Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
angespannt; sie würden sich jederzeit in die Schusslinie werfen, falls es sein musste.
Caleb wirbelte herum und sah Angie trotzig an, wandte sich dann aber unter offensichtlichen Schmerzen schnell wieder ab. Er sah zu Boden und blinzelte ein paarmal schnell hintereinander, als könnte er nichts sehen.
Ohne ihr noch einmal ins Gesicht zu schauen, sagte er mit zittriger Stimme: »Wenn du mich tötest, tust du Tobias nur einen Gefallen. Bin ich denn der Einzige, der sich an ihn erinnert? Er hat auch eine Verbindung zu Sam. Die Familie Santiago würde sich bestimmt freuen zu hören, dass ein Dämon der Erbe der Petrovsky-Dynastie sein könnte.« Mit gesenktem Kopf verließ er den Raum und ließ die Tür hinter sich geräuschvoll zufallen.
Angie schloss die Augen und massierte sich die Nasenwurzel, um ihre Fassung wiederzuerlangen. Michael und Haden funkelten mich böse an, als wäre das alles meine Schuld.
»Wir sollten ihm nachgehen.« Ich wollte aufstehen, aber Angie hob die Hand, um mich aufzuhalten.
»Nein. Ich muss mit dir allein reden, Samara. Michael, Haden, bitte behaltet euren Bruder im Auge. Sorgt dafür, dass er heute Nacht sein Zimmer nicht mehr verlässt.«
Die Brüder gingen rückwärts aus dem Zimmer und drehten sich erst um, als sie die Tür erreichten.
Im Arbeitszimmer war wieder alles ruhig, nur das Knacken des brennenden Holzes im Kamin durchbrach die Stille. Ich konnte Angie im Augenblick auch nicht ansehen, also spielte ich mit meinen Händen und fummelte an dem Niednagel am rechten Daumen herum. »Caleb hat nicht unrecht, weißt du. Die Bosse werden nicht allzu froh über Tobias sein.«
»Ja, und deshalb werden sie es nicht erfahren, jedenfalls nicht, bevor du und Caleb den Bund eingegangen seid.«
»Glaubst du, deswegen hat Nadine dir nichts von Tobias erzählt? Weil sie Angst davor hatte, wie du reagierst? Ich meine, sie war den Bund mit einem Inkubus eingegangen, ihrem Todfeind. Vielleicht hat er sie ausgetrickst, oder aber sie hat es freiwillig getan – keine Ahnung – , jedenfalls sind Tobias und Lilith nun verbunden.«
»Was für ein Riesendurcheinander, meine Kleine. Es tut mir so leid, dass du nun diese Last tragen musst. Hätte ich gewusst … « Sie bedeckte ihr Gesicht mit der Hand und drängte die Tränen zurück. »Wann hast du ihn zum letzten Mal gesehen?«
Ich erzählte ihr alles, was in der letzten Woche geschehen war, von meinem Blackout und Tobias’ Verschwinden bis zum Eindringling in meinem Haus. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war mein Armband mit der durchtrennten Kette, die ich mit Klebeband geflickt hatte. Ich hatte die Kettenglieder mit verschiedenen Mitteln zusammenzuhalten versucht – mit Büroklammern, Haarspangen, Gummibändern – , aber alles rostete oder rutschte unter der Dusche heraus.
Angie fluchte normalerweise nicht. Das war schlechtes Benehmen. Aber nun schien sie in zwei Minuten alles nachholen zu wollen. Als sie fertig war mit ihrer Tirade, ging sie zum Kamin und holte eine kleine, flache Schachtel und ein Feuerzeug hinter der Vase auf dem Kaminsims hervor. Sie machte eine rasche Bewegung aus dem Handgelenk und hatte plötzlich eine Zigarette zwischen den Fingern.
»Du hast mir versprochen, dass du aufhörst«, murmelte ich.
»Habe ich das?« Sie zündete die Zigarette an und nahm einen Zug.
Als ich darüber nachdachte, erkannte ich, dass sie recht hatte. »Nein. Du hast es nicht mir versprochen. Du hast es Nadine versprochen.«
»Ja, ach, es ist nur ein kleiner Ausrutscher. Ich sage nur so viel: Es war ein sehr stressiger Monat.« Ihre freie Hand strich mir über das Haar. »Wird langsam etwas verwirrend, oder? Schwer zu sagen, wo Nadine aufhört und wo du anfängst.«
»Manchmal.«
»Und deine Gefühle für Tobias sind kompliziert, ja?«
»Nicht nur für Tobias, auch für Caleb«, antwortete ich.
Sie nickte und nahm wieder einen tiefen Zug. Die Glut ihrer Zigarette leuchtete hell auf und machte beinahe dem Feuer in ihren Augen Konkurrenz. »Caleb leidet. Nimm es nicht persönlich. Trotz all dem, was geschieht, liebt er dich.«
»Was macht dich da so sicher?«
»Spürst du es nicht? Es hängt wie dichter Nebel hier im Zimmer. Alle Möbel sind damit überzogen, selbst das Essen hat danach geschmeckt. Ich verstehe, dass er nicht gedrängt werden will, aber was ist dein Grund dafür, den Bund nicht zu besiegeln? Ihr beide könntet endlich zusammen sein, und das würde all eure Probleme lösen.«
»Und neue
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