Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
beschützen. Wo ist Olivia?«, fragte Haden, der sich auf dem Boden krümmte und sich die linke Brustseite hielt.
Ich blickte auf den dunkelroten Fleck, der sich auf seinem weißen T-S hirt ausbreitete. »Oh Gott! Haden, du wurdest ja angeschossen!«
»Nur ein Kratzer. Mach dir keine Sorgen«, antwortete er, aber sein verzerrtes Gesicht verriet mir, dass es viel schlimmer war.
Die Aufzugtüren öffneten sich, und der vertraute Anblick von Angies Flur hieß uns willkommen. Caleb steckte den Kopf hinaus und spähte in beide Richtungen den kleinen Korridor entlang. Beruhigt half er Haden auf und legte ihm den Arm um die Taille. Ich tat dasselbe mit Michael, der zwischen Wachsein und Bewusstlosigkeit schwankte.
Auf dem kurzen Flur waren keine verrückten Pistolenhelden zu entdecken, und wir hatten freie Sicht auf die Glastür, die zu Angies Suite führte. Ich konnte Olivia drinnen erkennen. Ihre Schuhe baumelten in ihrer Hand, als sie auf die Stufen zuging. Ihre Hoffnung, den Abend ruhig ausklingen zu lassen, war dahin, als sie uns klopfen hörte.
»Was ist passiert?«, schrie Olivia und kam zur Tür gerannt.
Als sie öffnete, stolperten wir hastig in die Eingangshalle. Caleb und ich hatten jeweils einen reglosen Körper in den Armen. »Ruf die Polizei!«, befahl ich, schleppte Michael ins Wohnzimmer und lud ihn auf dem Sofa ab wie ein Gepäckstück.
Caleb schaffte es nicht so weit – Haden brach mitten in der Eingangshalle zusammen. »Wir müssen dich ins Krankenhaus bringen.« Caleb hob Hadens T-S hirt an, um die Verletzung zu begutachten. »Keine Austrittswunde. Sieht übel aus. Ich brauche etwas, um die Blutung zu stillen.«
Olivias entsetzter Blick flog zwischen Wohnzimmer und Eingangshalle hin und her, während sie unnütz herumstand. »Sagt mir jetzt endlich mal jemand, was hier los ist?«
»Gunnar hat ’ne Knarre!«, sang Michael und hob die Finger zur Decke, als wollte er schießen.
»Gunnar?« Olivia trat zurück und schüttelte wild den Kopf. »Unmöglich.«
»Glaub’s lieber. Deinen Leibwächter hat die Schießwut gepackt.« Ich sah mich in der Sitzecke um und entdeckte Champagner, einen Eiskübel und einige zusammengelegte Tischdecken. Etwas extravagant, aber sie würden ihren Zweck erfüllen. Ich schnappte mir die Tischdecken, rauschte an Olivia vorbei und kniete mich neben Caleb auf den Boden.
Caleb nahm eine Tischdecke und legte sie über die dunkle Wunde in Hadens Brust. Erst da bemerkte ich die breite Blutspur auf dem Boden. Auf dem weißen Marmor sah sie aus wie Grillsauce. »Das ist eine Menge Blut. Er braucht sofort Hilfe. Olivia, würdest du mal aufhören zu starren und die Polizei rufen?«, schrie ich sie an.
»Du kommst wieder in Ordnung. Alles wird gut«, murmelte Caleb beschwörend, mehr zu seiner eigenen Beruhigung als zu Hadens. Ich konnte die Anspannung in seinen Armen sehen, als er das Tischtuch auf seinen Bruder drückte, ich sah die Anspannung in seinem Gesicht, aber das Schlimmste war, dass ich jeden schmerzhaften Stich spürte, der durch seinen Körper fuhr. Haden war sein Bruder, biologisch und spirituell. Schon wieder ein Familienmitglied, das er verlieren könnte.
»Hier, halte das. Drück es so kräftig gegen seine Brust, wie du kannst.« Caleb und ich tauschten die Position, und er holte sein Handy heraus.
Seine Hände waren ganz glitschig vom Blut und zitterten so stark, dass er fast das Telefon fallen ließ. Aber das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um in einen Schockzustand zu fallen. Caleb kam wohl zu demselben Schluss und riss sich so weit zusammen, dass er wählen konnte. Ich drückte mit meinem ganzen Gewicht auf die Wunde. Die Muskeln in meinen Armen brannten, während Hadens Herz gegen meine Hand pochte. Blut sickerte durch die Tischdecke, und ich ersetzte sie schnell durch eine andere.
»Der Notruf sagt, die Polizei ist schon unterwegs. Jemand muss die Schüsse unten gehört und schon angerufen haben. Der Rettungswagen könnte länger brauchen«, berichtete Caleb hastig und sprach dann wieder ins Handy. »Ja, ich bin noch dran.«
Haden wurde bleich. Seine Lippen waren fast weiß, und um seine Augen lagen dunkle Ringe. Ich drückte weiter den Stoff auf seine Wunde, ohne ihn anzusehen, ohne auf Calebs panische Stimme am Telefon zu achten, ich konzentrierte mich nur auf meine Aufgabe. Das war nicht das erste und auch nicht das zweite oder dritte Mal, dass ich mich über einen Menschen beugte, der im Sterben lag. Aber wenn es diesmal eine Chance auf
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