Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
Capone und hebt den Langbogen.
Tobias wirbelt herum und sieht Capone an. »Ein Pfeil? Es braucht mehr als das, um mich loszuwerden. Ich bin unsterblich.«
»Nicht … ganz.« Capone zieht die Bogensehne zurück. Ein Auge hält er auf gleicher Höhe wie die Pfeilspitze, die direkt auf mein Herz zielt.
Tobias fährt zusammen. »Bist du verrückt? Hör auf!«
»Caleb, was tust du?«, ruft Michael.
Ich sehe zu dem Mann zu meiner Linken hinüber. Er hat ihn Caleb genannt. Er weiß nicht, was hier vor sich geht.
Tobias kichert nervös. »Du bluffst. Du würdest deine Gefährtin nicht umbringen.«
»Im Gegensatz zu dir habe ich keine Angst vor dem Sterben. Und ich will lieber, dass sie stirbt, als dass sie mit dir geht.«
Ein Schrei macht sich in meiner Kehle breit, als ich sehe, wie Capone den Körper strafft. Sein gebeugter Arm bildet eine perfekte Linie mit seiner Schulter. Er blufft nicht.
»Ich sorge dafür, dass es schnell geht. Beweg dich nicht. Atme nicht mal«, warnt Capone.
Seine Worte, diese gesamte Situation, das alles ist mir nur allzu vertraut. Die Ereignisse der Halloween-Nacht erwachen in meinem Kopf zu neuem Leben: der Geruch nach nassem Gras, das Öl im heißen Kakao, glitzernde Feenflügel, die in der Brise flattern, und der kandierte Apfel auf Samaras Kopf. Und der Pfeil. Samara hatte auf Calebs Zielgenauigkeit vertraut, sie hatte darauf vertraut, dass er ihr niemals wehtun würde. Aber das war nicht Caleb. Mit einem kurzen Zucken seines Fingers schickt er den Pfeil auf die Reise, und ich schließe die Augen und stelle mich meinem Schicksal.
»Nein!«, schreit eine Stimme, und gleichzeitig schubst mich eine Hand nach rechts. Ich stolpere, und etwas sirrt an meinem Ohr vorbei. Dann ist der Wald wieder still. Ich reiße die Augen auf und sehe als Erstes Capone, der seinen Bogen senkt. Er grinst böse, als das Ziel vor ihm strauchelt.
Tobias kniet einen halben Meter von mir entfernt und starrt auf den Pfeil, der in seiner Brust steckt. Eine Millisekunde lang sehe ich den Stolz auf seinem Gesicht. Menschliche Waffen können ihn nicht töten, und er findet Capones lahmen Versuch beleidigend. Aber dieser Gesichtsausdruck verfliegt in derselben Sekunde, als das Brennen einsetzt. Es schießt in ihn hinein wie eine Feuerkugel, und wir fallen alle drei gleichzeitig auf die Knie.
Ich habe diese Folter schon einmal erlebt, und in diesem Augenblick steht alles mit alarmierender Deutlichkeit vor meinen Augen. Der Pfeil. Er war vergiftet, in Olivenöl getränkt. Nicht mal Capone hatte die lähmende Qual erwartet, die auf diesen Treffer folgt.
Ich konzentriere mich weiter auf Tobias. Er liegt zusammengekrümmt auf der Seite und umklammert seinen Hals. Seine freie Hand schlägt auf den Boden, seine Finger wühlen Klumpen aus der Erde. Mit letzter Kraft schleppt er sich auf mich zu, aber bald ist auch diese Energie verbraucht, und er bricht zusammen. Mit aufgerissenen, glasigen Augen starrt er in eine Dimension, die keiner von uns sehen kann, in die wir ihm aber bald folgen werden. Sein Gesicht verzerrt sich und zuckt, Blut sickert aus seinem Mund.
Feuer frisst sich durch meine Knochen und bohrt Löcher in meine Lunge. Um mich herum ist so viel Luft, sie streicht mir durchs Haar, streicht über meine Wangen, bringt den Geruch nach Regen und brennendem Fleisch in meine Nase, aber ich kann sie nicht einatmen. Mein Brustkorb fällt in sich zusammen, und mein Herz fühlt sich an, als würde es gleich explodieren.
»Caleb, bring sofort Sam hier raus!«, ruft eine raue Stimme aus der Ferne. An dem irischen Akzent erkenne ich, dass es Haden ist, aber er ist stärker zu hören als gewöhnlich, die Worte laufen panisch ineinander.
»Er ist schwach, aber noch am Leben. Wir müssen das jetzt beenden!«, schreit Capone. Er ist in der Nähe, irgendwo neben mir. Ich versuche, die Hand nach ihm auszustrecken, aber ich kann sie nicht bewegen.
»Erst wenn wir herausgefunden haben, wie wir ihn ein für alle Mal erledigen. Er ist jetzt außer Gefecht, und wir sorgen dafür, dass das so bleibt. Das Öl verschafft uns mehr Zeit. Bring Sam nach Hause. Ruf ihre Mom an und sag ihr, dass sie in Sicherheit ist«, sagt Michael. Schritte knirschen auf dem Gras.
»Ich lasse ihn nicht – «
»Du darfst nicht wissen, wo wir seinen Körper hinbringen, Caleb! Du und Sam seid immer noch mit ihm verbunden. Wir werden uns drum kümmern. Jetzt geh!« Hadens Stimme donnert durch die Bäume und trägt seinen Befehl tiefer in den Wald
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