach kein Wort, bis die Aufgabe erfüllt war.
Spannung breitete sich am Tisch aus wie ein übler Geruch. Um das Eis zu brechen, fing Caleb an zu reden. »Deine Mom ist eine sehr interessante Frau. Kaum zu glauben, dass sie Probleme hat, einen Mann zu finden.«
»Sie geht am Samstag zum Speeddating.«
Caleb hob die Augenbrauen. »Ach, echt? Funktioniert so was? Das erinnert mich irgendwie immer an die Reise nach Jerusalem.«
»Tja, das werden wir am Samstag ja sehen.« Ich senkte den Blick und spielte mit den Karteikarten. »Mmm, sag mal, Caleb, bin ich eigentlich irgendwie komisch?«
»Allerdings«, bestätigte er.
»Nein, ich meine emotional. Warum funktioniert die Anziehung bei mir nicht? Bin ich eine Eiskönigin oder emotional beschränkt, oder was ist los?«
Caleb ließ die Gabel fallen und griff nach meiner Hand. »Samara, sieh mich an. Du bist nicht komisch. Wie gesagt, nicht alle Frauen sind dafür empfänglich. Weil du noch nie verliebt warst und es auch nicht sein willst, ist dein Widerstand sehr groß. Unter anderem.« Den letzten Teil murmelte er nur und hob dann seine Gabel auf.
»Weswegen denn noch?«
Er wich meinem neugierigen Blick aus und murmelte: »Ich will dich nicht in Verlegenheit bringen.«
»Wirst du nicht.«
»Na ja, aus demselben Grund, warum meine Anziehungskraft nicht auf Alicia oder auf Kinder wirkt. Normalerweise funktioniert sie nicht bei … den Unberührten.« Er hob langsam den Blick und sah mich an.
Jetzt war ich dankbar für die Warnung. Es war mehr als irritierend, jemanden den Status deiner Jungfräulichkeit hinausposaunen zu hören, vor allem, wenn dieser Jemand ein Kerl war.
Die Röte, die ihm in die Wangen schoss, verriet mir, dass ich nicht die Einzige war, die sich unbehaglich fühlte. »Ich hab dir ja gesagt, dass ich dich in Verlegenheit bringe.«
»Bist du deswegen plötzlich hinter mir her?«
Er kicherte. »Und du erzählst mir was von meinem Ego.«
»Na ja, du hast mich in den anderthalb Jahren, die ich jetzt bei Buncha Books arbeite, kaum eines Blickes gewürdigt, und jetzt werde ich dich überhaupt nicht mehr los. Wie kommt das?«
»Ich habe dich jeder Menge Blicke gewürdigt, du hast bloß nie zurückgeguckt. Und angefangen hat alles damit, dass du zu mir gekommen bist. Du kamst in meinen Teil des Ladens und hast mich angesprochen, und da habe ich einfach die Gelegenheit ergriffen. Wie ich schon sagte, du kannst ziemlich abweisend sein, wenn du willst, und in meinem Fall hast du auch jedes Recht dazu. Aber jetzt echt, würde es dich umbringen, ab und zu mal Hallo zu sagen?« Seine Antwort klang etwas schroff und scharf und verriet damit mehr, wie sehr ihn mein Ausweichen gekränkt hatte, als er je zugeben würde.
Meine Wangen wurden heiß, aber ich spielte weiter die Gleichgültige. Mit geschürzten Lippen jammerte ich: »Och, armer Kleiner. Ich dachte, bei all der Aufmerksamkeit, die du bekommst, würdest du mich sowieso nicht bemerken.«
»Habe ich aber, und du hast Eindruck bei mir hinterlassen. Nebenbei gesagt, ich mag dich, wie du bist. Immer einen abfälligen Spruch auf den Lippen, immer auf der Hut und einfach total seltsam. Du lässt dich nicht von meiner Anziehungskraft blenden. Du erkennst, wer ich wirklich bin, und sitzt immer noch hier bei mir.«
»Na ja, wir sind in deinem Wagen
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