Cambion Chronicles 1
zahm.«
Ich schluckte schwer und dachte an Caleb. Wenn er plötzlich beschloss, verrückt zu spielen, und genug Menschenleben verschlang, könnte er zu einem ausgewachsenen Dämon werden. Das Einzige, was ihn davon abhielt, war ein fadenscheiniger Schleier Menschlichkeit. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Fasern rissen, und ich erschauderte bei dem Gedanken, was dann entfesselt würde. Aber das Thema interessierte mich. »Bis t du je einem der Originale begegnet, einem echten Inkubus?«
»Ja. Das war der furchterregendste Augenblick meines Lebens, und ich bettelte nach mehr. Ich bete, dass du nie einen triffst.«
Ich dachte daran, was Caleb über weibliche Cambions erzählt hatte, und musste fragen: »Hast du ihn verschlungen?«
Sie antwortete nicht, aber für einen winzigen, unendlich kurzen Sekundenbruchteil umspielte ein Hauch von Behagen ihre Lippen. Das reichte, um das Thema abzuhaken.
Ich verstand die Botschaft und ratterte meine Liste der möglichen Verdächtigen herunter: »Glaubst du, Haden hat diese Frau getötet?«
Nadine zog die Nase kraus, als röche sie etwas Fauliges. »Nein. Haden ist vieles – und ich meine vieles – , aber er ist kein Killer. Er ist der Friedensstifter in der Familie.«
»Was ist mit seinem Vater? Was ist passiert, dass so viel Spannung in der Familie herrscht?«
Sie dachte einen Augenblick darüber nach. »Liebe ist seltsam bei uns, Sam. Wir fürchten sie, wir sehnen uns danach, wir leben dafür, und wir sterben durch sie. Auch wenn du sonst nichts weißt, das musst du wissen.« In ihren Augen leuchtete ein ferner, fast gläserner Glanz. »In dieser Familie herrscht viel Leid wegen des Todes der Mutter. Caleb wendet sich von seinem Vater und seinen Geschwistern ab und von allem, was mit ihnen in Verbindung steht, einschließlich dem Wesen in ihm. Seine Einsamkeit ist die Wurzel all seiner Probleme. Das ist nicht gesund. Er muss Gefühle zulassen, Beziehungen eingehen, oder er wird verhungern. Ich habe das Caleb viele Male gesagt, aber er weigert sich. Er ist ein netter Kerl, Sam, aber er muss richtig mit seinem Dämon umgehen.«
»Es ist kein … «
»Ich sage es, wie es ist«, blaffte sie. »Meine Familie hasst dieses Wort, aber ich habe keine Zeit, pc zu sein. Man muss sich um ihn kümmern. Ich habe meinen im Griff, und Caleb muss, äh, seinen Mann stehen und dasselbe tun.«
»Wie meinst du das?«
»Er muss seinen Dämon am Schlafittchen packen.«
»Capone.«
Nadine hielt mitten im Schlürfen inne. »Was?«
»Sein Wesen heißt Capone«, sagte ich. Das D-Wort war mir plötzlich unangenehm. Es klang verächtlich, für meinen Geschmack viel zu rassistisch. Die Bezeichnung schien Caleb festzulegen, ihn zu verurteilen, dabei war seine Lage gar nicht so eindeutig. Es bestand noch Hoffnung für ihn.
Für eine Sekunde umspielte ein Lächeln Nadines blaue Lippen, dann erlosch es. »Er hat ihm endlich einen Namen gegeben?«
»Na ja, eigentlich ist mir der Name eingefallen«, prahlte ich.
Sie nickte anerkennend. »Ist ein guter Anfang, mit dem Geist Kontakt aufzunehmen. Caleb leugnet, dass er ein Teil von ihm ist. Er versucht, sich von ihm abzuspalten. Das funktioniert nicht. Er muss mit ihm arbeiten, nicht gegen ihn.«
»Wie das?«
Sie lehnte sich zurück und stützte sich auf die Ellbogen. »Erstens müssen sie Verbindung zueinander aufnehmen. Er muss sich auf seine Gefühle einlassen. Caleb hat dir gesagt, dass der Geist von Energie lebt, ja?«
Ich überlegte einen Moment. »So in der Art.«
»Weil wir nicht oft von anderen trinken wollen, trinkt der Geist von uns, nimmt unsere Begeisterung auf, unsere Freude, unsere Energie, unsere Angst. Caleb ist in einer gefährlichen Lage mit vertauschten Rollen, in der der Dämon dominiert und er sich zu machtlos fühlt, um ihn aufzuhalten.«
»Kannst du mir das ein bisschen genauer erklären?«
Nadine warf den Kopf in den Nacken und genoss den Sonnenschein. »Dämonenseelen können im physischen Reich nicht ohne Körper und ohne Energie existieren. Sie versuchen, schwache Menschen zu besetzen und zu kontrollieren, aber der menschliche Körper stirbt irgendwann. Um unsterblich zu sein, rettet sich der Dämon in die menschlichen Nachkommen.«
»Wie ein lebendiger Horkrux«, vermutete ich.
Nadine blickte mich düster an. »Ein was?«
»Hat denn niemand von euch Cambions Harry Potter gelesen?« Als Nadine verneinte, schlug ich die Hände über dem Kopf zusammen. »Vergiss es. Weiter.«
Ȁh, okay. Wenn der Geist
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