Cambion Chronicles 1
voller Schallplatten. Die einzigen identifizierbaren Möbelstücke waren das Sofa, ein Couchtisch und der größte Fernseher, den ich jemals gesehen hatte. Der Bildschirm verdeckte die ganze Wand.
Caleb hatte nicht gelogen wegen der Armbrust. Sie hing zu meiner Linken an der Wand, zusammen mit einem Langbogen, einem keltischen Schwert und fünf internationalen Pokalen. Dieser Anblick verwirrte mich nur noch mehr. Caleb konnte kämpfen, er tat es nur einfach nicht. Er ließ sich eher anfallen, als Capones Zorn zu entfesseln. So was lief ab jetzt aber nicht mehr.
»Schönes Haus, aber ein bisschen über deinem Budget, oder?«, rief ich laut.
»Schon, aber ich habe es von meinem Erbe bezahlt«, rief er aus seinem Zimmer zurück.
Caleb hatte mir erzählt, dass seine Familie Geld hatte, aber ich hatte gedacht, er wollte mich beeindrucken. Ich hätte es besser wissen müssen. Mom hatte mir beigebracht: Je reicher jemand war, desto weniger sprach er darüber.
»Oh Gott, du bist so ein Treuhandkonto-Gör wie Mia«, stöhnte ich.
»Eigentlich nicht. Meine Mom hat mir das Geld vermacht. Da ich noch fünf Geschwister habe, war mein Anteil nicht so riesig, außerdem habe ich nicht alles auf einmal bekommen. Ich kriege alle drei Jahre eine kleine Summe, bis ich dreißig bin. Ich muss also trotzdem arbeiten wie normale Leute.« Sein Sarkasmus sickerte durch die Wände.
Ich atmete scharf ein. »Wow. Das ist ja gnadenlos.«
»Meine Familie hält nicht viel davon, Kinder übermäßig zu verwöhnen. Wir mussten uns immer alles verdienen. Dann schätzt man mehr, was man hat, und kämpft eher dafür, es zu behalten.«
Ich lachte in mich hinein. Die Leier kannte ich. »Das formt den Charakter.«
Ich schlenderte auf das Geräusch seiner Schritte zu und sah ihn ans Treppengeländer gelehnt dastehen und mich beobachten. Sein Blick wanderte über meine Beine, auf die heute jeder freie Sicht hatte, denn ich trug eine kurze grüne Sporthose, gestreifte Kniestrümpfe und Fußballschuhe.
Ich drehte die Trillerpfeife in meiner Hand und sagte: »Fahren Sie die Stielaugen wieder ein, Mr Baker. Es gibt jede Menge Arbeit zu erledigen.«
Er stieß sich ab und stolzierte auf mich zu. »Es ist gefährlich für uns, so ganz allein zu sein, findest du nicht?«
»Allerdings, aber ich verspreche dir, ich werde dir nicht wehtun.«
»Komm her«, befahl er leise und sah mich dabei unverwandt an.
Ich ging langsam vorwärts, bis ich vor ihm stand. Er wollte mir die Arme um die Taille legen, aber ich streckte abwehrend meine Hand aus. Er ließ erst die Arme und dann den Kopf sinken und unterwarf sich meinem unausgesprochenen Erlass: Zutritt verboten . Wir hatten einen langen Weg vor uns, und Vertrauen stand ganz oben auf unserer Themenliste. Ein Privileg, das er für selbstverständlich gehalten hatte, eine Ehre, die er sich zurückerobern musste. Niedergeschlagenheit umschattete seine Augen, während er mit einem unerfüllten Bedürfnis rang, das in ihm wütete, einem Ruf, den er mit aller Macht zu ignorieren versuchte. Seine Ungeduld, die sich im Scharren seiner Füße und den nervösen, fahrigen Bewegungen seiner Hände ausdrückte, war kaum mit anzusehen. Da ich mir meiner eigenen Beherrschung auch nicht ganz sicher war, nahm ich mir vor, seine Mauer zu durchbrechen und dafür zu sorgen, dass dies nur eine vorübergehende Zurückweisung war.
Er umkreiste mich nahe genug, dass wir dieselbe Luft atmeten, war aber weit genug entfernt, dass wir uns nicht berührten. Er stellte sich hinter mich, und ich kämpfte gegen den Drang an, mich an ihn zu lehnen. Meine Gelenke versteiften sich, ich stand wie versteinert da, denn die leiseste Bewegung konnte die Bestie wecken.
Warmer Atem streifte mein Ohrläppchen, als er flüsterte: »Du bist immer noch hier bei mir, Samara, und das reicht. Erst mal.«
Dann ging er zur Tür, und ich versuchte, mit der Hochspannung fertigzuwerden, die meinen Körper durchflutete.
Ich atmete zitternd durch die Zähne ein und aus, meine Haut fühlte sich wund und empfindlich an. Sobald das Zittern nachließ, folgte ich ihm auf unsicheren Beinen hinaus.
Als er die Tür abschloss, fragte er: »Wo fahren wir hin?«
»Zu Doug. Er zeigt dir ein paar Kampftechniken.«
Er hielt inne und sah mich an. »Doug? Machst du Witze?«
»Dougie ist seit der Neunten mit Mia zusammen. Wenn irgendjemand weiß, wie man abgedrehten Frauen entkommt, dann er.«
»Also, pass auf: Du musst den Fingernägeln ausweichen, vor allem diesen
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