Cambion Chronicles 1
ja doch nicht egal. Haden ist in Sicherheit und macht ein schönes, langes Nickerchen.« Als Caleb zum Sprung ansetzte, fügte er hinzu: »Oh, keine Sorge, es geht ihm gut, aber ich konnte nicht zulassen, dass er dir sagt, dass ich hier bin. Es sollte doch eine Überraschung sein.«
Caleb trat vor seinen Vater, das Gesicht nur Zentimeter von seinem entfernt. »Ich sag das nicht noch einmal. Verschwinde und halte dich von Sam und ihrer Mutter fern.«
»Wenn du drauf bestehst, werde ich mich nicht in ihre Nähe begeben, aber ich kann nicht dafür garantieren, dass sie sich von mir fernhalten.«
Mr Ross machte ein paar Schritte rückwärts, zwinkerte mir zu und bedachte mich mit demselben teuflischen Grinsen, das auch Calebs Markenzeichen war. Er hatte dieselben Gesichtszüge, denselben durchdringenden Blick. Es war wie ein Blick in Calebs Zukunft.
Wegen seines steifen rechten Beins humpelte er ein wenig, aber das tat seinem entschlossenen Gang keinen Abbruch. Er sah dadurch sogar eher noch gefährlicher aus. Ich drehte mich zu Caleb um, der gegen die Wand gelehnt dastand und in langen, bewussten Zügen ein- und ausatmete. »Was zum Teufel ist hier gerade passiert?«
»Die Kacke ist am Dampfen«, antwortete er mit geschlossenen Augen.
»Was macht dein Dad hier?«
»Ich hatte ihn auch nicht erwartet. Ich war nicht bereit dafür.« Er hob den Kopf und sah zur Decke. »Ich muss Haden finden. Wenn er noch in der Stadt ist, muss ich wissen, ob es ihm gut geht.«
»Würde dein Vater wirklich seinen eigenen Sohn töten?«, fragte ich.
»Töten nicht. Ihm wehtun schon. Wir sind alle verbunden, wir sind eine Erweiterung von Dads Geist, und der zerstört sich nicht selbst. Wir können die Gegenwart der anderen spüren.«
»Und warum wusstest du dann nicht, dass er in der Stadt ist? Konntest du nicht fühlen, dass er in der Nähe war?«
»Nein. Ich habe das Band durchtrennt und zu lange Abstand gehalten.«
Ich wich einen Schritt zurück und verlor dabei das Gleichgewicht und das bisschen Geduld, das mir noch geblieben war. Der Gedankenstrom in meinem Kopf war zum Erliegen gekommen, und meine Nerven knisterten vor Verlangen, jemandem wehzutun. Ich atmete schwer aus und sagte: »Du solltest jetzt lieber gehen.«
Ein Leuchten flackerte in seinen Augen auf, als unsere Blicke sich trafen. »Du weißt genau, dass ich dich jetzt nicht allein lassen kann.«
»Ich komme schon klar. Meine Familie ist hier.«
Er schien nicht überzeugt. »Willst du das wirklich?«
»Nein. Was ich will , ist die Wahrheit von dir – und zwar die ganze. Keine Rätsel, keine Andeutungen, keine bedeutungsschweren Pausen. Ich habe deine Privatsphäre respektiert und dir Zeit gegeben, um dich zu öffnen, aber diese Scheiße schwappt in meine Welt rüber, und gnade dir Gott, wenn meine Mom wegen dem stirbt, was du mir nicht erzählt hast.« Mit gedämpfter Stimme fuhr ich fort: »Ich weiß, dass du persönlich nichts damit zu tun hast, aber ich werde es allein an dir auslassen. Also, bitte, geh einfach.«
Er zog die Luft zwischen den Zähnen hindurch ein. Das Zischen klang wie die Reaktion auf einen unsichtbaren Stich. Ich war nicht sicher, ob es meine Worte waren, der Anblick seines fremd gewordenen Vaters oder das ganze Drama des Abends, aber er schien vor meinen Augen zu altern. Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, stieß er sich von der Wand ab. »Na schön, ich muss meine Brüder und Nadine anrufen.«
Ich legte den Kopf schief. »Nadine?«
»Ja. Ich werde jetzt alle Hilfe brauchen, die ich kriegen kann.« Er packte mich an den Schultern und sah mir starr in die Augen. »Tu mir einen großen Gefallen. Bleib bei deinem Dad. Fahr mit ihm mit, bleib in seiner Nähe und geh nicht allein zu eurem Haus zurück, okay? Sag einer der Schwestern Bescheid, was los ist, und dass sie keine unbefugten Besucher zu deiner Mutter ins Zimmer lassen dürfen.«
Machte er Witze? »Die lassen nicht mal mich rein.«
Er zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. »Wenn sie Sicherheitsleute auf der Etage postieren, müsste ihn das abschrecken. Ich werde die Polizei rufen, auch wenn die nichts machen können.«
Mein ganzer Brustkorb pochte, so sehr versuchte mein Herz, sich seinen Weg nach draußen zu bahnen. »Du machst mir Angst.«
»Gut. Dann tust du, was ich sage. Okay?« Sein Gesicht war eine Maske der Entschlossenheit. Ein Nein würde er als Antwort nicht akzeptieren.
»Rufst du mich an, wenn sich was tut?«
Er nickte und legte die Hand unter
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