Cambion Chronicles 1
über Generationen weitergegeben wird, von einem Körper in den anderen, verliert er an Einfluss. Caleb und ich stammen aus alten Familien. Sie haben eine gewisse Verträglichkeit entwickelt, die Caleb jetzt einsetzen muss. Ich habe einen Körper, Energie und eine Seele. Ich habe das, was meinem Dämon fehlt, also habe ich die Macht. Da der Geist in meinem Haus wohnt, habe ich das Sagen. Wenn ich von einer Person trinken will, tue ich das. Ich weiß, wie viel ich nehmen kann und wann ich aufhören muss. Ich weiß, was den Dämon zwischen den Mahlzeiten versorgt. Eine gute Energiequelle ist Freude.«
»Bei dir klingt das, als ob du einen Hund stubenrein machst.«
»Ist auch eigentlich dasselbe. Caleb muss ihn richtig abrichten. Er muss sich selbst kennen, um den Dämon an die Leine zu legen. Und er muss ihn regelmäßig füttern.«
»Was meinst du mit ›füttern‹?«
»Capone dreht durch, weil Caleb ihn nicht füttert. Wir ernähren uns von menschlicher Lebensenergie. Da führt kein Weg dran vorbei. Wir müssen. Aber wir kontrollieren die Menge, die wir nehmen. Caleb hält sich zurück, er verweigert Capone, was er braucht. Er benutzt schlechten Ersatz, und das funktioniert bald nicht mehr.«
Ich nickte. »Die Süßigkeiten.«
Nadine hob abrupt den Kopf. »Hast du bemerkt, dass er in letzter Zeit immer mehr isst? Capone lässt sich nicht mehr täuschen, und er ist unzufrieden. Der Geist sehnt sich nach echter Energie, also sendet er stärkere Signale, wie Notrufe, und deshalb greifen Frauen Caleb jetzt an.«
»Wie kann Caleb ihn aufhalten?«
»Capone braucht einen strengen Ernährungsplan und Disziplin. Und Caleb braucht neue Anregungen, wahren Genuss, echte Beziehungen. Ich glaube, er weiß das, aber er hat zu viel Angst, um es auszuprobieren.«
Grüne Augen sahen mich unverblümt an.
Ich fuhr zurück. »Was? Ich?«
»Du machst ihn glücklich. Warum nicht?«
Mit offenem Mund starrte ich sie eine Minute lang an, erschüttert über ihre fehlende Besorgnis. »Sehe ich vielleicht aus wie ein Happy Meal? Er wird nicht von mir trinken.«
»Wenn er sich zusammenreißt, dürfte es kein Problem geben. Außerdem trinkt der Geist von Calebs Freude.«
»Und wenn ich nicht da bin? Ich will nicht, dass es von mir abhängt, ob er Freude empfindet, und ich will nicht, dass unsere … was immer daraus wird, sich nur nach seinen Bedürfnissen richtet«, zeterte ich. Die Diskussion ärgerte mich zunehmend, ebenso wie die Jungs, die dauernd zu Nadine herüberpfiffen.
»Glück kann man nicht vortäuschen oder erzwingen. Es kommt von innen. Das ist Calebs Fehler. Jedenfalls kann man das regeln. In meiner Familie ist meine Mutter die Trägerin, und sie ist seit 32 Jahren mit meinem Dad verheiratet. Meine Eltern sind glücklich und gesund. Diese Krankheit lässt sich in Schach halten und muss keine Last sein.«
Aus irgendeinem Grund musste ich an einen Werbespot für ein Herpesmittel denken, in dem ein Pärchen am Strand entlanghüpft, ungeachtet der Tatsache, dass einer von ihnen eine hochansteckende, unheilbare Krankheit hat. Ich stellte mir Caleb und mich in dieser Szene vor.
Wir halten Händchen, und er schaut in die Kamera und sagt: »Ich habe einen dämonischen Parasiten.«
»Und ich nicht«, lächle ich.
Ich verlor mich derart in meinem Tagtraum, dass Nadine ihre Frage wiederholen musste. »Ich habe gefragt, was du wegen Caleb unternehmen willst. Ich weiß, dass das für dich großen Druck bedeutet, aber wenn du ihm da durchhilfst, nur bis er seinen Dämon unter Kontrolle hat, wird alles glattgehen. Er vertraut dir und ich auch. Ich weiß, dass du uns nicht bloßstellen würdest.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ich würde euch nie verraten. Ich meine, wer würde mir auch glauben?«
»Also, hilfst du ihm? Er braucht dich.«
Oh Mann, wie sollte ich ihr bei diesem Dackelblick etwas abschlagen? Es wäre alles viel einfacher gewesen, wenn Caleb ein fieser Killer ohne Seele wäre. Aber er war ebenso ein Opfer wie diese Frauen, was ihn zum unechtesten Menschenfeind auf der Welt machte. Ich hatte Bienen schon organisierter angreifen sehen. Um der verbleibenden weiblichen Bevölkerung willen musste ich helfen.
»Na schön«, seufzte ich nach einem tiefen Atemzug. »Ich habe diesen Sommer ohnehin nichts Besseres vor.«
»Danke«, sagte Nadine und warf den Studenten, die sie zu sich winkten, einen schneidenden Blick zu.
In dem Augenblick, in dem sie sie entdeckt hatten, wusste ich, dass Hopfen und Malz verloren
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