Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
Calebs Schulter und streichelte liebevoll seine Wange. »Ich will nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber ich finde, Sie sind eine sehr sch-schöne Frau, und es wäre … mir eine Ehre, Sie zu einem Drink einzuladen«, lallte Michael und spitzte die Lippen zum Kuss.
Sein angewiderter Bruder sah mich hilfesuchend an, aber ich lachte nur. »Na komm schon, jetzt zier dich doch nicht so«, neckte ich ihn und machte Schmatzgeräusche.
Caleb schickte ein stilles Dankeschön in Richtung Decke, als wir seine Etage erreichten. Die Aufzugtür glitt auf, und Haden ging als Erster hinaus. Ich erkannte undeutlich, dass jemand im Flur stand und in den Aufzug einsteigen wollte. Ich linste um Hadens breite Schultern herum und sah Olivias Leibwächter dort stehen, Furcht einflößender als je zuvor.
Auf seiner Haut glitzerte Schweiß, und seine Brust hob und senkte sich unter schweren Atemzügen. Es lag etwas Bedrohliches in seiner Körperhaltung. Er hatte die Schultern hochgezogen und den Kopf gesenkt, und in seinen Augen funkelte es mordlustig.
Ich brauchte keine übersinnlichen Kräfte, um die Gefahr zu erkennen. Sie war so offensichtlich und unmissverständlich wie die Waffe in seiner Hand, die jetzt direkt auf uns gerichtet war.
»Hey, seht mal! Gunnar hat ’ne Knarre. Das ist lustig«, kicherte Michael.
12
Zurück in den Aufzug!«, schrie Haden und trat einen Schritt zurück. Im selben Augenblick krachte ein Schuss.
Ich warf mich zu Boden, Caleb tat es mir gleich und schaffte es, Michael mitzuziehen. Inmitten der rudernden Gliedmaßen hob ich den Kopf und sah Haden in den Aufzug zurücktaumeln. Vom Boden aus streckte Caleb die Hand nach den Etagenknöpfen aus, und die Türflügel glitten aufeinander zu. Ein weiterer Schuss erschütterte die Kabine und schlug ein Loch in die Rückwand. Ein dritter ging in die obere rechte Ecke.
Überall um mich herum nahmen mir Körper die Sicht, aber ich konnte sehen, wie die Lücke zwischen den Türflügeln schmaler wurde. Gunnar sprang mit ausgestreckter Hand vor, um die Tür offen zu halten. Sein Gesicht verzog sich in einer wilden Maske der Wut, seine Augen glühten in einem hellen Goldton.
Michael lag mit seinem ganzen Gewicht auf mir und zermalmte mir die Schienbeine. Zu meiner Rechten hörte ich ein Klimpern und drehte mich danach um, so gut ich konnte. Caleb kam gerade auf die Füße, in der Hand seinen Schlüsselring und ein winziges Schweizer Armeemesser, das daran befestigt war. Mit ausgeklappter Klinge stach Caleb auf die fleischigen Finger ein, die zwischen den Türflügeln zu sehen waren. Auf der anderen Seite ertönte ein Heulen, aber Gunnar versuchte weiter, die Tür aufzuschieben. Blut tropfte am Metall hinunter und über die Finger, bis sie keinen Halt mehr fanden.
Die Tür machte Anstalten, sich wieder zu öffnen. Ich streckte die Hand aus und drückte immer wieder auf den Schließknopf, bis die blutigen Finger endlich verschwanden. Erst als ich spürte, wie die Kabine hochfuhr, hörte ich auf.
Nicht ausflippen, keine Panik, schön cool bleiben , sang ich innerlich vor mich hin. Das passierte alles gar nicht. Ich plauderte gerade angeregt mit meinem Freund und amüsierte mich und wurde nicht in einem Aufzug mit einer Waffe bedroht. Warum ausgerechnet Gunnar? Hasste Olivia Caleb so sehr, dass sie einen Killer auf ihn angesetzt hatte? Hatte sie diese Macht überhaupt?
Ich verwarf die Idee, bevor ich sie zu Ende gedacht hatte. Ich sah Gunnars Augen vor mir, klein und zu eng beieinander stehend, aber statt des üblichen Eisblaus leuchteten sie feurig. Nur eine Person hatte solche Augen, und er hatte die Möglichkeiten und das Motiv, einen Feind zu erledigen. Er war im Moment der Einzige, der einen guten Grund hatte, einen von uns zu töten.
»Alle in Ordnung so weit?«, ächzte Haden von der anderen Seite der Kabine. Ich konnte ihn nicht sehen – Michaels Schulter war im Weg – , aber ich hörte eindeutig Schmerz in seiner Stimme.
»Ja. Was zum Teufel war das?«, fragte Caleb und zog mich auf die Füße.
»Ich glaube, das war Tobias. Genauer gesagt: Ich bin mir sicher«, sagte ich.
Er sah mich ungeduldig an. »Sam, fang nicht … «
»Du hast es selbst gesehen. Gunnar hat blaue Augen, und jetzt läuft er mit glühend gelben herum. Und er ist ein bezahlter Leibwächter, der gerade versucht hat, uns zu töten. Zähl doch mal eins und eins zusammen, Caleb.«
»Gunnar ist besessen? Das müssen wir Evangeline erzählen. Er wurde angeheuert, um Olivia zu
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