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Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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vor ihrem Leben ab. Und was sollte sie davon abhalten, es noch mal zu versuchen? Sie würde immer da sein und auf den richtigen Moment warten, bis meine Wachsamkeit nachließ, und ich konnte mich nicht für den Rest meines Lebens in Depressionen flüchten wie in einen verschlossenen Bunker, so wie Nadine es getan hatte. Das würde niemals aufhören, und Lilith würde mich wieder austricksen, wenn ich sie ließe. Ein Gefühl der Erleichterung überkam mich, und ich fühlte mich unbeschwert in dem beruhigenden Wissen, dass mit einem Schluck alles vorbei sein würde.
    »Sam! Alles in Ordnung?«, rief Caleb durch die Tür.
    Ich erstarrte. Ich hatte völlig vergessen, dass er noch da war, aber das war ja schließlich sein Hotelzimmer. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte nicht sprechen, aber wenn ich nichts sagte, würde er denken, irgendwas stimmte nicht. Wie ich ihn kannte, würde er versuchen, mich aufzuhalten, mich vor mir selbst zu retten oder irgend so ein Unsinn. Ich wollte aber nicht gerettet werden. Ich wollte Blut, ich wollte den Kopf meiner Feindin auf meinem Armaturenbrett. Da das nicht ging, war das hier die nächstbeste Lösung.
    In dieser Nacht stand Mord auf dem Programm, aber meine Kehle, diese sture Dämonenkomplizin, verweigerte die Mitarbeit. Meine Wangen blähten sich, Spucke sammelte sich in meinem Mund und lief an meinem Kinn hinunter, aber meine Kehle ließ sich nicht dazu bewegen, sich zu öffnen. Als begeisterte Esserin und Trinkerin hatte ich noch nie etwas herunterwürgen müssen, nicht mal die eklige Medizin, die ich als Kind hatte nehmen müssen. Als es an der Tür klopfte, fuhr ich zusammen, doch auch die Überraschung lockerte meinen Hals nicht.
    »Was machst du da drin?«, fragte er. Seine Energie kroch unter der Tür durch und durchdrang die Holzfasern, um zu mir zu gelangen. Die violetten Impulse waren zwar ungeordnet, übertrugen aber deutlich Wut und Furcht, und ich war die Quelle dafür.
    Plötzlich traf mich die Erkenntnis wie ein elektrischer Schlag, und ich erkannte ernüchtert, was ich da gerade tat, was ich gerade tun wollte und was sich immer noch in meinem Mund befand. Ich konnte das nicht, ich konnte ihm das nicht antun und schon gar nicht mir, wer auch immer ich noch war.
    Ich beugte mich über das Waschbecken und spuckte das Öl aus, dann hielt ich meinen Mund unter den Wasserhahn und spülte mehrmals nach. Mit Zahnpasta aus einer der winzigen Hoteltuben entfernte ich alle Spuren des Öls.
    Das Klopfen wurde energischer – es klang jetzt eher nach Drogenrazzia –, und das Holz der Tür erbebte unter den Schlägen. »Sam, hörst du mich?«
    »Ja, ich bin gleich draußen.« Ich wusch mir Hände und Gesicht, bevor ich zu ihm hinausging.
    Ich öffnete die Tür und sah Caleb davorstehen, der mich kritisch musterte und nach Blut, selbst beigebrachten Wunden oder einer Aliensonde suchte. »Was ist los?«, fragte er.
    »Lilith hat dich an Halloween vergiftet, und Capone hat versucht, mich mit einem Pfeil zu töten«, platzte ich heraus.
    Ich musste es mehrmals wiederholen, bis er es endlich kapierte. »An so was würde ich mich doch erinnern, Sam.«
    »Nicht, wenn Capone nicht will, dass du dich erinnerst.« Ich erzählte ihm die Vision von Anfang bis Ende. Ich sah, wie sich sein Gesichtsausdruck in Verwirrung, dann in Überraschung und dann in Wut veränderte. Es war, als würde man einer seltenen Blüte beim Aufblühen zusehen, die anschließend sofort verwelkte. Es war ebenso bemerkenswert wie tragisch.
    Als ich fertig war, lehnte er sich gegen die Wand und starrte mit ausdruckslosem Gesicht vor sich hin. Caleb nervte mich vielleicht manchmal – na gut, zu neunzig Prozent – , aber was ich gar nicht ausstehen konnte, was ich abgrundtief hasste, das war sein Schweigen. Es war wie ein langsamer, quälender Tod, den ich nicht ertragen konnte.
    »Sag was«, flehte ich.
    »Was hast du gerade eben im Bad gemacht?« Jetzt wünschte ich, er hätte weitergeschwiegen. Als ich nicht antwortete, sagte er: »Capone war am Durchdrehen. Eine Sekunde später hätte ich die Tür eingetreten.«
    »Ich hatte eine Flasche Olivenöl im BH .«
    Er brauchte keinen Taschenrechner, um eins und eins zusammenzuzählen, und das Ergebnis ließ seine Augen vor Wut auflodern. Mit erschreckender Geschwindigkeit kam er auf mich zu und drängte mich ins Bad zurück. Er kam noch näher, ergriff dann meine Wangen mit einer Hand und sah mich aufmerksam an. »Hast du was geschluckt?«
    Es war schwer,

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