Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
zu wissen, was hier los war, während du im Koma gelegen hast.« Das Wort »Koma« betonte sie ganz besonders. »Hat sie dir erzählt, wie sie hier mit einem anderen rumgemacht hat? Du hättest sehen sollen, wie sie sich ihm an den Hals geworfen hat.«
»So war das doch gar nicht, und das weißt du auch ganz genau. Caleb weiß, dass ich nichts von Malik will. Kümmere du dich mal lieber um dein eigenes Liebesleben und steck deine große Nase nicht dauernd in meins!«
Mia schnappte nach Luft und versteckte ihre Nase schnell hinter der Hand. Sie hasste ihre Nase, dieses deutliche Zeichen dafür, dass ihre Familie von den Philippinen stammte. Ich hatte das gar nicht wörtlich gemeint, aber schon die Andeutung brachte sie zur Weißglut. »Du hast was gegen meine Nase, ja? Mach du lieber erst mal ein paar Sit-ups, dann reden wir weiter, Schwabbelbacke!«
Ich wich schockiert zurück. Jetzt war ihr also nichts mehr heilig.
Caleb formte ein T mit den Händen. »Langsam, die Damen, Auszeit. Das ist doch gar keine so große Sache. Nur ein Missverständnis, Mia, kein Grund, sich zu streiten. Apropos Liebesleben, wie läuft’s mit dir und Doug?«
»Gar nicht, und das lässt sie jetzt an mir aus«, antwortete ich beleidigt. Dieses ganze Geplänkel war lächerlich. Wie alt waren wir gleich noch? Und Caleb, der Liebe, versuchte als Einziger, sich erwachsen zu verhalten.
»Was soll’s. Macht ihr doch, was ihr wollt, mir ist es egal. Halt dich einfach fern von mir, Sam.« Sie warf den Pferdeschwanz dramatisch über die Schulter und stampfte davon.
»Kein Problem. Wir sehen uns dann wohl in einem der drei Kurse, die wir zusammen haben! Hab dich lieb!«, schrie ich ihr hinterher. Statt einer Antwort zeigte sie mir den Stinkefinger.
Super! Noch ein Loch in meinem Leben, das ich stopfen musste. Ich würde warten müssen, bis wir uns beide beruhigt hatten, bevor ich das nächste Mal mit ihr redete, sonst würden wir uns doch noch gegenseitig die Augen auskratzen.
»Lief doch super«, sagte Caleb fröhlich.
»Ein weiterer herrlicher Tag an der James City High«, wimmerte ich und legte den Kopf an seine Brust.
»Das ist ein Hinweis, weißt du. Unsere Anziehung wirkt am stärksten bei denen, die Liebeskummer haben und verzweifelt sind. Ihr geht es offenbar gar nicht gut, und deswegen reagiert sie so empfindlich auf uns.«
Ich wusste, dass er recht hatte, aber das machte den Schmerz nicht geringer. Aber ich würde nicht aufgeben. Nicht bei ihr.
Während Caleb mich in den Armen hielt, bemerkte ich, dass unsere Vorstellung nicht wenige Zuschauer angelockt hatte, oder vielmehr Zuschauerinnen. Fasziniert von dem großen Typen an meiner Seite, kamen die Mädchen immer näher.
»Ähm, ich gehe dann lieber mal. Die Wölfe umzingeln uns schon, und ich habe heute noch nichts getrunken. Ich will nicht diese ganzen Teeniemädchen an den Hacken haben«, sagte Caleb und setzte seine Sonnenbrille wieder auf.
»Ja, verzieh dich lieber, alter Mann. Lass das Jungvolk unter sich bleiben.«
Ich gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund und marschierte in einen weiteren Tag voller Wissenszuwachs und mit einer ordentlichen Portion Mobbing hinein. Ich schaffte es kaum bis zum Spind, als der Zirkus auch schon losging. Die drei Courtneys kamen mit Klemmbrettern in der Hand den Flur herunterstolziert und verteilten Flugblätter. Alle trugen aufeinander abgestimmte Pullover mit V-A usschnitt, einen Faltenrock und ein blaues Band im Haar. Die Anführerin war Courtney B., die Rothaarige, der ich ständig rechts und links eine hätte runterhauen können. In meiner aktuellen Stimmung war der Gedanke wirklich sehr verlockend.
Ich verschwand halb in meinem Spind und betete, dass sie einfach vorbeigehen und so tun würden, als existierte ich nicht, wie sie es sonst auch taten. Dabei bemerkte ich erfreut, dass mein Bücherrucksack und das Handy noch da lagen, wo ich sie gestern gelassen hatte. Ein Problem weniger. Jetzt waren es nur noch neunundneunzig.
»Sabrina, willst du nicht auch bei unserer Unterschriftenaktion mitmachen? Wir organisieren eine Benefizveranstaltung. Da ihr zwei euch ja ziemlich nahestandet, willst du doch bestimmt auch was beisteuern.«
Während ich noch mit der Erkenntnis kämpfte, dass Courtney nach sechs Jahren meinen Namen immer noch nicht wusste, wappnete ich mich schon mal für die nächste Runde Beleidigungen. Langsam drehte ich mich zu dem Trio um. »Was für eine Benefizveranstaltung?«
»Für die Malik-Davis-Stiftung.
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